Samstag, 10. Januar 2015

Taufe des Herrn



Am heutigen Sonntag feiern wir nach dem Hochfest der Erscheinung des Herrn das Fest der Taufe des Herrn, mit dem die liturgische Weihnachtszeit zu Ende geht. Heute betrachten wir Jesus, der sich im Alter von rund 30 Jahren von Johannes im Jordan taufen lassen wollte. Es handelte sich um eine Sühnetaufe, bei der das Symbol des Wassers verwendet wurde, um die Reinigung von Herz und Leben auszudrücken.

Johannes, den man den "Täufer" nannte, also denjenigen, der tauft, predigte dem Volk Israel, sich zur Vorbereitung auf das bevorstehende Kommen des Messias taufen zu lassen. Und er erklärte allen, dass einer nach ihm kommen werde, der größer sei als er selbst und nicht mit Wasser, sondern mit dem Heiligen Geist taufen werde (vgl. Mk 1,7-8). Als Jesus im Jordan getauft wurde, kam der Heilige Geist in der Gestalt einer Taube auf ihn herab und blieb auf ihm, und Johannes der Täufer erkannte, dass Jesus der Christus war, das "Lamm Gottes", das gekommen war, um die Sünden der Welt hinweg zu nehmen (vgl. Joh 1,29).

Somit ist die Taufe im Jordan auch eine "Epiphanie", eine Offenbarung der messianischen Identität des Herrn und seines Erlösungswerks, das in einer anderen "Taufe" seinen Höhepunkt finden wird, nämlich in seinem Todes und seiner Auferstehung, durch die die ganze Welt im Feuer des göttlichen Erbarmens gereinigt werden wird (vgl. Lk 12,49-50).



Am heutigen Festtag pflegte Papst Johannes Paul II. die Gewohnheit, einigen Kindern das Sakrament der Taufe zu spenden. Am Vormittag hatte ich zum ersten Mal die Freude, zehn Neugeborene in der Sixtinischen Kapelle zu taufen. Mit großer Zuneigung möchte ich jetzt meine Glückwünsche für diese kleinen Kinder, ihre Familien sowie ihre Taufpaten erneuern.

Die Kindertaufe bringt das Geheimnis der neuen Geburt zum göttlichen Leben in Christus zum Ausdruck und verwirklicht es: Gläubige Eltern bringen ihre Kinder zum Taufbecken, das für den "Mutterleib" der Kirche steht, aus dessen gesegnetem Wasser Kinder Gottes in die Welt gesetzt werden. Die Gnade, die diese Neugeborenen empfangen, verlangt danach, von ihnen aus freien Stücken und auf verantwortungsvolle Weise angenommen zu werden, wenn sie einmal erwachsen geworden sind. Dieser Reifungsprozess wird sie später dazu führen, das Sakrament der Firmung zu empfangen. Es wird ihre Taufgnade festigen und ihnen das "Siegel" des Heiligen Geistes aufdrücken.

Liebe Brüder und Schwestern! Das heutige Hochfest möge für alle Christen zu einer großartigen Gelegenheit werden, um die Freude und Schönheit der eigenen Taufe zu entdecken, die eine allzeit gegenwärtige Realität ist, wenn sie im Glauben gelebt wird: Sie erneuert in uns andauernd das Bild des neuen Menschen, und sie erneuert uns in der Heiligkeit der Gedanken und Taten. Darüber hinaus vereint die Taufe die Christen aller Bekenntnisse. Als Getaufte sind wir alle Kinder Gottes in Christus Jesus, unserem Meister und Herrn. Die Jungfrau Maria möge für uns alle die Gnade erlangen, immer mehr den Wert unserer Taufe zu verstehen und mit einem angemessenen Lebenswandel Zeugnis für sie zu geben.

(Papst Benedikt XVI., Angelus, 9.1.2006)

Taufe des Herrn, Saint Gatien, Tours, Frankreich

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