Montag, 29. August 2022

Vorläufer des Herr in Geburt, Predigt und Tod

 

Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und preisen Dich,
denn durch Dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst

 

Beda Venerabilis († 735)

Aus einer Homilie zum Gedenktag der Enthauptung Johannes' des Täufers.

Johannes ist der Vorläufer Christi in Geburt und Tod
 
Der Vorläufer des Herrn in Geburt, Predigt und Tod bewies eine Kraft des Kampfes, würdig der Zuschauer im Himmel, wie die Heilige Schrift sagt: Wenn er auch vor den Menschen Qualen erdulden musste, so ist doch seine Hoffnung voll Unsterblichkeit (1). Mit Recht feiern wir wieder den Gedächtnistag, den er uns selbst durch sein Leiden zum Fest gemacht und den er mit dem rosenroten Leuchten seines Blutes geschmückt hat. Mit Recht verehren wir sein Andenken in geistlicher Freude; denn er hat das Zeugnis für Jesus Christus mit dem Siegel des Martyriums abgeschlossen.
Kein Zweifel: der heilige Johannes hat Gefängnis und Ketten ertragen zum Zeugnis für Jesus Christus, unsern Erlöser. Ihm ging er voran und hat für ihn das Leben hingegeben. Von Johannes verlangte der Verfolger nicht, Christus zu verleugnen, sondern die Wahrheit zu verschweigen; dennoch ist er für Christus gestorben. Christus hat selbst gesagt: "Ich bin die Wahrheit" (2), und so vergoss Johannes sein Blut für Christus, weil er es für die Wahrheit tat. Durch Geburt, Predigt und Taufe legte er Zeugnis ab für Christus, der nach ihm geboren wurde, der nach ihm predigte und von ihm getauft wurde. Auch auf das Leiden Christi wies er hin; denn er hat vor ihm gelitten.
Solche Größe besaß der Mann, der nach dem Leiden einer langen Gefangenschaft sein irdisches Leben im Vergießen seines Blutes beendete. Er, der die Freiheit eines überiridischen Friedens verkündigt, wird von den Gottlosen in Ketten gelegt. Er wird in das Dunkel des Kerkers eingeschlossen, er, der gekommen ist, um Zeugnis abzulegen vom Licht (3), und den Christus - das Licht selbst - eine brennende und leuchtende Lampe genannt hat (4). In seinem eigenen Blut wird er getauft, der den Erlöser der Welt taufen durfte, der über ihm die Stimme des Vaters hörte und sah, wie die Gnade des Heiligen Geistes auf ihn herabkam. Doch für solche Menschen wie Johannes war es nicht schwer, nein, es war leicht und der Sehnsucht wert, so für die Wahrheit zeitliche Qualen zu erdulden; denn Johannes wusste, dass sie mit ewigem Glück vergolten werden.
Menschen wie Johannes begehren, durch das Bekenntnis zum Namen Christi mit dem Tod, der ohnehin unvermeidlich ist, die Palme des ewigen Lebens zu empfangen. Treffend sagt der Apostel: "Euch wurde die Gnade zuteil, nicht nur an Christus zu glauben, sondern auch seinetwegen zu leiden" (5). Dass die Auserwählten für Christus leiden, nennt er deshalb ein Geschenk Christi, wie er auch sagt: "Ich bin überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll" (6).
1 Vgl. Weish 3,4.
2 Joh 14,6.
3 Vgl. Joh 1,8.
4 Vgl. Joh 5,35.
5 Phil 1,29.
6 Röm 8,18.

Enthauptung Johannes des Täufers, Kathedrale von Amiens

Sonntag, 28. August 2022

Augustinus

 

Augustinus, Saint Martin-Saint Augustin - Nizza

 

Christen sind wir um der künftigen Zeit willen.
Niemand erhoffe sich gegenwärtige Güter,
niemand verspreche sich ein Glück der Welt,
weil er Christ sei. 

(Augustinus von Hippo)


Samstag, 27. August 2022

Ich habe deine Tränen gesehen

Ich habe deine Gebete gehört, ich habe deine Tränen gesehen
hl. Monika, St Giles, Cambridge

Herr, heiliger Vater, barmherzig mit allen, die auf Dich hoffen.
Du hast Deiner Dienerin Monika die unschätzbare Gnade gewährt,
die Seelen mit mit Dir und untereinander zu versöhnen;
durch ihr Leben, ihre Gebete und ihre Tränen
hat sie ihren Gatten Patricius und ihren Sohn Augustinus zur Dir geführt;
wir preisen in ihr Deine Gaben, und durch ihre Vermittlung gewähre uns Deine Gnaden...

Du, geliebte hl. Monika, du du deine Söhne geistig nährst,
indem du ihnen aufs neue Leben schenkst, wann immer du siehst,
daß sie sich von Gott entfernen,
bitte für unsere Familien,
für die jungen Leute und für all die,
die den Weg des Glaubens nicht finden.
Erlange uns die Gnade, Gott treu zu bleiben,
in der Sehnsucht des Himmels auszuharren
und zum Herrn all die zu führen, die Er uns anvertraut hat. Amen.
(Gebetsblatt)


Freitag, 26. August 2022

Am Grab der sel. Mirjam von Abellin

 

Selige Mirjam, bitte für uns

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Es ist gut, über Jesus zu sprechen. Aber es ist besser, auf seine Worte zu hören.

Es ist gut, über Jesus nachzudenken. Aber es ist besser, seinen Willen zu tun.

Es ist gut, für Jesus zu arbeiten. Aber es ist besser ihm selbst anzugehören.

(Mirjam von Abellin)

Donnerstag, 25. August 2022

Am Grab des hl. Josef von Calasanz

 

 

Er wurde 1556 in einem kleinen Dorf des nördlichen Spanien geboren. 1583 wurde er zum Priester geweiht. Schon wenige Jahre später wurde er zum Generalvikar des Bistums Urgel ernannt. Anfang 1592 kam er nach Rom, wie es scheint, im Auftrag seines Bischofs. Hier lernte er die Verlassenheit und Unwissenheit kennen, in der die Kinder der Armen heranwuchsen, ohne dass sich jemand darum gekümmert hätte. Bald wurde ihm seine Berufung klar. Zusammen mit zwei anderen Priestern eröffnete er 1597 die erste unentgeltliche Volksschule Europas.

Seine Mitarbeiter schloss er in einer Kongregation zusammen, die in der Folge den Namen „Piaristen“ (Clerici Regulares Scholarum Piarum) erhielt und die 1617 von Papst Paul V. anerkannt wurde. 1621 wurde die Genossenschaft als Orden mit feierlichen Gelübden errichtet; außer den drei üblichen Gelübden verpflichteten sich die Mitglieder, der christlichen Erziehung der Jugend zu dienen. Aber bald hatte der Orden infolge von Verleumdungen eine schwere Krise zu bestehen. Josef starb 1648, ohne das Ende der Krise und die Wiederherstellung des Ordens zu erleben. Er wurde 1767 heilig gesprochen.

(erzabteibeuron)


Festmesse am 25. August, links eine Reliquie, rechts vom Zelebranten das Grab v. Calasanz


Es ist ein heiliger Dienst, Kinder zu erziehen, besonders die Kinder der Armen,
und sie so zu belehren, dass sie das ewige Leben erlangen können.
Dieser Dienst besitzt eine hohe Würde und findet großen Lohn.
Wenn wir die Kinder unterrichten und sie vor allem
in christlicher Frömmigkeit und Lehre erziehen,
sorgen wir für ihr Heil an Leib und Seele,
und wir leisten ihnen gewissermaßen den gleichen Dienst wie ihre Schutzengel.

(Josef Calasanz)

 

Altarrelief aus Marmor, Josef v. Calasanz stellt der Mutter Gottes (die Ikone wird von Engeln gehalten),  zwei Kinder vor


S. Pantaleo e San Guiseppe Calasanzio, Rom

Gütiger Gott,

du hast den heiligen Josef von Calasanz

zu einem Lehrer der Weisheit gemacht

und ihn befähigt, sich mit Liebe und Geduld

der Erziehung der Jugend zu widmen.

Steh uns bei,

wenn wir nach seinem Vorbild uns bemühen,

junge Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit zu führen.

Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Mittwoch, 24. August 2022

Bartholomäus

 

Martyrium des hl. Apostels Bartholomäus, Mauterndorf

Apostel, Märtyrer
Namensdeutung: Sohn des Furchenziehers (hebr.)
Namenstage: Bartholomäus, Bartolomeo, Bart, Bartel, Bartolo, Barthélemy, Bertalan
Gedenktag: 24. August

Lebensdaten: geboren in Galiläa, gestorben um 70 in Albayrak, Türkei

Lebensgeschichte und Legende: Bartholomäus taucht im Neuen Testament in den Apostellisten auf (siehe Mk 3,14–19) und wird traditionell mit Nathanaël identifiziert, den Jesus einen echten Israeliten nennt, einen „Mann ohne Falschheit“ (Joh 1,47). Das etwas geheimnisvolle Wort Jesu, er habe Nathanaël „unter dem Feigenbaum gesehen“, wurde dahingehend gedeutet, dass er ein Schriftgelehrter gewesen sei. Jedenfalls erkennt er Jesus sofort: „Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel!“ Ein anderer Überlieferungsstrang setzt ihn mit dem Bräutigam der Hochzeit in Kana gleich.

Bartholomäus war Zeuge der Himmelfahrt Christi (siehe Apg 1,13) und soll als Wanderprediger bis nach Indien gelangt sein, wo er eine hebräische Abschrift des Matthäusevangeliums hinterließ. Das Martyrium erlitt er aber in Armenien: Als er die Königstochter von Besessenheit heilte und sich fast die ganze Familie darauf zum Christentum bekehrte, ließ sich der Bruder des Königs von Götzenpriestern aufhetzen, Bartholomäus zu beseitigen. Ihm wurde bei lebendigem Leib die Haut abgezogen, dann wurde er kopfüber gekreuzigt.

Über der Stätte seines Martyriums erhebt sich ein heute verfallendes, armenisches Bartholomäuskloster. Um die an seinem Grab einsetzenden Wunder zu verhindern, wurden seine Gebeine in einem Bleikasten im Meer versenkt, trieben jedoch trotzdem bis zu den Liparischen Inseln bei Sizilien, wo ihnen eine Kirche errichtet wurde.

Verehrung/Brauchtum: Bartholomäus’ Gebeine kamen im 9. und 10. Jahrhundert über Benevent nach Rom und ruhen heute in der Kirche S. Bartolomeo all’isola. Im 13. Jahrhundert empfing der Frankfurter Dom seine Hirnschale und trägt seitdem seinen Namen. Auch im Kloster Andechs werden Reliquien verehrt. Die größte Verehrung genießt er freilich als Glaubensbote der Armenier. Zahlreiche Märkte und Feste an seinem Festtag wie der Barthelmarkt in Oberstimm bei Ingolstadt haben mit der Vorbereitung des Winters und der Weihnachtszeit zu tun.

Darstellung: meist bei seinem Martyrium oder mit abgezogener Haut, mit Schindmesser, sonst mit Buch, Schriftrolle, Fahne, Pilger- oder Kreuzstab

Patron: von Frankfurt, Maastricht, Altenburg und Pilsen, des Bistums Lüttich und der Liparischen Inseln, der Metzger, Buchbinder, Schneider und Gerber sowie vieler weiterer Berufe, Helfer gegen Nervenleiden, Zuckungen und Hauterkrankungen

Pfarrkirche Mauterndorf zum hl. Bartholomäus, Salzburg


 Die Schädelreliquie des Apostels Bartholomäus in Frankfurt

Am Grab des Apostels Bartholomäus in Rom

Bartholomäus im Lateran

Bartholomäus und die Entmachtung der Götzen (All Souls College, Oxford) 

Martyrium des Apostels Bartholomäus in der Bartholomäuskirche in Coimbra (Katechese von Papst Benedikt XVI)

Dienstag, 23. August 2022

Die wahre Missionarin Lateinamerikas

 

Rosa von Lima, Dominikanerkirche Znaim

Der selige Papst Innozenz XI. (1611-1689) sagte über sie folgenden bemerkenswerten Satz: „Es gab wahrscheinlich in Amerika keinen Missionar, der mit seinen Predigten mehr Bekehrungen erreicht hätte, als Rosa von Lima durch ihre Gebete und Bußübungen.“.
Hier liegt vielleicht der Schlüssel zum Verständnis ihrer Selbstkasteiungen. Rosa war empört über das Leben ihrer spanischen Landsleute in den Kolonien. Sexuelle Ausschweifungen, Gold- und Geldgier, die Geringachtung der einheimischen Indios und die unglaubwürdige Lebensweise vieler Kleriker waren ihr ein Dorn im Auge.
Sie spürte intuitiv, dass man mit solch einer Lebensweise keinen Indio von der Liebe des Gekreuzigten überzeugen kann. Ganz im Gegenteil, das Leben der Eindringlinge war abschreckend und versperrte den Blick der Einheimischen auf den Glauben an den Erlöser. Sie wollte mit ihrem Beispiel das Kontrastprogramm vorleben: In Armut und in der mystischen Vereinigung mit dem Gekreuzigten wollte sie den Menschen Perus zeigen, wer dieser Jesus wirklich war. Auch die Zuwendung zu den Kranken und Armen, vor allem aber auch die Seelsorge waren ihr hierbei ein wichtiges Anliegen. (Markus Büning, Cathwalk, 7.1.2018)


Montag, 22. August 2022

Gott erhöht die Niedrigen (Maria Königin)

 

Krönung Mariens

Liebe Brüder und Schwestern!

Eine Woche nach dem Hochfest der Aufnahme der seligen Jungfrau Maria in den Himmel lädt uns die Liturgie ein, sie unter dem Titel »Königin« zu verehren. Wir betrachten die Mutter Christi in dem Moment, in dem sie von ihrem Sohn gekrönt wird, das heißt im Zusammenhang mit seinem universalen Königtum, wie es auf zahlreichen Mosaiken und Gemälden dargestellt ist. Auch dieser Gedenktag fällt dieses Jahr auf einen Sonntag und wird so noch stärker erhellt durch das Wort Gottes und die Feier des wöchentlichen Osterfestes. Die Ikone der Jungfrau und Königin Maria findet im einzelnen ein bedeutsames Echo im heutigen Evangelium, wenn Jesus sagt: »Dann werden manche von den Letzten die Ersten sein und manche von den Ersten die Letzten « ( Lk 13,30). Dies ist ein bezeichnendes Wort Christi, von dem die Evangelisten mehrmals berichten – auch mit ähnlichen Worten –, da es offensichtlich ein für seine prophetische Verkündigung wichtiges Thema widerspiegelt. Die Gottesmutter ist das vollkommene Beispiel für diese aus dem Evangelium stammende Wahrheit, daß nämlich Gott die Hochmütigen und Mächtigen dieser Welt erniedrigt und die Niedrigen erhöht (vgl. Lk 1,52).

Das kleine und einfache Mädchen aus Nazaret ist die Königin der Welt geworden! Das ist eines der Wunder, die das Herz Gottes offenbaren. Natürlich hängt das Königtum Mariens völlig vom Königtum Christi ab: Er ist der Herr, den der Vater nach der Schmach des Todes am Kreuz über alle anderen Geschöpfe im Himmel, auf der Erde und unter der Erde erhöht hat (vgl. Phil2,9–11). Durch einen Plan der Gnade befindet sich die Unbefleckte Mutter vollends im Zusammenhang mit dem Geheimnis ihres Sohnes: mit seiner Menschwerdung; seinem irdischen, zunächst in Nazaret verborgenen und dann im messianischen Dienst offenbar gewordenen Leben; seinem Leiden und Tod; und schließlich mit der Herrlichkeit der Auferstehung und Himmelfahrt. Die Mutter hat mit dem Sohn nicht nur die menschlichen Aspekte dieses Geheimnisses geteilt, sondern durch das sich in ihrem Inneren vollziehende Wirken des Heiligen Geistes auch die tiefe Absicht, den göttlichen Willen, so daß ihr ganzes, armes und niedriges Dasein erhöht, verwandelt und verherrlicht worden ist, indem sie durch die »enge Tür« schritt, die Jesus selbst ist (vgl. Lk 13,24). Ja, Maria ist die erste, die den »Weg« beschritten hat, den Christus eröffnet hat, um in das Reich Gottes einzugehen, einen Weg, der den Niedrigen und all jenen zugänglich ist, die sich dem Wort Gottes anvertrauen und sich darum bemühen, es in die Tat umzusetzen. In der Geschichte der von der christlichen Botschaftevangelisierten Städte und Völker gibt es zahlreiche Zeugnisse für die öffentliche und in einigen Fällen sogar institutionelle Verehrung des Königtums der Jungfrau Maria. Doch heute wollen wir vor allem als Kinder der Kirche unsere Verehrung jener Frau gegenüber erneuern, die uns Jesus als Mutter und Königin hinterlassen hat. Wir vertrauen ihrer Fürsprache das tägliche Gebet um den Frieden an, besonders dort, wo die absurde Logik der Gewalt am meisten wütet, damit alle Menschen zur Überzeugung gelangen, daß wir uns in dieser Welt einander als Geschwister helfen müssen, um die Zivilisation der Liebe zu errichten. Maria, Regina pacis, ora pro nobis.

BENEDIKT XVI. ANGELUS Apostolischer Palast in Castel Gandolfo
Sonntag, 22. August 2010

Krönung Mariens, Relief auf dem Altar vor dem Dreikönigsschrein in Köln (B16, Generalaudienz 2012)

Schutzmantelmadonna durch Engel gekrönt, Stiftskirche Rein

Der Thron für die Königin in der Stiftskirche Rein

Glasfenster im Konstanzer Dom

Krönung Marias in der Sakristei der Kathedrale von Burgos

Altarbild der Krönung Marias in der Kirche der Barmherzigen Brüder in Wien (Amadeus von Lausanne, Lesehore) 

Malerei der Krönung Marias in S. Maria Maggiore, Rom 

Fliesenmosaik vor der Jakobuskathedrale in Jerusalem (H. U. v. Balthasar, Vollmacht der Königin)

Kuppelfresko der Krönung von Rottmayr, Wiener Peterskirche 

und nochmal das Kuppelfresko 

Altarbild der Marienkrönung in der Wiener Dominikanerkirche

Mosaik in der Rosenkranzbasilika in Lourdes (Pius XII. über die Einführung des Festes Mariä Königin) 

Marienkrönung, Schnatterpeck-Altar in Lana, Südtirol (Küng, Königin der Familien)

Maria als Königin, Maria Empfängnis, Weerberg, Tirol, (Weihegebet Maximilian Kolbe) 

Relief vom Altar im Kölner Dom (Benedikt XVI., Maria Königin, 2012)

 

Heiligtum unserem Lieben Frau von Walsingham (anglikanisch)

Sonntag, 14. August 2022

Gott ist das Haus des Menschen

 


Aber jetzt fragen wir uns: Was gibt die Aufnahme Mariens in den Himmel unserem Weg, unserem Leben? Die erste Antwort lautet: In der Aufnahme Mariens in den Himmel sehen wir, daß in Gott Raum ist für den Menschen. Gott selbst ist das Haus mit den vielen Wohnungen, von dem Jesus spricht (vgl. Joh 14,2); Gott ist das Haus des Menschen, in Gott gibt es Raum Gottes. Und Maria, die sich mit Gott vereint, mit Gott vereint ist, entfernt sich nicht von uns, geht nicht in eine ferne Galaxie; vielmehr ist, wer zu Gott geht, uns nahe, weil Gott uns allen nahe ist, und Maria, die mit Gott vereint ist, hat teil an der Gegenwart Gottes, ist uns sehr nahe, einem jeden von uns. Es gibt ein schönes Wort des hl. Gregor des Großen über den hl. Benedikt, das wir auch auf Maria anwenden können: Der hl. Gregor der Große sagt, daß das Herz des hl. Benedikt so groß geworden ist, daß die gesamte Schöpfung in dieses Herz hineinpaßte. Das gilt noch mehr für Maria: Maria, die völlig mit Gott vereint ist, hat ein so großes Herz, daß die ganze Schöpfung in dieses Herz hineinpaßt, und die Votivgaben in allen Teilen der Welt zeigen das. Maria ist nahe, kann zuhören, kann helfen, sie ist uns allen nahe. In Gott ist Raum für den Menschen, und Gott ist nahe, und Maria, die mit Gott vereint ist, ist sehr nahe, sie hat ein Herz, das so weit ist wie das Herz Gottes.

Aber da ist auch der andere Aspekt: Es ist nicht nur in Gott Raum für den Menschen; im Menschen ist Raum für Gott. Auch das sehen wir in Maria, der heiligen Lade, die die Gegenwart Gottes trägt. In uns ist Raum für Gott, und diese Gegenwart Gottes in uns, die so wichtig ist, um der Welt in ihrer Traurigkeit, in ihren Problemen Licht zu schenken, diese Gegenwart wird im Glauben verwirklicht: Im Glauben öffnen wir die Türen unseres Daseins, damit Gott in uns hineinkommt, damit Gott die Kraft sein kann, die unserem Dasein Leben und Weg schenkt. In uns ist Raum, öffnen wir uns, wie Maria sich geöffnet hat, indem wir sagen: »Dein Wille möge verwirklicht werden, ich bin die Magd des Herrn.« Wenn wir uns Gott öffnen, verlieren wir nichts. Im Gegenteil: Unser Leben wird reich und groß. Und so gehören Glaube, Hoffnung und Liebe zusammen. Es gibt heute viele Worte über eine zu erwartende bessere Welt: das soll unsere Hoffnung sein. Ob und wann diese bessere Welt kommt, wissen wir nicht, weiß ich nicht. Sicher ist, daß eine Welt, die sich von Gott entfernt, nicht besser wird, sondern schlechter. Nur die Gegenwart Gottes kann auch eine gute Welt gewährleisten. Aber lassen wir das.
(B16, 15.8.2012)