Montag, 27. Januar 2020

Der Tod der hl. Angela Merici

Grab der hl. Angela Merici im rechten Kirchenschiff in der Kirche Sant`Angela Merici, Brescia
Das Fresko beim Eingang zur Kapelle: Il Cristo Morto, 1588, Pietro Maria Bagnadore

Als 1539 ihre körperlichen Kräfte spürbar nachlassen, verfasst Angela zwei weitere Texte, die den Frauen helfen sollen, wenn sie nicht mehr unter ihnen ist: die Ricordi, Gedenkworte oder Ermahnungen, für die jungen Leiterinnen, und die Legati, also Vermächtnisse, an die älteren Frauen gerichtet. Sie enthalten praktische Hinweise für die religiöse Ausrichtung, für das Gemeinschaftsleben, aus denen viel Lebenserfahrung spricht

„Seid untereinander durch das Band der Liebe verbunden, indem ihr einander schätzt, euch beisteht und einander ertragt in Jesus Christus“. 

„Und wenn es sich gemäß den Zeiten und Bedürfnissen ergeben sollte, etwas neu zu ordnen oder etwas anders zu machen, tut es klug und nach guter Beratung.“ 

„Sagt ihnen auch, daß ich jetzt lebendiger bin als zu der Zeit, da sie mich in leiblicher Gestalt sahen.“ 

„Seid dessen gewiß, daß diese Regel unmittelbar von seiner heiligen Hand gepflanzt worden ist und daß er diese Gemeinschaft niemals verlassen wird, solange die Welt besteht.“ 

Rechtzeitig bestellt Angela Contessa Lucrezia Lodrone zu ihrer Nachfolgerin, eine der älteren Frauen, Witwe wie die meisten, denn die jungen geistlichen Leiterinnen der Bezirke hält sie für noch zu unerfahren, um die ganze Gemeinschaft zusammenzuhalten. 

Angela war in Cremona ernstlich krank. Sie hatte wohl schon länger gesundheitliche Probleme, die sie mit eigenwilligen Methoden behandelte. Arzneien nahm sie nur, um die Menschen ihrer Umgebung zu beruhigen. Nun aber fühlt die Madre den Tod nahen.
Natürlich möchten ihr viele Menschen noch einen Besuch abstatten. Giacomo Chizzola ist einer von ihnen; er kommt mit einem Freund, der Angela bittet, ihm ein Wort mitzugeben. Sie sagt ihm: „Handelt im Leben so, wie ihr in der Stunde des Todes gehandelt haben möchtet.“

Am 27. Januar 1540 stirbt sie um 21.30 Uhr in ihrem Zimmer bei Sant‘Afra, so hat es jemand auf der ersten Seite ihres Officiums festgehalten .

Der Stadtchronist Pandolfo Nassino notiert: "Über Sur Anzola di Merichi. Am 27. Januar 1540 starb die Tochter des verstorbenen Tomaso di Merici aus Desenzano im Gebiet von Brescia; sie war ungefähr 65 bis 70 Jahre alt, eine Frau von schmaler Gestalt und mittlerer Größe; meistens in Grau gekleidet. Am 28. dieses Monats, um 10 Uhr früh, wurde sie zur Kirche S. Afra (...) getragen. Ich, Pandolfo (...), habe es selbst gesehen. Sie wurde mit so großer Feierlichkeit und inmitten solch einer großen Menschenmenge überführt, als sei es ein großer Herr gewesen. Der Grund war, dass Madre Suor Angela allen den Glauben an den höchsten Gott gepredigt hat und deswegen von allen geliebt wurde."
Dass Angela schon zu Lebzeiten „La Santa“ genannt wurde, war der Grund, sie später ohne das geforderte dritte Wunder heilig zu sprechen: Hierbei wird die formelle Heiligsprechung damit begründet, dass eine Verehrung „von Anfang an“ nachzuweisen ist. Bei Maria von der Menschwerdung war es jetzt übrigens genauso. 


 
Sant´Angela Merici, Brescia

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen