Donnerstag, 2. Oktober 2025

An meinen Schutzengel - Therese von Lisieux

 

bei der Wiege von Therese: die Zukunft, wie sie ihr Schutzengel vorhersah

Du hehrer Hüter meiner Seele,
Von Glanz und Schönheit ist dein Kleid.
Gleich einer Flamme ohne Fehle
Stehst du am Thron der Ewigkeit.
Für mich kamst du herab auf Erden,
Umgibst mich mit dem Lichte dein,
Ein treuer Bruder mir zu werden,
Mir Freund und Führer stets zu sein.

Du zeigst mir Schwachen viel Erbarmen,
Führst mich an deiner Hand den Weg.
Voll Liebe räumest du mir Armen
Die Steine fort von manchem Steg.
„Den Blick zum Himmel froh erhebe!“
Stets deine milde Stimme spricht.
Je mehr ich still bescheiden lebe,
Je heller strahlt dein Angesicht.

Du, der durchwandelt, o so schnelle,
Den Weltenraum wie Blitz und Wind,
O fliege oft an meiner Stelle
Zu denen, die mir teuer sind.
Beschütze sie und still‘ ihr Wehe,
Von meines Jesu Güte sprich,
Dass jede Seele Wonne sehe
Im Leid, – und leise nenne mich.

Zu sprengen vieler Sünder Bande,
Sei meines kurzen Lebens Werk.
Du, Bote aus dem Vaterlande,
Mit deiner Liebesglut mich stärk‘!
Nimm meine Opfer zum Geschenke
Und meiner Armut hohen Wert,
Mit deinem Glück die Gabe tränke,
Dass sie den dreimal Heil’gen ehrt.

Dir, Engel, Preis im Himmelssaale,
Des Höchsten Königs Schatz sei dein!
Mir mag das Brot der heil’gen Schale,
Des Kreuzes Schmuck beschieden sein;
Mit Kreuz und Hostie will ich wallen.
In deinem Schutz, aufwärts den Blick,
Erwart‘ ich friedlich jene Hallen,
Wo ewig herrscht das höchste Glück.

Februar 1897

Quelle: Die ehrwürdige Theresia vom Kinde Jesu, Geschichte einer Seele von ihr selbst geschrieben, 4. Aufl., Kirnach-Villingen (Baden) 1922, S. 422 f.


das Geburtszimmer von Therese, Elternhaus in Alençon

Mittwoch, 1. Oktober 2025

Sehnsucht nach dem Himmel

 

Theresia läuft trotz des Regens zur Kirche, Kapelle im Elternhaus in Alençon 

Doch ich komme auf meinen Sonntag zurück. Dieser frohe Tag, der so schnell verflog, hatte doch seine Spur von Schwermut. Ich erinnere mich, daß mein Glück ungetrübt war bis zur Komplet; während dieses Gottesdienstes dachte ich daran, daß der Ruhetag seinem Ende zuging... daß man am morgigen Tag das Alltagsleben wieder beginnen müsse, arbeiten, Aufgaben machen, und mein Herz empfand die Verbannung auf Erden... ich seufzte nach der ewigen Ruhe des Himmels, nach dem Sonntag ohne Abend in der Heimat!...
(...) Was könnte ich von den Winterabenden erzählen, besonders den sonntäglichen? Ach, wie gut fand ich es, nach der Partie Damenbrett mich mit Celine auf Papas Knie zu setzen... Mit seiner schönen Stimme sang er Lieder, die die Seele mit tiefen Gedanken erfüllten...  oder er wiegte uns leise und sagte Gedichte voll der ewigen Wahrheiten auf...
Zuletzt gingen wir hinauf zum gemeinsamen Abendgebet, und die kleine Königin war ganz allein neben ihrem König und brauchte ihn zur anzusehen, um zu wissen, wie Heilige beten...
Dann kamen wir alle dem Alter nach, um Papa Gutenacht zu sagen und einen Kuß zu empfangen. Die Königin kam natürlich als letzte, und der König hob sie an den Ellbogen hoch, um sie zu küssen, und diese rief dann recht laut: "Guten Abend, Papa, gute Nacht, schlaf gut", jeden Abend wiederholte sich das...
Dann nahm mich mein Mütterchen auf den Arm und brachte mich in Celines Bett.
Ich frage dann: "Pauline, bin ich heute recht lieb gewesen?... Werden die Engelein mich umschweben?"
Stets lautete die Antwort ja, sonst hätte ich die ganze Nacht hindurch geweint...
Selbstbiographie, Johannesverlag, 38f

die Eltern Zelie und Louis Martin

die Schwestern Marie, Pauline und Celine

Das Vorbild des Vaters - Theresia von Lisieux

  

Kapelle beim Elternhaus in Alençon
 

Die Feste! Oh! Wenn die hohen auch selten waren, jede Woche brachte doch eines, das meinem Herzen gar teuer war: "Den Sonntag!" Welch ein Tag war doch der Sonntag!.... Es war der Festtag des Lieben Gottes, der Festtag der Ruhe.
Erstens blieb ich länger im Bettchen als an den übrigen Tagen, und dann verwöhnte Mama Pauline ihr Töchterchen und brachte ihm Schokolade ans Bett; hernach kleidete sie es an wie eine kleine Königin... die Patin kam um das Patenkind zu frisieren, das sich nicht immer artig benahm, wenn man es dabei an den Haaren riß, dann aber war es froh, wenn es seinen König bei der Hand fassen konnte, der es an diesem Tage noch zärtlicher küßte als sonst, und nun ging die ganze Familie zur Messe.

Auf dem ganzen Weg und selbst in der Kirche gab "Papas kleine Königin" ihm die Hand, ihr Platz war neben dem seinen, und mußten wir zur Predigt hinuntergehen, so galt es auch noch zwei Stühle nebeneinander zu finden. Das war nicht schwer, jedermann schien es so nett zu finden, einen so schönen alten Herrn mit einem so kleinen Mädchen zu sehen, daß die Leute sich stören ließen, um uns ihre Plätze zu geben. Mein Onkel, der in den Bänken der Kirchenvorsteher saß, freute sich, wenn er uns kommen sah, er sagte, ich sei sein kleiner Sonnenstrahl....

Mich kümmerte es wenig, beachtet zu werden, denn ich hörte den Predigten aufmerksam zu, obwohl ich nicht eben viel davon verstand; die erste, die ich begriff und die mich tief bewegte, war eine Predigt von Abbe Ducellier über das Leiden, und von da an verstand ich alle anderen Predigten.
Wenn der Prediger von der heiligen Theresia sprach, neigte sich Papa herab und sagte mir ganz leise:-"Hör gut zu, kleine Königin, man spricht von deiner heiligen Namenspatronin."
Ich hörte wohl aufmerksam zu, aber noch öfter als auf den Prediger schaute ich auf Papa, sein schönes Antlitz verriet mir so viele Dinge!...
Manchmal füllten sich seine Augen mit Tränen, die er vergeblich zurückzuhalten suchte, er schien bereits nicht mehr der Erde anzugehören, so sehr liebte es seine Seele, sich in den ewigen Wahrheiten zu versenken...
Und doch war sein irdischer Lauf bei weitem nicht zu Ende, lange Jahre sollten noch dahingehen, ehe der schöne Himmel sich seinen entzückten Augen erschloß, und der Herr die Tränen seines guten und getreuen Dieners trocknete.
(Therese von Lisieux, Selbstbiographie, Johannes Verlag, 37f)

Glasfenster der hl. Theresia und drei Aussprüche 

Die Taufkapelle der hl. Theresia in Alencon

Sich opfern für die Priester - Bild in der Wiener Peterskirche

Aus Liebe leben - Statue in der St Salvator Kathedrale in Brügge

Theresia, Patronin der Missionen (Basilika Sainte Therese, Lisieux)

Das Lächeln der Himmelskönigin

Für die Priester beten! 

und nochmal: Gebet für die Priester

Gebet zum göttlichen Antlitz

Theresia lässt Rosen regnen

Die Mosaiken in der Unterkirche der Basilika St. Therese de Lixieux

In der Pfarrkirche St. Pierre erkennt Therese ihre Mission

Der pilgernde Reliquienschrein der hl. Therese

Die Eltern Zelie und Louis Martin

Am Grab der hl. Theresia vom Kinde Jesu