Samstag, 31. Dezember 2016

Silvester - der Wächter am Ausgang des Jahres


links das Marienportal, die Statue ganz rechts außen neben dem Eingangstor ist der hl. Silvester


und der Wächter des südlichen der drei Westportale der Notre Dame de Paris. Das Portal der Jungfrau Maria (Portail de la Vierge), das etwa um 1200 entstand, ist das älteste der drei Portale, es zeigt im Tympanon die Marienkrönung, die äußerste Figur rechts vom Tor stellt den hl. Papst Silvester I. dar.

Die Silvesterkapelle in S. Quattro Coronati

Papst Silvester, Notre Dame de Paris, Portal der Jungfrau Maria

Allen Besuchern meines Blogs wünsche und erbitte ich ein gesegnetes Jahr 2017!

Freitag, 30. Dezember 2016

Das Gebet und die hl. Familie (Benedikt XVI.)


Die Fenster der Harris Manchester Kapelle in Oxford stammen von Edward Burne Jones und William Morris (1895-1899).

Geburt Jesu, Harris Manchester College, Oxford



Die heutige Begegnung findet in der weihnachtlichen Atmosphäre statt, die von inniger Freude über die Geburt des Retters durchdrungen ist. Gerade haben wir dieses Geheimnis gefeiert, dessen Widerhall die Liturgie all dieser Tage erfüllt. Es ist ein Geheimnis des Lichts, das die Menschen jeder Epoche im Glauben und im Gebet erneut leben können. Gerade durch das Gebet werden wir fähig, uns Gott in inniger Vertrautheit und Tiefe zu nähern. Unter dem Gesichtspunkt des Themas des Gebets, das ich zur Zeit in den Katechesen darlege, möchte ich euch daher heute einladen, darüber nachzudenken, wie das Gebet Teil des Lebens der Heiligen Familie von Nazaret ist. Denn das Haus von Nazaret ist eine Schule des Gebets, wo man lernt zuzuhören, nachzudenken, in die tiefe Bedeutung der Offenbarung des Sohnes Gottes einzudringen, indem man sich Maria, Josef und Jesus zum Vorbild nimmt.

Der Diener Gottes Paul VI. hielt bei seinem Besuch in Nazaret eine denkwürdige Ansprache. Der Papst sagte: In der Schule der Heiligen Familie »verstehen wir, warum wir eine geistliche Disziplin wahren müssen, wenn wir der Lehre des Evangeliums folgen und Jünger Christi werden wollen«. Und er fügte hinzu: »Das erste, was wir in Nazaret lernen, ist seine Stille. Wenn wir doch nur von neuem ihren großen Wert schätzen würden. Wir brauchen diesen wunderbaren Zustand der Seele. Gerade weil wir wie benommen sind vom üblen Lärm des schrillen Protests und der widersprüchlichen Ansprüche, die so charakteristisch sind für unsere unruhigen Zeiten. Die Stille von Nazaret möge uns lehren, wie wir in Frieden und Ruhe das tief Geistliche betrachten und reflektieren können und wie wir offen werden gegenüber der Stimme der inneren Weisheit Gottes und dem Rat der wahren Lehrermeister« (Besuch der Verkündigungsbasilika in Nazaret, 5. Januar 1964). (....)


Die Betrachtung Christi hat in Maria ihr unübertreffliches Vorbild. Das Antlitz des Sohnes gehört in besonderer Weise zu ihr, denn in ihrem Schoß hat er Gestalt angenommen und von ihr menschliche Gestalt empfangen. Niemand hat sich mehr als Maria der Betrachtung des Antlitzes Christi hingegeben. Die Augen ihres Herzens sind in gewisser Weise schon bei der Verkündigung auf ihn gerichtet, als sie ihn durch das Wirken des Heiligen Geistes empfängt. In den folgenden Monaten beginnt sie allmählich seine Gegenwart zu spüren, bis zum Tag der Geburt, als ihre Augen mit mütterlicher Zärtlichkeit das Angesicht des Sohnes betrachten können, während sie ihn in Windeln wickelt und in die Krippe legt. Die Erinnerungen an Jesus, die in ihrem Gedächtnis und in ihrem Herzen verankert sind, haben jeden Augenblick von Marias Leben geprägt. Sie lebt mit dem Blick auf Christus und hütet jedes seiner Worte wie einen Schatz. Der hl. Lukas sagt: »Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach« (Lk 2,19). So beschreibt er Marias Haltung gegenüber dem Geheimnis der Menschwerdung, eine Haltung, die sie ihr ganzes Leben hindurch einnehmen wird: Sie bewahrt alles in ihrem Herzen und denkt darüber nach. Lukas ist der Evangelist, der uns Marias Herz, ihren Glauben (vgl. 1,45), ihre Hoffnung und ihren Gehorsam (vgl. 1,38), vor allem ihre Innerlichkeit und ihr Gebet (vgl. 1,46–56), ihre freie Zustimmung zu Christus (vgl. 1,55) nahebringt. Und all das geht aus der Gabe des Heiligen Geistes hervor, der über sie kommt (vgl. 1,35), wie er der Verheißung Christi gemäß auf die Apostel herabkommen wird (vgl. Apg 1,8). Dieses Bild Marias, das der hl. Lukas uns schenkt, zeigt die Gottesmutter als Vorbild für jeden Gläubigen, der die Worte und Taten Jesu bewahrt und sie einander gegenüberstellt; diese Gegenüberstellung ist immer ein Fortschreiten in der Erkenntnis Jesu. Auf der Spur des seligen Papstes Johannes Paul II. (vgl. Apostolisches Schreiben Rosarium Virginis Mariae) können wir sagen, daß das Rosenkranzgebet sein Vorbild in Maria besitzt, weil es darin besteht, die Geheimnisse Christi in geistlicher Vereinigung mit der Mutter des Herrn zu betrachten. Marias Fähigkeit, vom Blick Gottes zu leben, ist sozusagen ansteckend.

Der erste, der diese Erfahrung gemacht hat, war der hl. Josef. Seine demütige und aufrichtige Liebe zu seiner Verlobten und die Entscheidung, sein Leben mit Marias Leben zu verbinden, hat auch ihn, der »gerecht« war (Mt 1,19), in eine einzigartige Vertrautheit mit Gott hineingezogen und eingeführt. Denn mit Maria und dann vor allem mit Jesus beginnt er, eine neue Beziehung zu Gott herzustellen, ihn in sein eigenes Leben aufzunehmen, in seinen Heilsplan einzutreten, indem er seinen Willen erfüllt. Nachdem er vertrauensvoll der Weisung des Engels gefolgt ist – »fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen« (Mt 1,20) –, hat er Maria zu sich genommen und sein Leben mit ihr geteilt; er hat sich wirklich ganz und gar Maria und Jesus hingegeben, und das hat seine Antwort auf die empfangene Berufung zur Vollkommenheit geführt. Wie wir wissen, ist im Evangelium kein einziges Wort von Josef überliefert: Seine Gegenwart ist eine schweigende, aber treue, beständige, tätige Gegenwart. Wir können uns vorstellen, daß auch er, wie seine Verlobte und in inniger Übereinstimmung mit ihr, die Jahre der Kindheit und Jugend Jesu gelebt hat, indem er sozusagen Seine Gegenwart in ihrer Familie genossen hat. Josef hat seine väterliche Aufgabe völlig erfüllt, in jeder Hinsicht. Sicher hat er Jesus zum Gebet erzogen, gemeinsam mit Maria. Insbesondere wird er ihn mit in die Synagoge genommen haben, zum Sabbatgottesdienst, sowie nach Jerusalem, zu den großen Festen des Volkes Israel. Gemäß der jüdischen Tradition wird Josef das häusliche Gebet geleitet haben, sowohl im Alltag – am Morgen, am Abend, bei den Mahlzeiten – als auch an den wichtigsten religiösen Festen. So hat Jesus im Rhythmus der Tage, die er in Nazaret zwischen dem bescheidenen Haus und Josefs Werkstatt verbracht hat, gelernt, Gebet und Arbeit abzuwechseln und auch die Mühen, um der Familie das nötige Brot zu verdienen, Gott als Opfer darzubringen.
(Benedikt XVI., aus der Generalaudienz 28.12.2011)


Die hl. Familie bei der Arbeit, Harris Manchester College, Oxford

Maria, Josef und die Engel beten Christus, den menschgewordenen Gott an, Harris Manchester College, Oxford

Donnerstag, 29. Dezember 2016

Das Martyrium des hl. Thomas Becket


Thomas Becket, Erzbischof und Märtyrer. Thomas Becket wurde 1118 in London geboren, nach dem Studium in Paris und Bologna wurde er 1154 Archidiakon in Canterbury. 1155 ernannte ihn König Heinrich II. zum Lordkanzler, sieben Jahre später wurde Thomas Erzbischof von Canterbury und Primas von England. Nun widmete er sich ausschließlich seinen Aufgaben als Bischof. Er lebte fortan wie ein Mönch und zeigte sich als großherziger Helfer der Armen.
Als der König in die Rechte der Kirche eingriff, leistete ihm Thomas mit Mut und Entschlossenheit Widerstand. 1164 musste der Erzbischof nach Frankreich ausweichen. Nach langwierigen Verhandlungen zwischen Papst Alexander III. und dem König konnte Thomas Becket 1170 nach England zurückkehren. Doch bald ergaben sich neue Streitigkeiten.
In dem Glauben, dem König einen Gefallen zu erweisen, ermordeten vier Adelige am 29. Dezember 1170 Thomas während der Vesper in der Kathedrale von Canterbury. Er wurde in vollem priesterlichen Ornat vor dem Altar niedergehauen. Das Grab des Erzbischofs war bald Mittelpunkt einer bedeutenden Wallfahrt, besondere Verehrung fand der Märtyrerbischof in Ungarn. Nach seiner Apostasie ließ König Heinrich VIII. 1538 den Schrein zerstören und die Reliquien vernichten.
(Martyrologium Sancrucence)




Mittlerweile brach König Heinrich von England, in die furchtbarste Wut aus gegen den Papst und Erzbischof, der die Anhänger des Königs, darunter auch mehrere Bischöfe, in den Bann tat. Da er der Person des heiligen Erzbischofs nicht beikommen konnte, so wütete er gegen jene Geistlichen, die es mit dem Papste und Erzbischofe hielten. Wer einen Brief an ihn schrieb, oder Briefe von ihm nach England brachte, war des Todes schuldig. Einzelne Geistliche büßten ihre Treue gegen die heilige Kirche schrecklich; sie wurden geblendet, Hände und Füße wurden ihnen abgehauen. Besonders hart wurden die Verwandten des heiligen Erzbischofs verfolgt; ihre Güter wurden ihnen geraubt, sie selbst, sogar Kinder, Greise, schwangere Weiber, wurden unter dem eidlichen Versprechen, zum Erzbischofe sich zu begeben, aus dem Lande gejagt und dem Elende preis gegeben. Sie kamen zum Heiligen; ihr Anblick zerriß ihm das Herz, aber gerade das wollte der wütende König. Gerne hätte Thomas ihnen geholfen, aber was er nicht tun konnte, das tat die göttliche Vorsehung. Die verbannten fanden mitleidige Herzen, und litten keinen Mangel. Inzwischen versuchte der Papst Alles, um den König zu versöhnen, doch umsonst, ja er vertrieb sogar den Heiligen aus dem Kloster Pontigni. Kurz zuvor hatte Thomas ein Gesicht, worin ihm Gott seinen Tod hatte zu erkennen gegeben. Als er einmal zur Nachtszeit vor einem Altar auf den Knien lag und unter heißen Tränen im wehmütigen Gebete seine Seele sich vor Gott ergoß, da hörte er eine laute Stimme rufen:
„Thomas, Thomas! meine Kirche wird durch dein Blut verherrlicht werden.” „Wer bist du?, Herr” fragte der Heilige. Die Stimme antwortete: „Ich bin Jesus, der Sohn des lebendigen Gottes, dein Bruder.”
Als er vom Abte von Pontigni, der ihn so freundlich bewirtet hatte, Abschied nahm, vergoß er Tränen des Dankes, und entdeckte dem Abte unter dem Siegel der tiefsten Verschwiegenheit und unter dem Versprechen, erst nach seinem Tode davon zu reden, das gehabte Gesicht. Er sagte ihm, daß er von vier Männern werde ermordet werden, er selber habe sie gesehen, wie sie sein Haupt vom Rumpfe hieben. Hierauf begab sich der Heilige in das Kloster der heiligen Columba unweit Sens, wo er nicht aufhörte, zu beten, zu weinen und zu fasten, damit Gott das Herz des Königs erweiche, und der Kirche in England wieder Friede und Freiheit werde. Und siehe, Gott erhörte das Gebet des Heiligen. Der König nahm plötzlich andere Gesinnungen an und bezeugte das Verlangen, sich mit dem Erzbischof zu versöhnen. Thomas zögerte nicht, sich vor dem Könige zu stellen, der ihn mit allen Merkmalen der Freude aufnahm und ihm seine Freundschaft wieder schenkte. Aber die Feinde des Heiligen, welche er in den Bann getan hatte, regten von Neuem durch schändliche Verleumdungen den Zorn des Königs auf. Vergebens verlangte der Heilige von ihm die Zurückgabe der Kirchengüter. Thomas kehrte mit blutendem Herzen vom Hofe des Königs in sein Bistum zurück. Bevor er abreiste, schrieb er an Heinrich noch einen rührenden Brief.
„Es war mein Wunsch, so schließt er denselben, Euch nochmal aufzuwarten; allein in dem Zustande, zu dem ich erniedrigt bin, zwingt mich die Notwendigkeit, meine betrübte Kirche wieder zu besuchen. Mit Eurer Erlaubnis, Herr! gehe ich, vielleicht werde ich meinen Tod finden. Ob ich aber lebe oder sterbe, so bin ich der Eurige. Was auch mich oder die Meinigen befalle, ich bitte Gott, daß Gottes Segen auf Euch und Euern Kindern ruhen möge.”
Zu Kanterbury wurde der heilige Erzbischof von Geistlichkeit und Volk freudig aufgenommen. Aber seine Tage verflossen dort unter großer Traurigkeit. Seine Feinde hörten nicht auf, ihn dem Könige verhaßt zu machen. Man hielt ihm seine Lebensmittel zurück, plünderte seine Güter, schlug und beschimpfte seine Diener. Der Heilige fühlte, daß seine Lebenstage gezählt seien. Am Weihnachtsfeste des Jahres 1170 nach der heiligen Messe predigte er mit besonderer Wärme über die Worte:
„Friede den Menschen auf Erden, die eines guten Willens sind.” Am Schluss sagte er: „Jene, die nach seinem Blute dürsteten, würden bald befriedigt sein, vorher aber wolle er, um das der Kirche zugefügte so große Unrecht zu rächen, Ranulf und Robert von Leroc, die sieben Jahre nicht aufhörten, ihm, seiner Geistlichkeit und seinen Mönchen jede Beleidigung zuzufügen, in den Bann tun.”
Am folgenden Tage kamen vier Ritter, Reginald Fitzurse, Wilhelm Tracy, Hugo von Morville und Richard Britto, heimlich in der Nachbarschaft an. Sie waren zugegen, als der zornmütige Könige eines Tages gegen den heiligen Erzbischof die Worte ausstieß: „Ist unter den Feiglingen, die mein Brot essen, keiner, der mich von diesem unruhigen Priester befreien wird?” Diese Worte hielten sie für die Erlaubnis, den heiligen Erzbischof zu ermorden, um den Könige zu gefallen. Deshalb verbanden sie sich durch einen Eid, den Erzbischof entweder zu entführen oder umzubringen. Den Tag darauf, ungefähr zwei Uhr Nachmittags, kamen die Ritter plötzlich in das Gemach des Erzbischofs und setzten sich, ohne ihn zu grüßen, auf den Boden. Unter dem Vorgeben, sie seien vom Könige Heinrich beauftragt, befahlen sie ihm, diejenigen, welche er in den Bann getan, loszusprechen. Der Heilige aber entgegnete ruhig, er werde sie nicht eher los sprechen, ehe denn sie ihr Verbrechen bereut und durch Buße gesühnt hätten. Sonderbar war es, daß drei von den vier Rittern ihm in den Tagen seines Glückes freiwillig Treue zugeschworen hatten. Als sie daher das Gemach des Heiligen unter schändlichen Schmähworten und Drohungen verließen, sagte er zu ihnen:
„Nach dem, was früher zwischen uns vorgegangen, bin ich erstaunt, daß ihr kommt und mir in meinem eigenen Hause drohet.”
„Wir wollen mehr tun, als drohen”, war die Antwort.
Als sie fort waren, drückten seine Diener laut ihren Schrecken aus; der Heilige allein blieb gefaßt und zeigte nicht die geringste Spur von Besorgnis. In diesem Augenblicke hörte er den Gesang der Mönche, welche eben in der Kirche die Vesper beteten. Da sagte einer seiner Freunde: „Die Kirche ist ein sicherer Ort als der Palast. Laßt uns dorthin gehen.” Obwohl der Erzbischof zögerte, war er doch durch die Zudringlichkeit seiner Freunde dahingezogen. Als er die Türen hinter sich schließen hörte, befahl er, augenblicklich wieder zu öffnen, indem er sagte, der Tempel Gottes solle nicht verschanzt werden wie eine Burg. Kräftig durchschritt er die Kirche, und stieg die Stufen des Chores hinauf, als die vier Ritter, samt 12 Gefährten, alle schwer bewaffnet in die Kirche stürzten. Es war Dunkel in der Kirche und der Heilige hätte sich unter den Gerüsten oder dem Dache verbergen können, allein er wandte sich um und ging ihnen, von seinem Kreuzträger begleitet, entgegen. Einer der Mörder rief: „Wo ist der Verräter?” Es erfolgte keine Antwort.
— Als aber Reginald Fitzurse fragte: „Wo ist der Erzbischof?” antwortete dieser:
„Hier bin ich, aber kein Verräter!” und setzte hinzu „Reginald! Ich habe dir viele Gunst erzeugt, was willst du? Strebt ihr mir nach dem Leben, so befehle ich euch im Namen Gottes, keinen meiner Leute anzutasten.” Als man ihm sagte, er müsse auf der Stelle die gebannten Bischöfe los sprechen, antwortete er: „So lange sie nicht Genugtuung leisten, will ich nicht.”
„So stirb denn!” rief der Meuchelmörder und führte einen Streich nach seinem Haupte. Der Kreuzträger aber streckte seinen Arm vor, der Streich brach ihn, riß aber auch die Kappe vom Haupte des Heiligen und verletzte ihn am Scheitel. Als er das Blut über sein Angesicht herab rieseln fühlte, faltete er die Hände, neigte das Haupt und sprach:
„In Christi Namen und zu seiner Kirche Verteidigung bin ich bereit zu sterben.”
In dieser Stellung erwartete er lautlos und unbeweglich den zweiten Streich, der ihn in die Knie sinkend machte; der dritte streckte ihn an den Stufen des Altars des heiligen Benedikt zu Boden. Der Oberteil der Hirnschale war zerschmettert, und einer der Mörder trat ihm auf den Nacken, riß ihm mit der Spitze seines Schwertes die Gedärme aus und streute sie auf dem Boden umher.
So starb dieser außerordentliche Mann im Alter von 53 Jahren als ein Märtyrer für die Freiheit seiner Kirche. Der Augenblick seines Todes war der Triumph seiner Sache, und aus seinem Blute keimte die Freiheit der Kirche empor. Es war der 29. Dezember des Jahres 1170, als er seinen heißen Kampf mit seinem Tode endete.
(Quelle: Heiligenlegenden)

Martyrium des hl. Thomas Becket (Thomas von Canterbury) während der
Vesper am 29.12.1170 in der Kathedrale zu Canterbury
Our Lady and the English Martyrs Church, Cambridge

Mittwoch, 28. Dezember 2016

Unschuldige Kinder



 Flucht nach Ägypten, Basilika Saint-Sixte d´Ars, Ars-sur-Formans


Unschuldige Kinder, Märtyrer. Die Erzählung vom Kindermord in Bethlehem findet sich im Matthäusevangelium Mt 2,16-18. Die neu geborenen Kinder wurden auf Geheiß von König Herodes ermordet und starben gleichsam stellvertretend für Christus.
Ein liturgischer Gedenktag dieser kindlichen „Blutzeugen“ in den Tagen nach Weihnachten wird erstmals 505 in einem Kalender Nordafrikas erwähnt. Cäsarius von Arles, Augustinus und andere Kirchenväter haben die kindlichen Märtyrer gerühmt, denen es vergönnt war, nicht nur als Zeugen für Jesus, sondern stellvertretend für ihn zu sterben. Im Mittelalter wurde der 28. Dezember in Schulen und Klöstern zum Kinderfest.

Ermordung der unschuldigen Kinder, Basilika Sacre-Coeur, Paray-le-Monial


Flucht nach Ägypten und Kindermord (Mt 2,13-18)
Da sie aber hinweggezogen waren, siehe, da erschien der Engel des HERRN dem Joseph im Traum und sprach: Stehe auf und nimm das Kindlein und seine Mutter zu dir und flieh nach Ägyptenland und bleib allda, bis ich dir sage; denn es ist vorhanden, daß Herodes das Kindlein suche, dasselbe umzubringen.
Und er stand auf und nahm das Kindlein und seine Mutter zu sich bei der Nacht und entwich nach Ägyptenland. Und blieb allda bis nach dem Tod des Herodes, auf daß erfüllet würde, was der HERR durch den Propheten gesagt hat, der da spricht: "Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen."
Da Herodes nun sah, daß er von den Weisen betrogen war, ward er sehr zornig und schickte aus und ließ alle Kinder zu Bethlehem töten und an seinen ganzen Grenzen, die da zweijährig und darunter waren, nach der Zeit, die er mit Fleiß von den Weisen erlernt hatte. Da ist erfüllt, was gesagt ist von dem Propheten Jeremia, der da spricht: "Auf dem Gebirge hat man ein Geschrei gehört, viel Klagens, Weinens und Heulens; Rahel beweinte ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn es war aus mit ihnen."


Vater im Himmel, nicht mit Worten
haben die Unschuldigen Kinder dich gepriesen,
sie haben dich verherrlicht durch ihr Sterben.
Gib uns die Gnade,
dass wir in Worten und Taten unseren Glauben an dich bekennen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.