Samstag, 7. Januar 2023

Der hingegebene Sohn liegt uns vor Augen

 

Epiphanie, Exeter College, Oxford
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Aber wie nun, wenn Gott uns sein ewiges Wort in Gestalt eines Kindes auf die Erde schickt? 

Dann geht es zuerst darum, zu verstehen, was er mit dieser seiner Epiphanie uns sagen will.
Sicher sagt er, wie immer durch sein Wort, etwas über sich selbst aus. In allem, was dieses Kind ist und was es werden wird, Jüngling, Mann, der Lehrer und Wundertäter, der Schweigende vor dem Richter, der Gegeißelte, Verhöhnte, Verworfene, der in Gottverlassenheit am Kreuz Schreiende, der Begrabene, der aus den Toten neu und ewig Lebende: in alldem ist Epiphanie, in der Gott sich selber enthüllt.

Ist Gott also ein kleines Kind, dann sagt er damit: Bei all meiner Allmacht, die ich wahrhaftig bin und habe, bin ich gleichzeitig so arm und demütig und vertrauensvoll wie dieses Kind, ja nicht nur "wie", ich bin ja wirklich dieses Kind. Und wenn Jesus später lehren wird, wird er vom letzten Platz sprechen, an den man sich stellen soll, vom Dienen, vom Hingeben seines Lebens für die Brüder: und das nicht nur als moralische Belehrung für die Menschen, sondern als etwas, das er selber tut und ist, und darin als Kundgabe des Herzens Gottes, seines Vaters.

Tut das, denn so ist Gott! Und dann das Schreckliche: wenn Jesus für die Sünder leidet und im Tragen der Sünde den Vater nicht mehr spürt und als Fallengelassener, an Gott Verdurstender schreit: nochmals: so ist Gott! Und wenn Jesus sich selber austeilt als Speise und Trank: So Gott!

Der Vater ist es ja, der uns dieses von den Menschen zerrissene, zerfleischte, blutige Wort und Fleisch Gottes darreicht zur Teilnahme an seinem ewigen Leben. Und wenn Jesu Herz durchbohrt und zur ausgeleerten Höhle wird, in die man die Finger und den ganzen Menschen hineinlegen kann - "in deine Wunden verberge ich mich" -: so ist Gott! Eine Wunde, die hinabreicht bis zu seinem Herzen und in der wir Heilung finden. Alles das ist Gottes Epiphanie.
(H. U. v. Balthasar, Du krönst das Jahr mit deiner Huld, 30)

Heute gedenkt die Kirche des hl. Raimund von Penyafort und des hl. Valentin von Terni

Exeter College



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