Donnerstag, 2. Januar 2025

Gleiche Hoffnung auf Erkenntnis bestimmte uns beiden den Weg

 

Basilius der Große und Gregor von Nazianz, Kölner Dom

Eine Seele lebt in zwei Körpern
 
In Athen fanden wir beide, Basilius und ich, uns vereint. Athen hatte uns wieder! Wie wenn sich ein Gewässer an der einen heimatlichen Quelle teilt, so hatte uns das Verlangen nach Bildung in verschiedene Richtungen auseinandergetrieben; nun waren wir wieder in Athen beieinander, als ob wir es so verabredet hätten, in Wirklichkeit aber, weil Gott es so gefügt hatte. Damals verehrte ich meinen großen Basilius, weil ich seine ernste Lebensauffassung sah und die Reife und Klugheit seiner Reden. Aber ich verehrte ihn nicht allein, sondern ich gewann auch andere für ihn, jüngere, die ihn noch nicht kannten. Ich gewann sie, dass sie ihn wertschätzten wie ich. Aber die meisten schenkten ihm gleich ihre Verehrung, weil sie ihn vom Hörensagen schon kannten. Nach einiger Zeit gestanden wir einander unsere gemeinsame Neigung: die Philosophie, um die es uns ging. Damals schon bedeuteten wir uns alles: wir lebten unter demselben Dach, aßen am gleichen Tisch, arbeiteten zusammen, hatten die gleichen Interessen, und einer weckte stets im andern wärmeres und festeres Verlangen. Gleiche Hoffnung auf Erkenntnis bestimmte uns beiden den Weg, Hoffnung auf Erkenntnis, um die doch die Menschen einander am meisten beneiden. Aber zwischen uns gab es den Neid nicht. Und doch war uns ein Wettkampf wichtig: Das war der Streit zwischen uns, nicht, wer den ersten Preis gewänne, sondern wer ihn den andern gewinnen lasse. Denn jeder hielt den Ruhm des andern für seinen eigenen. Eine Seele lebte in zwei Körpern. Wenn auch die Philosophen keinen Glauben verdienen, nach denen alles in allem gegenwärtig sein soll, so darf man doch uns glauben, dass jeder im andern und beim andern war.
Unser beider Wirken und Streben galt der Tugend, auf die künftige Hoffnung hin zu leben und uns so einzustellen, dass wir schon vor dem Scheiden aus dieser Welt Abschied von ihr nahmen. Das stand uns vor Augen, und danach richteten wir das Leben und alles Tun. Wir hielten die Gebote Gottes und eiferten einander an zum Ringen um das Gute. Wenn es nicht zu anmaßend scheint, möchte ich sagen: einer war dem andern Norm und Richtmaß, nach dem er das Rechte vom Falschen unterschied. Der eine hat diesen, der andere jenen Zunamen. Er hat ihn von den Eltern geerbt oder ihn durch eigenes Mühen und Arbeiten erworben. Uns aber war es die eine große Wirklichkeit und der eine große Name: Christen zu sein und Christen zu heißen.

Mittwoch, 1. Januar 2025

Gottesmutter, bitte für uns!

 

Am Oktavtag der Geburt Christi feiert die Kirche das Hochfest der Gottesmutterschaft Mariens. Das Konzil von Ephesus hatte im Jahre 431 feierlich den Marientitel „Theotokos – Gottesgebärerin“ bestätigt, der von Nestorius in Frage gestellt worden war. Schon Elisabeth begrüßt Maria als „Mutter meines Herrn“. Mit dem hl. Cyrill von Alexandrien und den Vätern von Ephesus bekennt die Kirche, dass in der Person Christi Gottheit und Menschheit in unteilbarer Weise verbunden sind, sodass die Mutter Christi den ganzen Gottmenschen geboren hat. In Maria erreicht der Mensch das Höchstmaß seiner Würde, da sie als Mensch gewürdigt wurde, dem ewigen Sohn Gottes in der Zeit als Mutter Leib und Leben zu schenken. Seit Papst Paul VI. begeht die Kirche am 1. Jänner auch den Weltfriedenstag.