Freitag, 25. März 2016

Das Heilige Land 10 - beim Golgotafelsen in der Grabeskirche


Das Öffnen und Schließen des Tors zur Grabeskirche ist seit 1244 Aufgabe zweier moslemischer Familien. Dies geschieht unter Beteilung der Mesner/Sakristane der Griechen, der Armenier und der Franziskaner.

 

 


Der Salbungsstein beim Eingang der Kirche erinnert an die Kreuzabnahme durch Josef von Arimathäa und Nikodemus. "Sie nahmen den Leichnam Jesu und umwickelten ihn mit Leinenbinden, zusammen mit den wohlriechenden Salben, wie es beim jüdischen Begräbnis Sitte ist." (Joh 19,40). Der Stein ist gemeinsames Eigentum der drei Gemeinschaften und wurde erst 1810 nach dem Brand von 1808 gelegt.
(vgl. H. Fürst, Im Land des Herrn)

Salbungsstein, dahinterliegendes moderndes Mosaik mit Kreuzabnahme, Salbung und Grablegung

Etwa ein Drittel der Plattform, auf dem sich die X.-XIII. Kreuzwegstation befinden, ruht auf dem ursprünglichen Felsen etwa 5,5 m über dem Boden der Basilika. Der Rest ist künstlich geschaffen, um die Feier des Kreuzesopfers am Ort des ursprünglichen Geschehens zu ermöglichen.



Über eine Treppe gelangt man hinauf auf Golgota oder Kalvaria (Schädelhöhe)

Blick von Golgota auf die Kuppel


Die linke Seite der Golgota-Plattform gehört den Griechisch-Orthodoxen. Wir stehen an der Stätte, wo unser Herr Jesus Christus am Kreuz gestorben ist. (12. Station). Hinter dem Altar in der Mitte sieht man Christus in seinem Kreuzestod, links neben ihm nach dem Evangelium des Johannes seine Mutter, auf der anderen Seite den Apostel Johannes. Ganz orientalisch sind die vielen Lampen und Kerzen, die den Altar schmücken. Die Figuren sind in Silber gekleidet.



Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter:
Frau, siehe, dein Sohn!
Dann sagte er zu dem Jünger:
Siehe, deine Mutter!
Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. (Joh 19,26f)


Maria unter dem Kreuz


zu Hilfe: WER WEISS, WELCHE RELIQUIE HIER AUFBEWAHRT WIRD?

Johannes unter dem Kreuzz

Rechts und links vom Altar kann man unter Glas den freigelegten Golgotafelsen sehen.


Zur rechten des griechisch-orthodoxen Altars ist ein tiefer Felsspalt zu sehen. Er erinnert an das Geschehen in der Todesstunde Jesu (Mt 27,52: Die Erde bebte und die Felsen spalteten sich).



Die Silberplatte unter dem Altar hat eine Öffnung, durch die man den Golgotafelsen berühren kann.

Öffnung zum Golgotafelsen, der Tradition gemäß der Ort, wo das Kreuz stand




Die rechte Seite der Plattform ist mit italienischen Mosaikdekorationen aus dem Jahr 1937 geschmückt und gehört den Franziskanern. Über dem Altar stellt ein Mosaik Christus vor seiner Mutter bereits ans Kreuz genagelt dar (11. Station).

lateinischer Altar der Franziskaner, Christus vor seiner Mutter ans Kreuz genagelt, Freunde geben ihrem Schmerz Ausdruck, rechts die Zeugen des unfasslichen Geschehens:
Apostel Johannes, Maria Magdalena, Maria, die Frau des Klopas, Salome

Opferung Isaaks

Unter einem Wandmosaik der Opferung Isaaks - ein altestamentliches Vorausbild für das Opfer Christi - wird der Kleiderberaubung Jesu (10. Station) gedacht.

Restaurierung der Deckenmosaiken

Das Christusoval an der Decke ist ein Mosaik, das die Kreuzfahrer vor 1149 angebracht haben. Es zeigt Christus auf einem Regenbogen, die linke Hand auf ein Evangelienbuch gestützt, die rechte Hand gebieterisch ausgestreckt. Die Inschrift deutet auf die Himmelfahrt Christi hin (ascensio).

Himmelfahrtsmosaik, 1149, Grabeskirche

Die Schmerzensmutter ist ein Geschenk von Königin Maria von Portugal  aus dem Jahr 1778. Das Schwert in der Brust der Gottesmutter ist die bildliche Darstellung der prophetischen Worte Simeons: "Dieser wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird ... Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen." (Lk 2,34f)


Schmerzhafte Gottesmutter (13. Station - Jesus wird vom Kreuz herabgenommen
und in den Schoß Seiner betrübten Mutter gelegt)

Uns zuliebe,
Gütiger,
gebar Dich eine Jungfrau
und erlittest Du den Tod am Kreuze.
Durch Deinen Tod hast Du den Tod besiegt.
Als Gott schenktest Du uns die Auferstehung.
Huldvoller,
verschmähe nicht, was Deine Hand geschaffen hat.
Zeige uns Deine Menschenfreundlichkeit.

Erhöre Deine Mutter.
Sie hat Dich geboren
und bittet nun für uns.

Erlöser,
rette die Menschen, die verzagen.
Um Deines Namens willen
laß uns nicht zugrunde gehen.
Löse nicht Deinen Bund.
Nimm Dein Erbarmen nicht von uns fort
wegen Deines Dieners Abraham,
Deines Knechtes Isaak
und Deines Heiligen Jakob.
Heiliger Gott,
heiliger Starker,
heiliger Unsterblicher,
erbarme Dich unser.
(Gebete der Ostkirche, Er ist wahrhaft auferstanden, 80)

Kreuzabnahme bei den orthodoxen Griechen, Grabeskirche

 

Donnerstag, 24. März 2016

Mit einem Kuss?

Verrat des Judas, Gewölbemalerei auf der Plattform des Golgotafelsens in der Grabeskirche, Jerusalem

Während er noch redete, kam eine Schar Männer; Judas, einer der Zwölf, ging ihnen voran. Er näherte sich Jesus, um ihn zu küssen.
Jesus aber sagte zu ihm: Judas, mit einem Kuss verrätst du den Menschensohn?
Als seine Begleiter merkten, was (ihm) drohte, fragten sie: Herr, sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen?
Und einer von ihnen schlug auf den Diener des Hohenpriesters ein und hieb ihm das rechte Ohr ab.
Jesus aber sagte: Hört auf damit! Und er berührte das Ohr und heilte den Mann.
Zu den Hohenpriestern aber, den Hauptleuten der Tempelwache und den Ältesten, die vor ihm standen, sagte Jesus: Wie gegen einen Räuber seid ihr mit Schwertern und Knüppeln ausgezogen.
Tag für Tag war ich bei euch im Tempel und ihr habt nicht gewagt, gegen mich vorzugehen. Aber das ist eure Stunde, jetzt hat die Finsternis die Macht. (Lukas 22,47-53)

Getsemani

Jesus betet, die schlafenden Jünger, Petrus schlägt mit dem Schwert zu, der Verrat des Judas


Darauf kam Jesus mit den Jüngern zu einem Grundstück, das man Getsemani nennt, und sagte zu ihnen: Setzt euch und wartet hier, während ich dort bete.
Und er nahm Petrus und die beiden Söhne des Zebedäus mit sich. Da ergriff ihn Angst und Traurigkeit,
und er sagte zu ihnen: Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibt hier und wacht mit mir!
Und er ging ein Stück weiter, warf sich zu Boden und betete: Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber. Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst.
Und er ging zu den Jüngern zurück und fand sie schlafend. Da sagte er zu Petrus: Konntet ihr nicht einmal eine Stunde mit mir wachen?
Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.
Dann ging er zum zweiten Mal weg und betete: Mein Vater, wenn dieser Kelch an mir nicht vorübergehen kann, ohne dass ich ihn trinke, geschehe dein Wille.
Als er zurückkam, fand er sie wieder schlafend, denn die Augen waren ihnen zugefallen.
Und er ging wieder von ihnen weg und betete zum dritten Mal mit den gleichen Worten.
Danach kehrte er zu den Jüngern zurück und sagte zu ihnen: Schlaft ihr immer noch und ruht euch aus? Die Stunde ist gekommen; jetzt wird der Menschensohn den Sündern ausgeliefert.
Steht auf, wir wollen gehen! Seht, der Verräter, der mich ausliefert, ist da. (Mt 26,36-46)


Klosterkirche Vadstena, Schweden

Das ist mein Leib für euch!

Tabernakelrelief von der Einsetzung der Eucharistie und des Weihepriestertums, Maria am Gestade



In der Messe am Nachmittag, genannt „in Coena Domini", gedenkt die Kirche der Einsetzung der Eucharistie, des Amtspriestertums und des neuen Gebotes der Liebe, das Jesus seinen Jüngern hinterlassen hat. Von dem, was im Abendmahlssaal am Vorabend des Leidens des Herrn geschah, bietet der heilige Paulus eines der ältesten Zeugnisse. „Jesus, der Herr" - so schreibt er zu Beginn der 50er-Jahre auf der Grundlage eines Textes, den er aus dem Umfeld des Herrn selbst empfangen hatte -, „nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sprach: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis!" (1 Kor 11,23-25).
Diese von Geheimnis erfüllten Worte offenbaren eindeutig den Willen Christi: In den Gestalten des Brotes und des Weines ist er in seinem dargereichten Leib und vergossenen Blut gegenwärtig. Es ist dies das Opfer des neuen und endgültigen Bundes, der allen angeboten ist, ohne zwischen Herkunft oder Kultur zu unterscheiden. Und Jesus macht seine Jünger und all jene, die das Amt im Lauf der Jahrhunderte fortsetzen werden, zu den Spendern dieses sakramentalen Ritus, den er der Kirche als höchsten Beweis seiner Liebe übergibt.
Der Gründonnerstag bildet somit eine erneute Einladung, Gott für das höchste Geschenk der Eucharistie zu danken, das ehrfurchtsvoll anzunehmen und in lebendigem Glauben anzubeten ist. Aus diesem Grund ermuntert die Kirche nach der Feier der heiligen Messe dazu, in Gegenwart des allerheiligsten Sakraments zu wachen und dabei der traurigen Stunde zu gedenken, die Jesus in Einsamkeit und Gebet vor seiner Verhaftung und Verurteilung zum Tod in Getsemani verbrachte.

(Benedikt XVI., Hinführung zum Triduum, 2009)

Mittwoch, 23. März 2016

Am Grab der hl. Birgitta und der hl. Katharina in Vadstena

Klosterkirche in Vadstena

Birgitta von Schweden starb am 23. Juli 1373 in Rom, kurz nachdem sie von der Wallfahrt nach Jerusalem zurückgekehrt war. Ihre Tochter Katharina (Gedenktag am 24. März) und ihr Sohn Birger überführten ihre sterblichen Überreste nach Vadstena, wo sich das Kloster bereits im Bau befand. Katharina war die erste Äbtissin des neuen Klosters.
Birgitta hatte in ihren Offenbarungen die bautechnischen Vorgaben für das Kloster erhalten. Im 28. Kapitel der Revelationes Extravagantes sind die Vorschriften für den genauen Ort der Kirche, die Anzahl der Säulen und Fenster uvm. angegeben.
"Alle Wölbungen über dem Chor und auch dem übrigen Kirchenraum sollen die gleiche Höhe haben es sollen keine kunstvollen Skulpturen an den Türen, Fenstereinfassungen, den Pfeilern und den Wänden angebracht werden, sondern alles soll schlicht gestaltet sein, demütig und stark"




Im Mittelgang sieht der Pilger eines der herausragenden nordischen Kunstwerke des 15. Jahrhunderts, ein großes Triumpfkreuz, das 1420 vom Lübecker Bildhauer Johannes Junge angefertigt wurde. Vermutlich hat es bereits bei der Einweihung der Kirche im Jahr 1430 an dieser Stelle gehangen.

Kreuz, 1420, Klosterkirche Vadstena

links die hl. Birgitta, rechts die hl. Katharina

 "Kreuz und Krone sind Symbole der birgittinischen Spiritualität geworden. Sie gehen zurück auf zwei Visionen, die Birgitta als Kind erfahren hat, die erste mit sieben Jahren. Die Gottesmutter erschien ihr. Maria reichte ihr eine Krone und fragte sie, ob Birgitta diese haben wolle. Birgitta bejahte und spürte dann einen leichten Druck um ihren Kopf, als Maria ihr die Krone aufsetzte.
Die zweite Offenbarung geschah drei Jahre später. Nach einem Gottesdienst sah Birgitta den Gekreuzigten und fragte ihn, wer ihm solches Leid angetan habe.
Er antwortete ihr: ´Die, die mich verachten und meine Liebe vergessen.´"
(S. Hardegger, Weiter Himmel - stille Wege, 32)

Katharina wird dargestellt im Birgittenhabit, mit Buch, Lilie, brennender Lampe und mit einem Hirsch an ihrer Seite
(als Schutz gegen aufdringliche Verehrer)



1989 besuchte Johannes Paul II. die Klosterkirche, die seit 1829 der Schwedischen Kirche gehört, und segnete eine Statue der hl. Katharina von Schweden.

Katharina von Schweden wurde 1489 seliggesprochen




Der Reliquienschrein der hl. Birgitta und der hl. Katharina liegt im nördlichen Seitenschiff der Kirche. Er ist aus Holz, mit Samt verkleidet und mit vergoldeten Beschlägen versehen, und enthält den gesamten Reliquienschatz des Klosters: 23 Gebeine und zwei Schädel. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge stammen die Schädel von Birgitta und Katharina.


In den Steinsockel, auf dem der Schrein steht, ist folgende Inschrift gemeißelt:

Rosa rorans bonitatem,
Stella stillans claritatem,
Birgitta vas gratiae!
Rora caeli pietatem
Stilla vitae puritatem
In vallem miseriae.

Rose, die eitel Güte atmet,
Stern, der Klarheit strahlet,
Birgitta, du Gefäß der Gnade!
Lass himmlische Frommheit fließen,
lass reines Leben strömen
hernieden in dies Tal der Trauer.

Gebet der hl. Birgitta: Herr zeige mir den Weg, und mache mich willig, ihn zu wandern.


 

Vadstena (Steinhaus am Wasser) liegt an einer Bucht des Sees Vättern