Freitag, 11. Juli 2025

Die Werkzeuge des geistlichen Kunst

Hl. Benedikt von Nursia
ehemalige Benediktinerabtei Hronsky Benadik, Slowakei

 

Vor allem: Gott, den Herrn, lieben mit ganzem Herzen, ganzer Seele und mit ganzer Kraft. (Dtn 6,5)

Ebenso: Den Nächsten lieben wie sich selbst. (Mk 12,30-31; Lev 19,18)

Dann: Nicht töten. (Ex 20,13)

Nicht Ehe brechen. (Ex 20,14)

Nicht stehlen. (Ex 20,15)

Nicht begehren. (Ex 20,17)

Nicht falsch aussagen. (Ex 20,16)

Alle Menschen ehren. (1Petr 2,17)

Und keinem anderen antun, was man selbst nicht erleiden möchte. (Tob 4,16)

Sich selbst verleugnen, um Christus zu folgen. (Mt 16,24)

Den Leib in Zucht nehmen. (1Kor 9,27)

Sich Genüssen nicht hingeben.

Das Fasten lieben.

Arme bewirten. (Mt 25,35)

Nackte bekleiden. (Mt 25,36)

Kranke besuchen. (Mt 25,36)

Tote begraben. (vgl. Tob 2,7-9)

Bedrängten zu Hilfe kommen.

Trauernde trösten.

Sich dem Treiben der Welt entziehen.

Der Liebe zu Christus nichts vorziehen.

Den Zorn nicht zur Tat werden lassen.

Der Rachsucht nicht einen Augenblick nachgeben.

Keine Arglist im Herzen tragen.

Nicht unaufrichtig Frieden schließen.

Von der Liebe nicht lassen.

Nicht schwören um nicht falsch zu schwören. (Mt 5,34)

Die Wahrheit mit Herz und Mund bekennen.

Nicht Böses mit Bösem vergelten. (1Petr 3,9)

Nicht Unrecht tun, vielmehr Erlittenes geduldig ertragen.

Die Feinde lieben. (Lk 6,27)

Die uns verfluchen, nicht auch verfluchen, sondern – mehr noch – sie segnen. (Lk 6,28; 1Petr 3,9)

Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen. (Mt 5,10)

Nicht Stolz sein, (Tit 1,7)

nicht trunksüchtig, (1Tim 3,3)

nicht gefräßig,

nicht schlafsüchtig, (Spr 20,13)

nicht faul sein. (vgl. Spr 6,6-11)

Nicht murren. (Weish 1,11)

Nicht verleumden.

Seine Hoffnung Gott anvertrauen. (Ps 73,28)

Sieht man etwas Gutes bei sich, es Gott zuschreiben, nicht sich selbst.

Das Böse aber immer als eigenes Werk erkennen, sich selbst zuschreiben.

Den Tag des Gerichtes fürchten.

Vor der Hölle erschrecken.

Das ewige Leben mit allem geistlichen Verlangen ersehnen.

Den unberechenbaren Tod täglich vor Augen haben.

Das eigene Tun und Lassen jederzeit überwachen.

Fest überzeugt sein, dass Gott überall auf uns schaut. (Spr 15,3)

Böse Gedanken, die sich in unser Herz einschleichen, sofort an Christus zerschmettern und dem geistlichen Vater eröffnen. (Ps 137,9)

Seinen Mund vor bösem und verkehrtem Reden hüten.

Das viele Reden nicht lieben.

Leere und zum Gelächter reizende Worte meiden.

Häufiges oder ungezügeltes Gelächter nicht lieben.

Heilige Lesungen gerne hören.

Sich oft zum Beten niederwerfen.

Seine früheren Sünden unter Tränen und Seufzen täglich im Gebet Gott bekennen;

und sich von allem Bösen künftig bessern.

Die Begierden des Fleisches nicht befriedigen. (Gal 5,16)

Den Eigenwillen hassen.

Den Weisungen des Abtes in allem gehorchen, auch wenn er selbst, was ferne sei, anders handelt; man denke an die Weisung des Herrn: (Mt 23,3) „Was sie sagen, das tut; was sie aber tun, das tut nicht.“

Nicht heilig genannt werden wollen, bevor man es ist, sondern es erst sein, um mit Recht so genannt zu werden.

Gottes Weisungen täglich durch die Tat erfüllen.

Die Keuschheit lieben.

Niemanden hassen.

Nicht eifersüchtig sein.

Nicht aus Neid handeln.

Streit nicht lieben.

Überheblichkeit fliehen.

Die Älteren ehren,

die Jüngeren lieben.

In der Liebe Christi für die Feinde beten. (Mt 5,44)

Nach einem Streit noch vor Sonnenuntergang zum Frieden zurückkehren. (Eph 4,26)

Und an Gottes Barmherzigkeit niemals verzweifeln.

Das sind also die Werkzeuge der geistlichen Kunst.

Wenn wir sie Tag und Nacht unaufhörlich gebrauchen und sie am Tag des Gerichts zurückgeben, werden wir vom Herrn jenen Lohn empfangen, den er selbst versprochen hat:

„Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, hat Gott denen bereitet die ihn lieben.“ (1Kor 2,9)

Mittwoch, 2. Juli 2025

Auf dem Weg zu Elisabeth

 

Heimsuchungskirche, Ain Karem,

 

Am heutigen Fest der Heimsuchung hören wir in der Liturgie erneut den Abschnitt des Lukasevangeliums, der Marias Weg von Nazaret zum Haus der älteren Kusine Elisabet erzählt. Wir können uns den Seelenzustand der Jungfrau nach der Verkündigung, als der Engel von ihr gegangen war, vorstellen. Maria trägt jetzt, geborgen in ihrem Schoß, ein großes Geheimnis in sich; sie weiß, daß etwas ganz Einzigartiges geschehen ist; sie ist sich bewußt, daß das letzte Kapitel der Heilsgeschichte der Welt begonnen hat. Aber um sie herum hat sich nichts verändert, und das Dorf Nazaret weiß nichts von dem, was ihr geschehen war.

Maria denkt aber zuerst nicht an sich selbst, sondern an die ältere Elisabet, die, wie sie erfahren hatte, hochschwanger war. Gedrängt vom Geheimnis der Liebe, das sie soeben in sich empfangen hat, macht sich Maria »eilends« auf den Weg, um ihr beizustehen. Das ist die einfache und zugleich erhabene Größe Marias! Als sie das Haus von Elisabet betritt, geschieht etwas, dessen Schönheit und tiefe Wirklichkeit kein Maler je wiedergeben könnte. Das innere Licht des Heiligen Geistes umstrahlt ihre Personen. Und Elisabet, vom Heiligen Geist erfüllt, ruft aus: »Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt? In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Selig ist die, die geglaubt hat, daß sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ« (Lk 1,42–45).
(Benedikt XVI., 3. Mai 2008)