Samstag, 6. Januar 2024

Wie zeigt sich Gottes Macht?

 

Erscheinung des Herrn, Marienkirche, Krakau

 

Für jene Männer war es logisch, den neuen König im königlichen Palast zu suchen, wo sich die weisen Hofberater befanden. Aber sie mußten feststellen, wohl zu ihrem Erstaunen, daß das neugeborene Kind sich nicht an den Orten der Macht und der Kultur befand, auch wenn sie an jenen Orten wertvolle Informationen über dieses Kind bekamen. Sie merkten vielmehr, daß die Macht, auch die des Wissens, manchmal den Weg zur Begegnung mit jenem Kind versperrt.

Dann führte der Stern sie nach Betlehem, in eine kleine Stadt; er führte sie unter die Armen, die Demütigen, um den König der Welt zu finden. Gottes Maßstäbe sind anders als die der Menschen; Gott zeigt sich nicht in der Macht dieser Welt, sondern in der Demut seiner Liebe, jener Liebe, die unsere Freiheit bittet, aufgenommen zu werden, um uns zu verwandeln und uns fähig zu machen, zu ihm zu gelangen, der die Liebe ist.

Aber auch für uns liegen die Dinge nicht viel anders als für die Sterndeuter. Wenn man uns nach unserer Meinung fragte, wie Gott die Welt hätte retten sollen, dann würden wir vielleicht antworten, daß er seine ganze Macht hätte aufbieten sollen, um der Welt ein gerechteres Wirtschaftssystem zu geben, in dem jeder das haben kann, was er will. In Wirklichkeit wäre das eine Art von Gewalt gegenüber dem Menschen, weil es ihn grundlegender Elemente berauben würde, die ihn kennzeichnen. Weder unsere Freiheit noch unsere Liebe würden nämlich auf den Plan gerufen. Gottes Macht zeigt sich in ganz anderer Weise: in Betlehem, wo wir der scheinbaren Machtlosigkeit seiner Liebe begegnen. Dorthin müssen wir gehen, und dort ist es, wo wir Gottes Stern wiederfinden.

(aus der Predigt von B16, Erscheinung des Herrn, 2011)

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