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Theresia läuft trotz des Regens zur Kirche, Kapelle im Elternhaus in Alençon | |
Doch ich komme auf meinen Sonntag zurück. Dieser frohe Tag, der so
schnell verflog, hatte doch seine Spur von Schwermut. Ich erinnere mich,
daß mein Glück ungetrübt war bis zur Komplet; während dieses
Gottesdienstes dachte ich daran, daß der Ruhetag seinem Ende zuging...
daß man am morgigen Tag das Alltagsleben wieder beginnen müsse,
arbeiten, Aufgaben machen, und mein Herz empfand die Verbannung auf
Erden... ich seufzte nach der ewigen Ruhe des Himmels, nach dem Sonntag
ohne Abend in der Heimat!...
(...) Was könnte ich von den
Winterabenden erzählen, besonders den sonntäglichen? Ach, wie gut fand
ich es, nach der Partie Damenbrett mich mit Celine auf Papas Knie zu
setzen... Mit seiner schönen Stimme sang er Lieder, die die Seele mit
tiefen Gedanken erfüllten... oder er wiegte uns leise und sagte
Gedichte voll der ewigen Wahrheiten auf...
Zuletzt gingen wir hinauf
zum gemeinsamen Abendgebet, und die kleine Königin war ganz allein neben
ihrem König und brauchte ihn zur anzusehen, um zu wissen, wie Heilige
beten...
Dann kamen wir alle dem Alter nach, um Papa Gutenacht zu
sagen und einen Kuß zu empfangen. Die Königin kam natürlich als letzte,
und der König hob sie an den Ellbogen hoch, um sie zu küssen, und diese
rief dann recht laut: "Guten Abend, Papa, gute Nacht, schlaf gut", jeden
Abend wiederholte sich das...
Dann nahm mich mein Mütterchen auf den Arm und brachte mich in Celines Bett.
Ich frage dann: "Pauline, bin ich heute recht lieb gewesen?... Werden die Engelein mich umschweben?"
Stets lautete die Antwort ja, sonst hätte ich die ganze Nacht hindurch geweint...
Selbstbiographie, Johannesverlag, 38f
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die Eltern Zelie und Louis Martin |
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die Schwestern Marie, Pauline und Celine |
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