Samstag, 25. Juli 2020

Am Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela


Zugang zum Grab unterhalb des Altars

Der Reliquienschrein des hl. Jakobus des Älteren
in der Krypta der Kathedrale von Santiago de Compostela

 
Jakobus der Ältere war der Sohn des Fischers Zebedäus und der Salome. Zudem war er der ältere Bruder des Apostels Johannes. Beide gehörten zu den als Erstes berufenen Jüngern Jesu. Jesus gab den zwei Brüdern wegen ihres Eifers den Beinamen Boanerges (Mk 3,17), was übersetzt so viel wie „Donnersöhne“ heißt.
Jesus hatte Jakobus, dessen Bruder und Petrus zu seinen drei bevorzugten Jüngern auserwählt. Diese drei Apostel waren als Einzige bei der Verklärung Jesu und in dessen Todesangst im Garten Getsemani (Mk 14,33) dabei.
Während die Apostelgeschichte über das Wirken von Petrus und Johannes relativ ausführlich berichtet, finden wir zu Jakobus dem Älteren nur die Nachricht über seine Hinrichtung durch König Herodes Agrippa I. von Judäa, dem dritten Nachfolger von Pontius Pilatus, im Jahr 43 n. Chr., verbunden mit der Erwähnung einer Verfolgung von anderen Christen (Apg 12,1–2). Jakobus können wir somit als den ersten Märtyrer unter den Aposteln betrachten. Der Überlieferung zufolge verkündete er zuvor das Evangelium in der Gegend um Samaria und Jerusalem.
Legenden berichten von einem Zauberer mit Namen Hermogenes, den Jakobus von Dämonen befreit haben soll und dessen Zauberbücher er daraufhin ins Meer habe werfen lassen. Auf dem Wege zu seiner Hinrichtung heilte Jakobus der Legende nach noch einen Lahmen. Zudem soll er den Henker um eine Flasche Wasser gebeten haben, um Josias, der ihm den Strick umgelegt hatte und sich daraufhin zum christlichen Glauben bekehrt haben soll, taufen zu können. Unmittelbar danach sei Josias gemeinsam mit Jakobus enthauptet worden. Die St.-Jakobus-Kathedrale in Jerusalem steht angeblich am Ort seines Martyriums.

Verehrung und Patronat

Im Jahr 70 n. Chr. seien dann, so die Legende, die Gebeine Jakobus' des Älteren auf den Berg Horeb (den Berg Sinai) in das dortige Jakobskloster – das heutige Katharinenkloster – gebracht worden. In Spanien weit verbreitet ist die Legende, dass Jakobus dort gleich nach der Himmelfahrt Christi gepredigt und neue Jünger geworben haben soll.
Sein Grab dort soll dann aber in Vergessenheit geraten sein, bis sich der hl. Jakobus auf dem sogenannten „Sternenfeld“ (span. Compostela) dem Pelayo/Pelagius, dem legendenhaften Gründer des asturischen Reichs, geoffenbart haben soll. Im Jahr 813 wurde an dieser Stelle schließlich mit dem Bau einer Wallfahrtskirche begonnen und am 25. Juli 816 wurden dann die Reliquien des hl. Jakobus in der neuen Kirche beigesetzt.
Um 930 sind erstmals Wallfahrer aus Süddeutschland, aus der Gegend um den Bodensee, in Santiago de Compostela nachgewiesen. Gefördert durch die Cluniazenischen Reformen wurde Santiago de Compostela im 11./12. Jahrhundert zu einem der größten Wallfahrtszentren des Abendlandes. Durch ganz Europa führen seitdem Pilgerwege an das Grab des hl. Apostels Jakobus. Heute begeistern sich zunehmend wieder mehr Menschen für das Pilgern auf diesen Jakobswegen.
Jakobus der Ältere gilt als Nationalpatron von Spanien. Zudem wird er in Innsbruck als Stadtpatron verehrt. Er ist der Fürsprecher der Pilger, Wallfahrer, Arbeiter, Seeleute, Krieger, Lastenträger, Hutmacher, Wachszieher, Strumpfwirker, Kettenschmiede, Apotheker und Drogisten. Zudem wird er um gutes Wetter, für das Gedeihen der Äpfel und Feldfrüchte sowie gegen Rheumatismus angerufen.
Attribute
Der hl. Jakobus der Ältere wird als Pilger mit Pilgerstab, Pilgerhut und Muschel, der sogenannten Jakobsmuschel, dargestellt. 
(Quelle: korbiwiki

Apostelcredo in S. Maria in Valvendra, Lovere
Hochaltarfigur in Santiago de Compostela
Jakobuszyklus in der Kathedrale von Amiens (Zauberer Hermogenes)


Heiliger Apostel Jakobus, bitte für uns!


PREDIGT VON PAPST BENEDIKT XVI.
»Plaza del Obradoiro« in Santiago de Compostela
Samstag, 6. November 20
10


Liebe Brüder und Schwestern in Jesus Christus!
Ich danke Gott für das Geschenk, hier sein zu dürfen, auf diesem herrlichen Platz voller Kunst, Kultur und geistlicher Bedeutung. In diesem Heiligen Jahr komme ich als Pilger unter Pilgern, gemeinsam mit vielen, die hierher kommen und nach dem Glauben an den auferstandenen Christus dürsten, nach dem Glauben, der von den Aposteln wie dem heiligen Jakobus dem Älteren, der seit unvordenklichen Zeiten in Compostela verehrt wird, treu verkündet und weitergegeben wurde.
(...)
Ein Satz aus der ersten Lesung sagt mit bewundernswerter Einfachheit: »Mit großer Kraft legten die Apostel Zeugnis ab von der Auferstehung Jesu, des Herrn« (Apg 4,33). In der Tat steht am Ausgangspunkt von all dem, was das Christentum war und weiter ist, nicht eine menschliche Initiative oder ein menschlicher Plan, sondern Gott, der Jesus gerecht und heilig erklärt gegenüber dem Urteil jenes menschlichen Gerichts, das ihn als Gotteslästerer und Umstürzler verurteilte; Gott, der Jesus Christus dem Tod entrissen hat; Gott, der allen Gerechtigkeit verschafft, die ungerechterweise die Gedemütigten der Geschichte sind.

»Zeugen dieser Ereignisse sind wir und der Heilige Geist, den Gott allen verliehen hat, die ihm gehorchen« (Apg 5,32), sagen die Apostel. So gaben sie nämlich Zeugnis vom Leben, vom Tod und von der Auferstehung Jesu Christi, den sie von der Zeit her kannten, als er predigte und Wunder wirkte. An uns liegt es heute, liebe Brüder, dem Beispiel der Apostel zu folgen, den Herrn jeden Tag mehr kennenzulernen und ein klares und gültiges Zeugnis seines Evangeliums zu geben. Es gibt keinen größeren Schatz, den wir unseren Zeitgenossen anbieten können. So ahmen wir auch den heiligen Paulus nach, der inmitten vieler Plagen froh ausrief: »Diesen Schatz tragen wir in zerbrechlichen Gefäßen; so wird deutlich, daß das Übermaß der Kraft von Gott und nicht von uns kommt« (2 Kor 4,7).

Zusammen mit diesen Worten des Völkerapostels sind da die Worte des Evangeliums selbst, das wir soeben vernommen haben, die dazu einladen, nach der Demut Christi zu leben, der in allem dem Willen des Vater gehorchte und gekommen ist, »um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele« (Mt 20,28). Dem Bruder zu dienen ist für die Jünger, die Christus nachfolgen wollen, nicht eine bloße Option, sondern wesentlicher Teil des eigenen Seins. Es ist ein Dienst, der nicht anhand der weltlichen Kriterien des Unmittelbaren, des Materiellen und des Scheins gemessen wird. Vielmehr macht er die Liebe Gottes zu allen Menschen und in allen Aspekten gegenwärtig und gibt selbst in den einfachsten Gesten Zeugnis von Ihm. Wenn Jesus diese neue Weise der Beziehung in Gemeinschaft auf der Grundlage der Logik der Liebe und des Dienens vorschlägt, wendet er sich auch an die »Herrscher der Völker«, denn wo es keinen Einsatz für die anderen gibt, entstehen Formen von Anmaßung und Ausnutzung, die einer echten ganzheitlichen Entwicklung des Menschen keinen Raum lassen. Und ich möchte, daß diese Botschaft vor allem die jungen Menschen erreicht: Gerade euch zeigt dieser wesentliche Inhalt des Evangeliums den Weg, damit ihr im Verzicht auf eine egoistische Denkweise von kurzer Reichweite, die euch oft vorgeschlagen wird, und in der Annahme der Denkweise Jesu euch voll verwirklichen und Samen der Hoffnung sein könnt.
Daran erinnert uns auch die Feier dieses Heiligen Jahres von Compostela. Das ist es, was viele Pilger, die nach Santiago de Compostela gehen, um den Apostel zu umarmen, im Innersten ihres Herzens erleben – deutlich bewußt oder in einem Spüren, ohne es in Worte fassen zu können. Die Beschwerlichkeit des Gehens, der Abwechslungsreichtum der Landschaft, die Begegnung mit Personen anderer Nationalität machen sie offen für das, was uns zutiefst und gemeinsam mit den Menschen verbindet: Wir sind Wesen, die auf der Suche sind, Wesen, die der Wahrheit und Schönheit bedürfen, der Erfahrung von Gnade, Liebe und Frieden, Vergebung und Erlösung. Und ganz tief verborgen in all diesen Menschen hallen Gottes Gegenwart und das Wirken des Heiligen Geistes wider. Ja, jeder Mensch, der in seinem Inneren still wird und sich von seinen Leidenschaften, Wünschen und unmittelbaren Tätigkeiten löst, der Mensch, der betet, den erleuchtet Gott, damit er ihm begegne und Christus erkenne. Wer nach Santiago pilgert, tut das im Grunde, um vor allem Gott zu begegnen, der im Abbild der Majestät Christi ihn bei seiner Ankunft am Portikus der Glorie empfängt und segnet.
Von hier aus möchte ich als Botschafter des Evangeliums, das Petrus und Jakobus mit ihrem Blut bekräftigten, einen Blick auf Europa werfen, das nach Compostela pilgerte. Welche sind die großen Bedürfnisse, Ängste und Hoffnungen Europas? Was ist der besondere und grundlegende Beitrag der Kirche für dieses Europa, das in den letzten fünfzig Jahren einen Weg hin zu neuen Gestaltungsformen und Entwürfen zurückgelegt hat? Ihr Beitrag geht um eine Wirklichkeit so einfach und entscheidend wie diese: Gott existiert, und er hat uns das Leben gegeben. Er allein ist absolut, er ist treue und unvergängliche Liebe, unendliches Ziel, das hinter allem Guten, hinter aller wunderbaren Wahrheit und Schönheit dieser Welt durchscheint – alles wunderbar, aber für das Herz des Menschen nicht genug. Dies hat die heilige Teresa von Jesus gut erfaßt, als sie schrieb: »Gott allein genügt«.

Es ist eine Tragödie, daß sich in Europa, besonders im 19. Jahrhundert, die Überzeugung durchsetzte und verbreitete, daß Gott der Gegenspieler des Menschen und der Feind seiner Freiheit sei. Damit wollte man den wahren biblischen Glauben an Gott verdunkeln, der seinen Sohn Jesus Christus in die Welt gesandt hat, damit keiner zugrunde gehe, sondern alle das ewige Leben haben (vgl. Joh 3,16).
Gegenüber einem Heidentum, dem zufolge Gott den Menschen beneidet und verachtet, bekräftigt der Verfasser des Buches der Weisheit entschieden: Weshalb hätte Gott alles erschaffen, wenn er es nicht geliebt hätte, Er, der in seiner unbegrenzten Fülle keiner Sache bedarf? (vgl. Weish 11,24-26). Weshalb hätte er sich den Menschen offenbart, wenn er sie nicht hätte beschützen wollen? Gott ist der Ursprung unseres Seins und das Fundament und der Gipfel unserer Freiheit, nicht ihr Gegner. Wie kann der sterbliche Mensch sich auf sich selbst gründen, und wie kann der sündige Mensch sich mit sich selbst versöhnen? Wie ist es möglich, daß über diese erste und wesentliche Wahrheit des menschlichen Lebens in der Öffentlichkeit geschwiegen wird? Wie kann das, was im Leben am meisten maßgebend ist, in die bloße Privatsphäre verwiesen oder in den Halbschatten verbannt werden? Wir Menschen können nicht im Finstern leben, ohne das Licht der Sonne zu sehen. Und wie ist es nun möglich, daß Gott, der Sonne des Verstandes, der Kraft des Willens und dem Magnet unserer Herzen, das Recht abgesprochen wird, dieses Licht anzubieten, das jede Finsternis vertreibt? Es ist deshalb notwendig, daß der Name Gottes unter dem Himmel Europas freudig wieder erklingt; daß dieses heilige Wort nie achtlos ausgesprochen wird; daß es nie verdreht wird und für ihm fremde Zwecke verwendet wird. Es muß heilig ausgesprochen werden. Es ist erforderlich, daß wir es so im täglichen Leben, im Schweigen der Arbeit, in der brüderlichen Liebe und in den Schwierigkeiten, die die Jahre mit sich bringen, wahrnehmen.

Europa muß sich Gott öffnen, muß ohne Angst heraustreten hin zur Begegnung mit Ihm, muß mit seiner Gnade für die Würde des Menschen arbeiten, die von den besten Traditionen erschlossen worden ist: Neben der biblischen, die diesbezüglich grundlegend ist, sind dies die Traditionen der Antike, des Mittelalters und der Neuzeit, aus denen die großen philosophischen und literarischen, kulturellen und sozialen Schöpfungen Europas hervorgingen.
Dieser Gott und dieser Mensch sind es, die sich in Christus konkret und historisch kundgetan haben. Diesen Christus können wir auf den Wegen finden, die nach Compostela führen, da auf ihnen stets ein Kreuz ist, das uns an den Kreuzungen empfängt und uns die Richtung weist. Dieses Kreuz, Zeichen der höchsten Liebe, die bis zum Äußersten ging, und deshalb Gabe und Vergebung zugleich, muß unser Leitstern sein in der Nacht der Zeit. Kreuz und Liebe, Kreuz und Licht sind Synonyme unserer Geschichte, weil sich Christus in dieser Geschichte annageln ließ, um uns das höchste Zeugnis seiner Liebe zu geben, um uns zu Vergebung und Versöhnung einzuladen, um uns zu lehren, das Böse durch das Gute zu besiegen. Hört nicht auf, die Lehre dieses Christus der Kreuzungen auf den Lebenswegen zu lernen. In ihm kommt uns Gott entgegen als Freund, Vater und Führer.
O gesegnetes Kreuz, leuchte immerzu in den Ländern Europas!
Laßt mich von hier aus die Größe des Menschen verkünden und vor den Bedrohungen seiner Würde durch die Aberkennung seiner ursprünglichen Werte und Reichtümer, durch Ausgrenzung oder Tod, die den Schwächsten und Ärmsten zugefügt werden, warnen. Man kann Gott keine Verehrung erweisen, ohne den Menschen als sein Kind zu beschützen, und man kann dem Menschen nicht dienen, ohne zu fragen, wer sein Vater sei, und auf diese Frage Antwort zu geben. Das Europa der Wissenschaft und Technologien, das Europa der Zivilisation und Kultur muß zugleich ein Europa sein, das offen ist für die Transzendenz wie auch für die Brüderlichkeit mit den anderen Kontinenten, offen für den lebendigen und wahren Gott vom lebendigen und wahren Menschen her. Das ist es, was die Kirche Europa bringen will: auf Gott und auf den Menschen zu achten aus dem Wissen heraus, daß uns beides in Jesus Christus dargeboten wird.
Liebe Freunde, richten wir einen hoffnungsvollen Blick auf alles, was Gott uns versprochen hat und uns anbietet. Er schenke uns seine Kraft, stärke die Erzdiözese Compostela, belebe den Glauben seiner Kinder und helfe ihnen, ihrer Berufung treu zu bleiben, das Evangelium auszusäen und ihm Nachdruck zu verleihen, auch in anderen Ländern. Der heilige Jakobus, der Freund des Herrn, erwirke reichen Segen für Galicien, für die anderen Völker Spaniens, Europas und vieler anderer Orte jenseits des Meeres, wo der Apostel Zeichen christlicher Identität und Förderer der Verkündigung Christi ist. Amen!



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