Samstag, 30. März 2024

Frohe und gesegnete Ostern euch allen!

 

Und lasst euch nicht unterkriegen!

Hinabgestiegen in das Reich des Todes

Kathedrale von Bourges, Jesu Gang in die Unterwelt

Epiphanius (+ 535) zugeschrieben

Aus einer Homilie am großen und heiligen Sabbat.

Der Abstieg des Herrn in die Welt des Todes

Was ist das? Tiefes Schweigen herrscht heute auf der Erde, tiefes Schweigen und Einsamkeit. Tiefes Schweigen, weil der König ruht. „Furcht packt die Erde, und sie verstummt“ (1), weil Gott ― als Mensch ― in Schlaf gesunken ist und Menschen auferweckt hat, die seit unvordenklicher Zeit schlafen. Gott ist - als Mensch - gestorben, und die Unterwelt erbebt. Gott ist für kurze Zeit in Schlaf gesunken und hat die in der Welt des Todes auferweckt (2). Er geht auf die Suche nach dem erstgeschaffenen Menschen wie nach dem verlorenen Schaf (3). Besuchen will er, „die völlig in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes“ (4). Er kommt, um den gefangenen Adam und die mitgefangene Eva von ihren Schmerzen zu erlösen, er, zugleich Gott und der Eva Sohn (5).
Er faßt Adam bei der Hand, hebt ihn auf und spricht: „Wach auf, Schläfer, und steh auf von den Toten, und Christus wird dein Licht sein!“ (6) Ich habe dich nicht geschaffen, damit du im Gefängnis der Unterwelt festgehalten wirst. „Steh auf von den Toten!“ Ich bin das Leben der Toten. Steh auf, mein Geschöpf, steh auf, meine Gestalt, nach meinem Abbild geschaffen! Erhebe dich, laß uns weggehen von hier! Du bist in mir und ich in dir (7), wir sind eine unteilbare Person. Deinetwegen wurde ich dein Sohn, ich, dein Gott. Für dich nahm ich, der Herr, deine Knechtsgestalt an. Für dich kam ich auf die Erde und unter die Erde, ich, der über den Himmeln thront. Für dich, den Menschen, bin ich ein Mensch geworden „ohne Hilfe, frei unter den Toten“ (8). Du wurdest vom Garten ausgestoßen, ich wurde vom Garten aus den Juden überliefert und in einem Garten begraben. Sieh den Speichel in meinem Gesicht! Deinetwegen ließ ich es geschehen, um dir den Anhauch des Ursprungs wiederzugeben (9). Sieh die Backenstreiche, die ich empfing, um deine verderbte Gestalt nach meinem Bild wiederherzustellen.
Sieh die Spur der Geißelhiebe auf meinem Rücken, die ich mir gefallen ließ, um deine Sünden zu vernichten, die auf deinem Rücken lasten. Sieh meine Hände, die so glückverheißend mit Nägeln an das Kreuz geheftet sind, deinetwegen: denn du strecktest (einst) zu deinem Unglück deine Hände aus nach dem Holz. Ich entschlief am Kreuz, und die Lanze durchbohrte meine Seite, für dich, denn im Paradies fielst du in Schlaf und brachtest aus deiner Seite Eva hervor. Meine Seite heilte die Wunden deiner Seite. Mein Schlaf wird dich aus dem Schlaf der Totenwelt herausführen.

1. Ps.76,9. 2. Vgl. Mt.27,52. 3.Vgl.Lk.15,3ff. 4.Lk.1,79. 5. Vgl. Gen.3,15. 6. Eph.5.14. 7.Vgl.Joh.17,21-23. 8. Ps.88,5-6 (LXX). 9. Gen.2,7.

Donnerstag, 28. März 2024

Die Hände des Herrn

 

St Bavo, Kathedrale von Gent, Letztes Abendmahl

 

Im Einsetzungsbericht des Römischen Kanons gibt es noch eine Besonderheit, die wir in dieser Stunde bedenken wollen. Die betende Kirche blickt hin auf die Hände und auf die Augen des Herrn. Sie will gleichsam zusehen, sie will die Gebärde seines Betens und Tuns in dieser einzigartigen Stunde wahrnehmen, gleichsam auch über die Sinne der Gestalt Jesu begegnen. „Er nahm das Brot in seine heiligen und ehrwürdigen Hände…“ 

Wir schauen auf die Hände hin, mit denen er Menschen geheilt hat; auf die Hände, mit denen er Kinder gesegnet hat; auf die Hände, die er Menschen aufgelegt hat; und auf die Hände, die am Kreuz angenagelt wurden und die für immer die Wundmale als Zeichen seiner todbereiten Liebe tragen.

Nun sind wir beauftragt zu tun, was er getan hat: das Brot in die Hände zu nehmen, damit es durch das eucharistische Gebet verwandelt werde. In der Priesterweihe sind unsere Hände gesalbt worden, damit sie Segenshände werden. 

Bitten wir den Herrn in dieser Stunde, daß unsere Hände immer mehr dem Heil, dem Segen, der Vergegenwärtigung seiner Güte dienen!

(Benedikt XVI am Gründonnerstag 2009)

Durch Vergebung einander die Füße waschen

 

 

„Wenn ich also“, sagt er, „euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr einander die Füße waschen. Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben, daß, wie ich euch getan habe, auch ihr tuet.“

Das ist es, seliger Petrus, was du nicht wußtest, als du es nicht geschehen ließest. Das solltest du „nachher“ erfahren, wie dir dein Meister und Herr versprach, da er dich, damit du es zuließest, bei deiner Fußwaschung schreckte. Wir haben, Brüder, Demut von dem Erhabenen gelernt; tun wir einander in aller Demut, was der Erhabene demütig getan hat. Groß ist diese Anempfehlung der Demut, und es tun dies die Brüder einander auch in sichtbaren Werken, wenn sie sich gegenseitig Gastfreundschaft gewähren; es besteht ja bei sehr vielen die Übung dieser Verdemütigung, bis zu der Handlung, worin man sie ausgedrückt sehen kann. Daher sprach der Apostel, als er die wohlverdiente Witwe empfahl: „Wenn sie gastliche Aufnahme gewährte, wenn sie die Füße der Heiligen wusch“1. Und wo immer bei den Heiligen diese Gewohnheit nicht herrscht, tun sie, was sie mit der Hand nicht vollbringen, mit dem Herzen, wenn sie unter der Zahl derjenigen sich befinden, zu denen im Loblied auf die seligen drei Jünglinge gesagt wird: „Preiset, ihr Heiligen und Demütigen von Herzen, den Herrn“2. Es ist aber viel besser und ohne Widerrede wahrer, wenn es auch mit den Händen geschieht, und der Christ es nicht unter seiner Würde hält zu tun, was Christus getan hat. Denn wenn zu den Füßen des Bruders der Leib sich neigt, so wird auch im Herzen selbst der Affekt der Demut entweder hervorgerufen oder, wenn er schon da war, bestärkt.

.... erinnern wir uns, daß wir die Erhabenheit dieser Handlung des Herrn so erklärt haben, durch das Waschen der Füße der schon gewaschenen und reinen Jünger habe der Herr wegen der menschlichen Neigungen, mit denen wir auf Erden leben, angedeutet, daß wir trotz allen Fortschritts in der Ergreifung der Gerechtigkeit wissen sollen, wir seien nicht ohne Sünde. Diese wäscht er sogleich ab durch seine Fürbitte für uns, indem wir den Vater bitten, der im Himmel ist, daß er uns unsere Schulden vergebe, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern1. Wie nun hängt mit dieser Auffassung zusammen, was er nachher lehrte, wo er den Grund seiner Handlung angab mit den Worten: „Wenn nun ich, der Herr und Meister, eure Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr einander die Füße waschen. Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben, daß ihr, wie ich euch getan habe, so auch ihr tut“? Können wir etwa sagen, daß auch ein Bruder den andern von der Befleckung der Sünde wird reinigen können? Ja sogar eine Aufforderung dazu sollen wir in der Erhabenheit dieser Handlung des Herrn erblicken, daß wir unsere Sünden einander bekennen und für einander beten sollen, wie auch Christus für uns bittet. Hören wir den Apostel Jakobus, der dies ganz klar vorschreibt und sagt: „Bekennet einander eure Sünden und betet für einander“. Denn auch hierzu gab uns der Herr ein Beispiel. Wenn nämlich er, der eine Sünde weder hat noch hatte noch haben wird, für unsere Sünden bittet, um wieviel mehr müssen wir gegenseitig für die unserigen bitten! Und wenn er uns vergibt, dem wir nichts zu vergeben haben, um wieviel mehr müssen wir einander vergeben, die wir hier ohne Sünde nicht leben können? Denn was gibt wohl der Herr durch dieses bedeutsame Geheimnis zu verstehen, wenn er sagt: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, daß, wie ich euch getan habe, so auch ihr tut“, als eben dies, was der Apostel ganz deutlich sagt: „Vergebet einander, wenn einer gegen jemand eine Klage hat; wie der Herr euch vergeben hat, so auch ihr!“ Vergeben wir uns also gegenseitig unsere Sünden und beten wir gegenseitig für unsere Sünden, und so mögen wir dann gewissermaßen einander unsere Füße waschen. An uns ist es, mit seiner Hilfe den Dienst der Liebe und Demut zu leisten; an ihm ist es, zu erhören und uns von aller Ansteckung der Sünde zu reinigen durch Christus und in Christus, damit, was wir andern auch vergeben d. h. auf Erden lösen, im Himmel gelöst werde.

(Augustinus, Kommentar zum Johannesevangelium)

Mittwoch, 27. März 2024

Jesaja 50,6

 

 

Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen,
und denen, die mir den Bart ausrissen, meine Wangen.
Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel.

aus der Lesung vom Mittwoch der Karwoche

Dienstag, 26. März 2024

Du willst für mich dein Leben hingeben?

 

Petrus verleugnet den Herrn, Chalons en Champagne, Kathedrale

Einer von euch wird mich verraten. -

Noch bevor der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes 13

In jener Zeit,

21als Jesus mit seinen Jüngern bei Tisch war, wurde er im Innersten erschüttert und bekräftigte: Amen, amen, das sage ich euch: Einer von euch wird mich verraten.

22Die Jünger blickten sich ratlos an, weil sie nicht wussten, wen er meinte.

23Einer von den Jüngern lag an der Seite Jesu; es war der, den Jesus liebte.

24Simon Petrus nickte ihm zu, er solle fragen, von wem Jesus spreche.

25Da lehnte sich dieser zurück an die Brust Jesu und fragte ihn: Herr, wer ist es?

26Jesus antwortete: Der ist es, dem ich den Bissen Brot, den ich eintauche, geben werde. Dann tauchte er das Brot ein, nahm es und gab es Judas, dem Sohn des Simon Iskariot.

27Als Judas den Bissen Brot genommen hatte, fuhr der Satan in ihn. Jesus sagte zu ihm: Was du tun willst, das tu bald!

28Aber keiner der Anwesenden verstand, warum er ihm das sagte.

29Weil Judas die Kasse hatte, meinten einige, Jesus wolle ihm sagen: Kaufe, was wir zum Fest brauchen!, oder Jesus trage ihm auf, den Armen etwas zu geben.

30Als Judas den Bissen Brot genommen hatte, ging er sofort hinaus. Es war aber Nacht.

31Als Judas hinausgegangen war, sagte Jesus: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist in ihm verherrlicht.

32Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, wird auch Gott ihn in sich verherrlichen, und er wird ihn bald verherrlichen.

33Meine Kinder, ich bin nur noch kurze Zeit bei euch. Ihr werdet mich suchen, und was ich den Juden gesagt habe, sage ich jetzt auch euch: Wohin ich gehe, dorthin könnt ihr nicht gelangen.

36Simon Petrus sagte zu ihm: Herr, wohin willst du gehen? Jesus antwortete: Wohin ich gehe, dorthin kannst du mir jetzt nicht folgen. Du wirst mir aber später folgen.

37Petrus sagte zu ihm: Herr, warum kann ich dir jetzt nicht folgen? Mein Leben will ich für dich hingeben.

38Jesus entgegnete: Du willst für mich dein Leben hingeben? Amen, amen, das sage ich dir: Noch bevor der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.