Dienstag, 26. Mai 2020

Kelch mit Zahnabdruck - Pater Philipp feiert die heilige Messe

Büstenreliquiar des hl. Philipp Neri, Chiesa Nuova, Pietro Zagnoni, 1683, Chiesa Nuova


Philipp Neri, Priester und Apostel Roms. Philipp Neri wurde am 21. Juli 1515 zu Florenz geboren; er wurde schon in seiner Jugend durch die Schriften des Volkspredigers Savonarola für ein strenges und sittenreines Christentum begeistert. Als Hauslehrer in Rom führte er sechzehn Jahre lang ein Leben der Abtötung, des Gebetes und der Nächstenliebe. Zwei Jahre vor dem Jubeljahr 1550 gründete er eine Dreifaltigkeitsbruderschaft zur Betreuung der armen und kranken Rompilger. 1551 zum Priester geweiht, schloss sich Philipp Neri einer Priestergemeinschaft bei der Kirche San Girolamo della Carità an, aus der 1552 das sogenannte „Oratorium“ entstand.
Philipps Anliegen, die religiöse Erneuerung Roms, versuchte er durch neue Seelsorgemethoden zu verwirklichen. Er förderte die Kinderpredigt, die geistlichen Lieder in der Volkssprache, machte sonntägliche Stadtwallfahrten und hielt geistliche Vorträge. Seine entwaffnende Freundlichkeit und sein liebenswürdiger Humor erwarben ihm in allen Volksschichten Vertrauen. Er war nicht nur lustig, sondern er machte sich selbst oft sogar bewusst lächerlich, um sich zu demütigen. Zu seinen Freunden und Beichtkindern zählten Ignatius von Loyola, Karl Borromäus, Kamillus von Lellis, Franz von Sales sowie der Historiker Cäsar Baronius, der später seine Nachfolge als Leiter des Oratoriums antrat. Philipp lehnte die Kardinalswürde mehrmals ab. Schon zu Lebzeiten verehrte ihn das römische Volk als „Il Santo“, „der Heilige“.
 Er starb am 26. Mai 1595, ganz Rom bereitete ihm ein geradezu triumphales Begräbnis. Sein Grab befindet sich in der von ihm erbauten Kirche Santa Maria in Vallicella, die vom Volk einfach „Chiesa Nuova“ genannt wird. Philipp Neri gehört zu den bedeutendsten Gestalten der tridentinischen Reform, er wird mit flammendem Herzen dargestellt, wie er vor der Muttergottes betet.
(Martyrologium Sancrucense)


Philipp Neri

Glasfenster in Our Lady and the English Martyrs Church, Cambridge (über die Demut)

Fresko, der Heilige empfängt den Heiligen Geist, Privaträume bei der Chiesa Nova, Rom

Beichtstuhl des Philipp Neri, Relief über dem Eingang zu seinen Privaträumen (über die Beichte)

Kapelle des hl. Philipp Neri in der Chiesa Nova, Brustreliquie, Totenmaske (seine Sorge für das Heil der Menschen) 

Beim Grab des P. Neri in der Chiesa Nova (Gott lieben)

Fresko, Zelebration, Ekstase und Schweben - starkes Argument für Zelebration ad orientem

Philipp über die tägliche Zelebration (Sakristei Pöllau, ohne Philipp ;-))


Kelch des hl. Philipp Neri, Chiesa Nuova


Wie schon erwähnt, brachte der Priester Phillip Neri täglich das heilige Messopfer dar. Es war für ihn das Kennzeichen seines priesterlichen Dienstes, wenngleich zur damaligen Zeit die tägliche Zelebration noch nicht die Regel war. Auch hier erweist sich Philipp ganz als Schüler der Priester von San Girolamo.
Pater Philipp ermahnte seine Mitbrüder, jeden Tag zu zelebrieren. Er sagte: „Die Priester, die – obwohl sie könnten – nicht jeden Tag zelebrieren, machen einen großen Fehler. Auch die welche um ihrer Erholung willen die Erlaubnis erbäten, nicht täglich zu zelebrieren, begingen einen großen Irrtum. Er sagte auch: Jene, die Trost außerhalb des wahren Ortes suchen, suchen ihre Verurteilung. Wer weise sein will ohne die wahre Weisheit, ohne den Heiland, ist nicht heil, sondern krank, nicht weise, sondern verrückt.“ (Wick-Alda, U. u. Wodrazka, P. B. [Hrsg.]: Philipp Neri. Schriften und Maximen, Sankt Ottilien 2011, pp. 292-293 bzw. # 162).

Ebenso empfahl Philipp den Gläubigen, regelmäßig die heilige Messe mitzufeiern. Er optierte nicht dafür, dass alle täglich zur heiligen Kommunion gehen sollten, sondern meinte, dass die Häufigkeit des Kommunionempfangs neben der persönlichen Disposition vom geistlichen Weg und der religiösen Situation des Einzelnen abhinge.
Phillip Neri zelebrierte mit einer solchen Innigkeit und Andacht die heilige Messe, dass es ihm schwer fiel, die Worte des Messbuches deutlich und laut auszusprechen, wie Giacomo Cres­cen­zi beim Prozess darlegte. (P.P., II, p. 171).
Ins­besondere während der Opfermesse (Eucharistiefeier), dem zentralen Teil der heiligen Messe, geriet der Heilige sehr häufig in Ekstase. Dies betonten unzählige Zeugen, die beim Prozess befragt worden sind. So erinnerte sich z. B. Giovanni Bernardi: „Bei der Elevation des Leibes des Herrn erzitterte alles, er schwebte ein Stück über dem Boden; und dies geschah noch einmal währenddem die anderen kommuni­zierten, dass er sich bewegte, als würde er schweben. Und der heilige Philipp selbst hat mir versichert, dass, als er mit dem Messe lesen begann, den Kelch nicht ohne viele Tränen aus Gründen der Andacht und des Trostes zu vergießen, erheben konnte.“ (P.P., I, p. 48).

Diese inneren Anrührungen versuchte Philipp, so weit wie möglich zu verbergen. Aufgrund seines Gesundheitszustandes erhielt er in den letzten Jahren seines Lebens von Papst Gregor XIV. die Er­laubnis, die heilige Messe in einer Kapelle in der Nähe seines Zimmers zu feiern. Beim Agnus Dei verließ der Ministrant das Zimmer, der Mesner zündete eine kleine Lampe an, löschte die Lichter am Altar aus, schloss die Fenster und sperrte beide Türen zu, damit Filippo ungestört in der Andacht Zeit mit seinem Herrn verbringen konnte. An der Außenseite der Türe hing ein Schild mit dem Hinweis „Silentium! Pater Philipp zelebriert!“. Nach zwei Stunden klopfte der Mesner wieder an die Türe, und wenn der Heilige antwortete, so öffnete er die Türe und zündete die Lichter an und Philipp setzte die heilige Messe fort. (P.P., II, p, 359; P.P., I, p. 97 und Bacci, II, I).

Eucharistische Wunder waren bei der Messfeier des heiligen Phi­lipp keine Seltenheit. Nero del Nero, ein florentinischer Edelmann, bezeugte, dass Pater Philipp beim Kommunizieren des Blutes Christi, das sich sichtbar in Blut verwandelt hatte, von solcher Ehrfurcht erfüllt war, dass er sich nur schwer vom Kelch trennen konnte. Noch heute kann man die Abdrücke seiner Zähne an seinem Kelch in der Vallicella deutlich erkennen. (P.P., I, p. 327). Der Heilige empfing die verwandelten Gestalten unseres Herrn mit größter Andacht und war auch peinlich darauf bedacht, dass kein Teil des Leibes und kein Tropfen des Blutes Christi verloren ging. (P.P., I, p. 126 [Blut Christi] und P.P., II, p. 74 [Leib Christi]).
Nach dem Ende der heiligen Messe war der heilige Philipp so tief mit Gott verbunden und in das danksagende Gebet versunken, dass er Menschen, die an ihm vorbeigingen, nicht wahrnahm. Er war mit all seinen Gedanken so innig bei Gott, dass es einige Zeit dauerte, bis er wieder den normalen täglichen Verrichtungen nachgehen konnte. (Bacci, II, I).
Der eucharistische Heilige durfte seine letzte Messe am Fest Corpus Christi (Fronleichnam), dem 25. Mai 1595, feiern. (P.P., I, p. 66).
Ein paar Tage zuvor, als sich sein Gesundheitszustand verschlech­terte, empfing er aus der Hand des Kardinal Federico Borromeo die Wegzehrung. Dabei sagte Philipp: „Ich bin nicht würdig, ich bin niemals würdig gewesen; komm meine Liebe!“ (P.P., I, p. 68).

Reliquienschrein Kelch, Brille, darüber Reliquie ex praecordiis (Brust?),
ex tela imbuta sanguine (Tuch mit Blut)
 
Chiesa Nuova, Rom

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