Freitag, 20. Oktober 2017

Jakob Kern - ein Leben der Sühne



Jakob Kern, Sühnepriester. Der selige Jakob Kern wurde 1897 in Wien in einer Arbeiterfamilie geboren. Schon als kleiner Bub wollte er Priester werden und trat nach der Volksschule in das diözesane Knabenseminar Hollabrunn ein. Mit 16 Jahren legte er privat das Gelübde der Keuschheit ab. Sein Weg zum Priestertum wurde durch den Ersten Weltkrieg jedoch unterbrochen. Als Leutnant im 4. Tiroler Kaiserregiment wurde er durch einen Lungen- und Leberdurchschuss schwer verwundet. Diese Verletzung prägte sein weiteres Leben. Trotz Krankheit durfte er sich als Alumne der Erzdiözese Wien auf das Priestertum vorbereiten, trat jedoch 1920 in das Stift Geras ein.
Sein Motiv war stellvertretende Sühne für einen Prämonstratenser namens Isidor Bogdan Zahradnik aus der Abtei Strahov in Prag, der zu dieser Zeit aus dem Orden ausgetreten war und eine schismatische tschechische Nationalkirche gründete. Jakob Kern wollte gleichsam in Geras an die Stelle des abgefallenen Prämonstratensers treten. Trotz schwerer Krankheit wurde er mit Indult 1922 durch Kardinal Piffl im Stephansdom zum Priester geweiht. 1923 wurden ihm vier Rippen ohne Narkose entfernt, in einer zweiten Operation nochmals vier. Die dritte Operation überlebte er nicht und starb während des Eingriffs am 20. Oktober 1924. Es wäre der Tag seiner Ewigen Ordensprofess gewesen. Das Leben Kerns war kurz und arm an äußeren Ereignissen. Doch die Art und Weise, wie er sein Priestertum und seine Krankheit lebte, offenbaren ein großes persönliches Heldentum und opferbereite Liebe zur Kirche. Am 21. Juni 1998 hat Johannes Paul II. ihn auf dem Wiener Heldenplatz selig gesprochen.
(Martyrologium Sancrucense)




Auf dem Heldenplatz, hier und heute, haben nicht die Helden der Welt das Wort, sondern die Helden der Kirche, drei neue Selige. Vor sechzig Jahren hat vom Balkon dieses Platzes aus ein Mensch für sich das Heil proklamiert. Die neuen Seligen haben eine andere Botschaft. Sie sagen uns: Nicht in einem Menschen liegt das Heil, sondern: Heil Christus, dem König und Erlöser!
5. Jakob Kern entstammt einer einfachen Wiener Arbeiterfamilie. Aus seinem Studium im Knabenseminar in Hollabrunn reißt ihn der erste Weltkrieg heraus. Eine schwere Kriegsverletzung macht sein kurzes Leben im Priesterseminar und im Prämonstratenser-Stift Geras zu einer, wie er selber sagt, "Karwoche". Um Christi willen hält er sein Leben nicht fest, sondern opfert es bewußt auf für andere. Zunächst wollte er Weltpriester werden. Doch ein Ereignis sollte für ihn andere Weichen stellen: Ein Prämonstratenser verläßt sein Kloster und schließt sich der neu entstandenen, von Rom getrennten tschechischen Nationalkirche an. In diesem traurigen Vorfall entdeckt Jakob Kern seine Berufung: Er will für den Ordensmann Sühne leisten. Gewissermaßen an seiner Stelle tritt Jakob Kern ins Kloster Geras ein. Gott hat das Geschenk des "Stellvertreters" angenommen.
Der selige Jakob Kern steht vor uns als Zeuge für die Treue zum Priestertum. Ursprünglich war es ein Kindertraum: Schon als kleiner Junge hat er Pfarrer gespielt. Im Laufe seines Lebens ist dieser Wunsch immer reifer geworden. Im Leiden geläutert, ging dem Ordensmann der tiefe Sinn priesterlicher Berufung auf: das eigene Leben mit dem Kreuzesopfer Christi zu vereinen und für das Heil anderer stellvertretend hinzugeben.
Möge der selige Jakob Kern, der ein lebensfroher, "farbtragender" Student war, vielen jungen Männern Mut machen, dem Ruf Christi zum Priestertum hochherzig zu folgen. Seine Worte von damals sind uns gesagt: "Heute braucht man mehr denn je ganze und heilige Priester. Jedes Gebet, jedes Opfer, jede Mühe und Plage werden, wenn mit der richtigen Intention verbunden, heiliges Saatgut Gottes, das früher oder später seine Frucht bringt"
(Johannes Paul II., aus der Seligsprechungspredigt)



Taufkirche des sel. Jakob Kern, Pfarrkirche St. Jakob in Wien-Penzing

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