Sonntag, 3. Mai 2020

Durch Jesus in den Hirtendienst eintreten

ich bin gekommen, dass sie das Leben haben und es in Fülle haben
Kurzifix vor der Kirche St Giles, Cambridge


Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes. (Joh 10)
In jener Zeit sprach Jesus:
1 Amen, amen, ich sage euch:
Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht,
sondern anderswo einsteigt,
der ist ein Dieb und ein Räuber.
2 Wer aber durch die Tür hineingeht,
ist der Hirt der Schafe.
3 Ihm öffnet der Türhüter
und die Schafe hören auf seine Stimme;
er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen
und führt sie hinaus.
4 Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat,
geht er ihnen voraus
und die Schafe folgen ihm;
denn sie kennen seine Stimme.
5 Einem Fremden aber werden sie nicht folgen,
sondern sie werden vor ihm fliehen,
weil sie die Stimme der Fremden nicht kennen.
6 Dieses Gleichnis erzählte ihnen Jesus;
aber sie verstanden nicht den Sinn
dessen, was er ihnen gesagt hatte.
7 Weiter sagte Jesus zu ihnen:
Amen, amen, ich sage euch:
Ich bin die Tür zu den Schafen.
8 Alle, die vor mir kamen,
sind Diebe und Räuber;
aber die Schafe haben nicht auf sie gehört.
9 Ich bin die Tür;
wer durch mich hineingeht,
wird gerettet werden;
er wird ein- und ausgehen und Weide finden.
10 Der Dieb
kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten;
ich bin gekommen,
damit sie das Leben haben
und es in Fülle haben.
(Evangelium vom 4. Sonntag der Osterzeit, Weltgebetstag für geistliche Berufe)




Der Gute Hirt
Tabernakel in der Seitenkapelle der Seitenkapelle
Wandmalerei über dem Sarkphag der Apostel Jakobus und Philippus, Rom
Glasfenster in Stokenchurch, England
Statue in der Mathiaskirche, Budapest
Glasfenster in der Rochester Cathedral
Statue in S. Maria della Pace, Rom
Mosaik in der Kathedrale von Aquileia
Mosaik im Mausoleum Galla Placidia, Ravenna
Glasfenster von Christopher Webb in der St Alban´s Cathedral 
Glasfenster im Kapuzinerkloster in Padua

 



Das Evangelium dieses Sonntags, das wir gehört haben, ist nur ein Ausschnitt aus der großen Hirtenrede Jesu; darin sagt uns der Herr dreierlei über den wahren Hirten: Er gibt sein Leben für die Schafe. Er kennt die Seinen und sie ihn. Er steht im Dienst der Einheit.

Bevor wir über diese drei Kernbestimmungen des Hirteseins nachdenken, tut es vielleicht gut, einen Augenblick an das vorhergehende Stück der Hirtenrede zu erinnern, in dem Jesus – bevor er sich Hirte nennt – zu unserer Überraschung sagt: »Ich bin die Tür« (Joh 10,7). Durch ihn muß man in den Hirtendienst eintreten. Diese Grundbedingung verdeutlicht er sehr nachdrücklich, indem er erklärt: »Wer … anderswo einsteigt, ist ein Dieb und ein Räuber« (Joh 10,1). Dieses Wort »einsteigt« – griechisch »anabaínei« – schließt die Vorstellung ein von jemandem, der den Zaun hochklettert, um so – den Zaun übersteigend – dorthin zu gelangen, wo er rechtmäßig nicht hinkommen kann. Aufsteigen – das ist aber auch das Bild des Karrierismus, für den Versuch, nach oben zu kommen, sich durch die Kirche eine Stellung zu verschaffen – sich zu bedienen und nicht zu dienen. Es ist das Bild des Menschen, der durch das Priestertum etwas werden und jemand sein möchte, dem es um die eigene Erhöhung geht und nicht um den demütigen Dienst Jesu Christi.

Aber der einzig rechtmäßige Aufstieg zum Hirtenamt in der Kirche ist das Kreuz. Das ist der wahre Aufstieg, das ist die wahre Tür. Nicht selber jemand werden wollen, sondern für den anderen da sein – für Christus und so, durch ihn und mit ihm für die Menschen, die der Herr sucht, die er auf den Weg des Lebens führen will.
Man tritt zum Priestertum ein durch das Sakrament – das bedeutet eben: durch die Freigabe seiner selbst an Christus, daß er über mich verfüge; daß ich ihm zu Diensten sei und seinem Ruf folge, auch wenn er meinen Wünschen nach Selbstverwirklichung und Ansehen entgegenläuft. Durch Christus, die Tür, eintreten, heißt: ihn immer mehr kennen und lieben, damit unser Wille eins werde mit dem Seinen und unser Handeln eins mit dem Seinen. Liebe Freunde, darum wollen wir immer von neuem beten, darum uns mühen, daß Christus in uns wächst; daß unsere Einheit mit ihm immer tiefer werde, so daß durch uns wirklich Christus weidet.
(aus der Predigt von Papst Benedikt XVI. anläßlich der Priesterweihe in Rom am 7. Mai 2006)



Heute gedenkt die Kirche der Apostel Philippus und Jakobus, die HIER begraben sind.

Christus als Priester-Hirte in St Giles, Cambridge (Anglican Church)

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