Sonntag, 27. Dezember 2015

Johannes der Evangelist



Johannes, Apostel und Evangelist. Johannes war der Sohn des Zebedäus und der Salome, somit der Bruder Jakobus’ des Älteren. Von Beruf war er Fischer. Vor seiner Berufung war er Jünger des Täufers Johannes gewesen und wurde dann Lieblingsjünger des Herrn (Joh 19,26). Ihr energischer und aufbrausender Charakter hatte Jakobus und Johannes den Beinamen „Boanerges“, „Donnersöhne“ eingebracht (Mk 3,17). Die Zebedäussöhne genossen mit Simon Petrus eine gewisse Vorrangstellung: Petrus, Jakobus und Johannes durften sowohl bei der Verklärung als auch im Garten Gethsémani anwesend sein. Johannes war der Jünger, den Jesus liebte und dem er unter dem Kreuz seine Mutter Maria anvertraute.
Später zählte Johannes zu den „Säulen“ der Gemeinde von Jerusalem und Samária, wie Paulus sich ausdrückt. Alles weitere ist kirchliche Überlieferung ohne historische Gewähr: demnach hat Johannes in Ephesus gewirkt und wurde unter Kaiser Domitian auf die Insel Patmos verbannt, wo er die Apokalypse verfasste. Als Johannes nach Ephesus zurückgekehrt war, verfasste er dort das vierte Evangelium und die Briefe. In Ephesus sei Johannes dann auch in hohem Greisenalter um das Jahr 100 gestorben. Tatsächlich wird schon um 200 eine Johanneskirche mit seinem Grab in Ephesus erwähnt. Die historisch-kritische Exegese unterscheidet zwischen dem Verfasser des Evangeliums und dem Verfasser der Apokalypse.
Umstritten ist auch, ob der Johannes, der sich in Joh 21,24 Verfasser des Evangeliums nennt, identisch ist mit dem geheimnisvollen Jünger, „den der Herr liebte“. (Joh 21,24) Der Charakter des 4. Evangeliums unterscheidet sich deutlich von den drei synoptischen Evangelien. Schon die Väter bezeichneten Johannes als „den Theologen“ und schrieben ihm wegen seiner „hohen Theologie“ als Symbol den Adler zu. Am Johannestag wird der nach Johannes benannte Wein gesegnet und die sogenannte „Johannesminne“ getrunken, die an die Liebe des Jüngers zu Jesus erinnert, die sich beim letzten Abendmahl so ausdrückte, dass er an der Brust des Herrn ruhen durfte. Johannes gilt als der einzige der zwölf Apostel, der jungfräulich geblieben war, sowie der einzige, der eines natürlichen Todes gestorben ist.
(Martyrologium Sancrucense)

Johannes der Evangelist, Kloster St. Johannes, Marchegg



Gemäß der Tradition ist Johannes der "Lieblingsjünger", der im vierten Evangelium während des Letzten Abendmahls sein Haupt an die Brust des Meisters lehnt (vgl. Joh 13,21); der zusammen mit der Mutter Jesu unter dem Kreuz steht (vgl. Joh 19,25) und der schließlich Zeuge sowohl des leeren Grabes als auch der Anwesenheit des Auferstandenen ist (vgl. Joh 20,2; 21,7). Wir wissen, dass diese Identifikation von den Gelehrten diskutiert wird, von denen einige in ihm einfach den Prototypen des Jüngers Jesu sehen. Wir überlassen es jetzt den Exegeten, diese Frage zu klären, und begnügen uns hier damit, daraus eine wichtige Lehre für unser Leben zu ziehen: Der Herr will aus jedem von uns einen Jünger machen, der in persönlicher Freundschaft mit ihm lebt. Um das zu verwirklichen, reicht es nicht, ihm äußerlich zu folgen und zuzuhören; man muss auch mit ihm und wie er leben. Das ist nur im Kontext einer sehr vertrauten Beziehung möglich, die von der Wärme eines vollkommenen Vertrauens beseelt wird. So ist es zwischen Freunden, und deshalb sagte Jesus auch eines Tages: "Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt… Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe" (Joh 15,13.15).

(…) Der Überlieferung nach starb er unter Kaiser Trajan in einem Moment intensiver Kontemplation, ja beinahe in der Haltung eines Menschen, der zum Schweigen auffordert.

Ohne angemessene Sammlung ist es tatsächlich unmöglich, sich dem höchsten Geheimnis Gottes und seiner Offenbarung zu nähern. Das erklärt, warum der Ökumenische Patriarch Athenagoras – derjenige, den Papst Paul VI. bei einer denkwürdigen Begegnung umarmte – vor Jahren sagen konnte: "Johannes steht am Anfang unserer tiefsten Spiritualität. Wie er kennen die 'Stillen' jenen geheimnisvollen Herzensaustausch; sie rufen die Gegenwart des Johannes an, und ihr Herz entflammt" (O. Clément, "Dialoghi con Atenagora", 159).
Der Herr möge uns helfen, damit wir in die Schule des Johannes gehen, um die große Lektion der Liebe zu lernen: damit wir uns von Christus geliebt fühlen "bis zur Vollendung" (Joh 13,1) und unser Leben für ihn hingeben.
(Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 5. Juli 2006)


O heiliger Johannes, du leuchtend heller Stern der Kirche,

das Licht des Vaters strahlst du wider und offenbarst uns das Geheimnis:

das Ew’ge Wort im Schoß des Vaters, Quell des Lebens und der Wahrheit.


O Liebesjünger Jesu Christi, folgtest dem Wort das Fleisch geworden;

beim Mahl lagst du an seinem Herzen und tauchtest ein in sein Geheimnis:

Der vielgeliebte Sohn des Vaters ist der Erlöser aller Menschen.


O vielgeliebter Sohn Mariens,

beim Kreuz vertraute dir der Herr das Liebste seines Herzens an.

Als treuer Jünger bist du Zeuge, des durchbohrten Herzens Jesu.


Wir bitten dich, sei uns ein Vater, mach du uns würdig, stark und treu,

zu wahren Kindern uns’res Vaters, die in seinem Lichte sind,

entzündet durch das Liebesfeuer im Herzen des Agapetos,

geführt vom Heil’gen Geist, dem Beistand, der Lebensfülle uns verleiht.


Gib, dass Maria, Jesu Mutter, auch uns’re liebe Mutter sei.


(Gebet des Gründervaters der Johannesgemeinschaft Marie-Dominique Philippe)

Glaube und Gehorsam in der hl. Familie

Krippe im Stephansdom, Wien


Die Familie hat ihren Ursprung in derselben Liebe, mit der der Schöpfer die geschaffene Welt umfängt, wie es schon »am Anfang« im Buch Genesis (1,1) ausgesprochen wurde. Eine letzte Bestätigung dafür bietet uns Jesus im Evangelium: » . . . Gott hat die Welt so sehr geliebt, daß er seinen einzigen Sohn hingab« (Joh 3,16).
Der mit dem Vater wesensgleiche einzige Sohn, »Gott von Gott und Licht vom Licht«, ist durch die Familie in die Geschichte der Menschen eingetreten: »Durch die Menschwerdung hat sich der Sohn Gottes gewissermaßen mit jedem Menschen vereinigt. Mit Menschenhänden hat er gearbeitet, . . . mit einem menschlichen Herzen geliebt. Geboren aus Maria, der Jungfrau, ist er in Wahrheit einer aus uns geworden, in allem uns gleich außer der Sünde.« Wenn daher Christus »dem Menschen den Menschen selbst voll kundmacht«, tut er das, angefangen von der Familie, in die er hineingeboren werden und in der er aufwachsen wollte.
Wie man weiß, hat der Erlöser einen großen Teil seines Lebens in der Zurückgezogenheit von Nazaret verbracht, als »Menschensohn« seiner Mutter Maria und Josef, dem Zimmermann, »gehorsam« (Lk 2,51). Ist nicht dieser kindliche »Gehorsam« bereits der erste Ausdruck jenes Gehorsams gegenüber dem Vater »bis zum Tod« (Phil 2,8), durch den er die Welt erlöst hat?
(aus dem Brief von Papst Johannes Paul II. an die Familien, 1994)




O Gott, in der Heiligen Familie hast du uns
ein vollkommenes Vorbild für ein Familienleben hinterlassen,
in dem der Glaube und der Gehorsam gegenüber deinem Willen gelebt werden.

Wir danken dir für unsere Familie.
Gewähre uns die Kraft,
in der Liebe, der Großzügigkeit und der Freude über unser gemeinsames Leben
eins zu bleiben. (...)

Hilf uns bei unserem Auftrag,
den Glauben, den wir von unseren Eltern
erhalten haben, weiterzugeben.
Öffne die Herzen unserer Kinder,
damit in ihnen der Samen des Glaubens wachsen kann, den sie in der Taufe empfangen haben.
Vermehre den Glauben unserer Jugendlichen,
damit sie Jesus immer besser kennen lernen.

Stärke die Liebe und die Treue aller Eheleute,
vor allem jener, die schmerzhafte oder schwierige Zeiten erleben.
Gieße deine Gnade und deinen Segen über die Familien der ganzen Welt aus. (...)

Segne auch unseren Papst Benedikt.
Verleihe ihm Weisheit und Stärke. (....)

Darum bitten wir vereint mit Josef und Maria
durch deinen Sohn Jesus Christus, unseren Herrn.
Amen.

(Vorbereitungsgebet für das Weltfamilientreffen 2006 in Valencia)




Samstag, 26. Dezember 2015

Aus Liebe zu Gott und den Menschen, inkl. Verfolger

Der Erlöser in der Krippe und die Steinigung des Stephanus, Dom St. Stephan, Passau



Am Tag nach Weihnachten lässt uns die Liturgie die Geburt des ersten Märtyrers für den Himmel feiern, des heiligen Stephanus. „Erfüllt vom Heiligen Geist“ (Apg 6,5), wurde er zusammen mit sechs weiteren Jüngern aus dem griechischen Kulturraum zum Diakon der Jerusalemer Gemeinde gewählt. Durch die der Kraft, die ihm von Gott zuteil wurde, wirkte Stephanus zahlreiche Wunder und verkündete in den Synagogen das Evangelium „mit Weisheit und Geist“. Er wurde vor den Toren der Stadt gesteinigt und starb, indem er wie Jesus für seine Mörder um Vergebung bat (vgl. Apg 7,59-60). Das tiefe Band, das Christus mit seinem ersten Märtyrer Stephanus vereint, ist die göttliche Liebe: Dieselbe Liebe, die den Sohn Gottes dazu drängte, sich zu erniedrigen und bis zum Tod am Kreuz gehorsam zu sein (vgl. Phil 2,6-8), drängte dann auch die Apostel und Märtyrer dazu, das Leben für das Evangelium hinzugeben.

Dieses Unterscheidungsmerkmal des christlichen Martyriums muss immer wieder neu betont werden. Es ist ausschließlich ein Akt der Liebe zu Gott und zu den Menschen, die Verfolger eingeschlossen. Deshalb bitten wir heute in der Messe den Herrn darum, dass er uns lehre, „dass auch wir unsere Feinde lieben und so das Beispiel des heiligen Stephanus nachahmen, der sterbend für seine Verfolger gebetet hat“ (Tagesgebet).
Wie viele Söhne und Töchter der Kirche sind im Lauf der Jahrhunderte diesem Beispiel gefolgt! Von der ersten Verfolgung in Jerusalem bis hin zu jenen der römischen Kaiser und zu den Scharen von Märtyrern unserer Tage. Nicht selten nämlich erreichen uns aus verschiedenen Teilen der Welt Nachrichten von Missionaren, Priestern, Bischöfen, Ordensmännern, Ordensfrauen und gläubigen Laien, die verfolgt, eingekerkert, gefoltert, ihrer Freiheit beraubt oder an deren Ausübung gehindert werden, da sie Jünger Christi und Apostel des Evangeliums sind. Manchmal leidet und stirbt man auch aufgrund der Gemeinschaft mit der universalen Kirche und wegen der Treue zum Papst.

In meiner Enzyklika Spe salvi habe ich an die Erfahrung des vietnamesischen Märtyrers Paul Le-Bao-Thin († 1857) erinnert (vgl. 37), und zwar mit dem Hinweis darauf, dass durch die Kraft der aus dem Glauben kommenden Hoffnung das Leid in Freude verwandelt wird. Der christliche Märtyrer „nimmt – wie Christus und durch die Einheit mit ihm – (den Tod) von innen her an und verwandelt ihn in eine Tat der Liebe. Was von außen her brutale Gewalt ist…, wird von innen her ein Akt der Liebe, die sich selber schenkt, ganz und gar… Gewalt wird in Liebe umgewandelt und so Tod in Leben“ (Predigt auf der Ebene von Marienfeld, Köln, 21. August 2005). Der christliche Märtyrer setzt den Sieg der Liebe über Hass und Tod in die Tat um.

Beten wir für alle, die aufgrund der Treue zu Christus und seiner Kirche leiden. Die allerseligste Jungfrau Maria, Königin der Märtyrer, möge uns helfen, glaubhafte Zeugen des Evangeliums zu sein und unseren Feinden mit der entwaffnenden Kraft der Wahrheit und der Liebe zu antworten.
(Benedikt XVI. beim Angelus am 26.12.2007)