Sonntag, 6. Oktober 2019

Adalbero von Würzburg


Adalberoschrein und Statue des hl. Adalbero, Neumünster, Würzburg


Bischof von Würzburg (1045-1085), Graf von Lambach-Wels, * um 1010 in Lambach (Oberösterreich), † 6. Oktober 1090 in Lambach. Gedenktag: 6. Oktober
Eine große Kirche im Würzburger Stadtteil Sanderau trägt seinen Namen... Doch sehr viel mehr, als dass der hl. Adalbero ein Würzburger Bischof war, wissen die meisten nicht. Dabei kann das mutige und konsequente Wirken des gebürtigen Österreichers, dessen 1000. Geburtstag im Jahr 2010 begangen wurde, auch für den modernen Christen vorbildhaft sein.
I. Das Leben des hl. Adalbero
Adalbero wurde um 1010 in Lambach an der Traun geboren. Er war der jüngste Sohn des Kärntner Markgrafen Arnold II. von Lambach-Wels (Oberösterreich) und seiner Frau, der ostfränkischen Gräfin Reginlindis. Schon früh wurde der jüngste und nach dem gewaltsamen Tod seiner Brüder im Jahr 1050 letzte männliche Spross der Familie zum Studium an die Würzburger Domschule geschickt, die seinerzeit hohes Ansehen genoss. Dann trat er (möglicherweise als Hofkaplan) in den Dienst von König Heinrich III. ein.
Erneuerer von Klöstern und Kirche
Nach dem Tod Bischof Brunos während einer Reise zum ungarischen König ernannte Heinrich III. Adalbero am 29. Juni 1045 zum 20. Bischof von Würzburg. Dieses Datum markiert – so der Historiker Alfred Wendehorst – „den Beginn der längsten und einer der bewegtesten Amtszeiten, die einem Bischof in Würzburg beschieden war". Der frisch eingesetzte Bischof ließ zum einen den von Bruno begonnenen Dombau fortsetzen: Ostkrypta und Ostchor wurden unter seiner Regie deutlich erweitert sowie die Westtürme und das Langhaus errichtet. Darüber hinaus ergriff er die Initiative zur Errichtung der Neumünsterkirche (1058-1063).
Zum anderen lag Bischof Adalbero die Reform des Kloster- und Kanonikerwesens sehr am Herzen. Adalbero hatte die Zeichen der Zeit erkannt und unterstützte deshalb mit ganzer Kraft die Reformen von Cluny, die der zunehmenden Verweltlichung des Klerus begegnen sollten. Er pflegte enge Kontakte zu den benediktinischen Reformern in Cluny, Gorze und Hirsau. Aus Gorze holte er den Mönch Egbert, der zum Erneuerer der Abtei Münsterschwarzach wurde und ihr zu neuer Blüte verhalf. Auch in Neustadt am Main und St. Burkard ließ er Reformen nach dem Muster von Gorze durchführen. Das Würzburger Kollegiatsstift Sankt Peter, Paul und Stephan – damals ein umfriedeter Bezirk vor den Mauern der Stadt – besetzte Adalbero 1057 mit Münsterschwarzacher Benediktinern. Auf der Stammburg seiner Familie in Lambach schließlich gründete Adalbero 1056 ein reformiertes Benediktinerkloster.
II. Verehrung, Darstellungen und Zeugnisse
In seiner oberösterreichischen Heimat wurde Adalbero bald nach seinem Tod als Heiliger verehrt. Sein Grab in der Stiftskirche von Lambach ziert seit 1659 eine Deckplatte mit einem Relief des Heiligen. Adalbero ist hier – wie auch in anderen Darstellungen – mit einem Bischofsgewand bekleidet und hält ein Kirchenmodell in der Hand. Bis heute wird im September, am Jahrestag der Erhebung der Gebeine, Adalberos Reliquienschrein durch die Stiftsgemeinde getragen.In Franken hingegen verblasste die Erinnerung an Adalbero zunehmend, lediglich in der Abtei Münsterschwarzach, im Kloster St. Stephan und im Stift Neumünster gedachte man seiner alljährlich am 6. Oktober. Die „Vita und Miracula des Adalbero" vom Lambacher Abt Johannes Bimmel (1619) erhöhte den Bekanntheitsgrad Adalberos ab dem 17. Jahrhundert wieder.
© Anja Legge
Zwischen den Mühlrädern der Geschichte
Am Anfang seiner Regierung stand Adalbero ganz auf Seiten von Kaiser Heinrich III., der selbst Kontakt zu den Reformern hielt und „ganz im Bannkreis der kirchlichen Kultur und der christlichen Sittenlehre stand" (Klaus Wittstadt). 1051 trat Adalbero sogar neben Abt Hugo von Cluny als Taufpate des späteren Heinrich IV. auf. Nach dem Tod Heinrichs III. intensivierte er sein Engagement auf Reichs- und Hoftagen sowie Synoden und war ein gefragter Ratgeber und Schlichter. Ein Grund dafür mag gewesen sein, dass Adalbero sich dem jungen Heinrich IV., der beim Tod des Vaters gerade mal sechs Jahre alt war, anfangs freundschaftlich verbunden fühlte; so hielt er sich häufiger am Königshof auf und traute Heinrich 1066 schließlich mit Bertha von Savoyen.
Die Kaisertreue Adalberos währte bis zum Bruch Heinrichs IV. mit dem Papst, was als Investiturstreit in die Geschichtsbücher einging. Es ging dabei um die Frage, ob Kaiser oder Papst das Recht zustand, einen neuen Bischof zu investieren (einzuführen) – eine Frage, die Reich und Christenheit bis ins Mark erschütterte. Trotz seiner engen Verbindungen zum Königshaus stellte sich Adalbero 1076 mit allen Konsequenzen auf die Seite von Papst Gregor VII. Gregor, ebenfalls ein Anhänger der kirchlichen Reformbewegung, wandte sich gegen die gängige Praxis, dass die Bischöfe vom Landesherrn und nicht vom Papst eingesetzt wurden. Der erbitterte Kampf zwischen Kaiser und Papst beherrschte in der Folge nicht nur Adalberos Leben, sondern die gesamte Machtpolitik jener Zeit.
Im Glauben, den Streit gewaltsam beenden zu können, erklärte Heinrich IV. im Januar 1076 auf der Synode von Worms Papst Gregor VII. für abgesetzt. Unter den Anwesenden sollen nur Adalbero und Hermann von Metz Einspruch erhoben haben. Daraufhin verhängte Papst Gregor über König Heinrich den Kirchenbann, worauf dieser sich auf den berühmten „Gang nach Canossa" (Januar 1077) machte. Damit war die Abhängigkeit der Bischöfe vom König erneut festgeschrieben.
Unerschütterlicher Kämpfer für Kirche und Papst
Adalbero aber ließ sich nicht auf Kompromisse ein, er wollte das ottonisch-salische Reichskirchensystem beendet sehen. 1077 rief er in Forchheim gemeinsam mit anderen den Schwabenfürsten Rudolf von Rheinfelden zum Gegenkönig aus. Die Würzburger Bürger jedoch waren König Heinrich treu geblieben und verhinderten Adalberos Rückkehr in die Stadt. Rudolf und Adalbero versuchten die Stadt zwar durch Belagerung einzunehmen, scheiterten jedoch. Heinrich IV. ernannte einen Gegenbischof für Würzburg (Bischof Eberhard). Im August 1078 nahm Adalbero an der Schlacht von Mellrichstadt teil, in der Kaiser Heinrich IV. und Gegenkönig Rudolf von Schwaben aufeinander trafen. Der Kaiser schlug einen Teil des gegnerischen Heeres in die Flucht, musste aber den Rückzug nach Würzburg antreten. Im Frühjahr 1085 wurde Adalbero – wie alle anderen Bischöfe auf Seiten Gregors – von der Mainzer Synode für abgesetzt erklärt und musste in die Verbannung gehen.
1086 konnte Adalbero kurz nach Würzburg zurückkehren, wo er aber bald erneut vertrieben wurde. Alle Vermittlungs- und Kompromissvorschläge – Heinrich IV. soll ihm nochmals das Bistum angeboten haben – lehnte Adalbero rigoros ab. „Die Quellen berichten über sein Verhalten, dass er eher gefangen oder getötet werden wollte, als vor den Kaiser zu treten und mit ihm zu sprechen." (Klaus Wittstadt / Wolfgang Weiß)
Also verließ Adalbero Würzburg und zog sich in das von ihm gegründete Kloster auf seinem Stammsitz Lambach zurück. Am 6. Oktober 1090 starb er dort und wurde in der von ihm selbst in Auftrag gegebenen und 1089 geweihten Abteikirche bestattet.
Um eine offizielle Heiligsprechung bemühten sich das Kloster Lambach sowie der Bischof von Linz. Die Kanonisierung erfolgte schließlich 1883, als Papst Leo XIII. Adalbero offiziell als Heiligen für die Weltkirche bestätigte. Als vorbildhaft stufte man vor allem seine Geradlinigkeit und Treue ein – Eigenschaften, die man gerade in der Zeit nach dem Ersten Vatikanischen Konzil für wichtig erachtete. Nicht zuletzt aus diesem Grund benannte man in Würzburg die zwischen 1895 und 1900 erbaute neuromanische St.-Adalberokirche nach ihm. Diese Kirche ist die einzige im Bistum mit einem Adalbero-Patronat.
In der Würzburger Neumünsterkirche befindet sich außerdem eine Adalbero-Gedenkstätte mit einem Reliquienschrein, den Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen entworfen hat.





Neumünster, Würzburg

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