Donnerstag, 29. April 2021

Herr, ich empfehle Dir Dein Herz an - Katharina von Siena

Eingang zur Wiener Dominikanerkirche


Über die wunderbaren Verzückungszustände dieser gesegneten Jungfrau und über die großen Dinge, die Gott ihr offenbart hat.

Der gute Gott hatte seiner getreuen Braut nicht nur eine neue und besondere äußere Lebensweise zugedacht, sondern suchte auch ihren Geist heim mit wunderbaren Visionen und himmlischen Tröstungen. Nachdem wir von Caterinas besonderer äußerer Lebensweise gesprochen haben, wollen wir kurz über die gnadenhafte Fülle in ihrem jungfräulichen Geist reden.

Das neue Herz

Einmal betete sie, das eigene Herz möge ihr genommen werden. Mit dem Psalmisten betete sie, es möge in ihr ein reines Herz geschaffen werden. Da zeigte sich ihr Christus, öffnete ihr die linke Seite und schien ihr Herz herauszunehmen. (Im Sommer des Jahres 1370 erlebt Caterina eine Reihe ungewöhnlicher Vereinigungen mit Gott. Ihrem damaligen Beichtvater Tommaso dalla Fonte hatte sie berichtet, daß sie einige Tage ohne Herz gelebt habe. Raimund ließ sich dies später von ihr bestätigen.)
Nach einigen Tagen kam er wieder zu ihr, und in dem wunderbaren Licht, das sie umgab, stürzte sie zu Boden. Der Herr näherte sich ihr wie schon zuvor, öffnete ihr die linke Seite, setzte ihr ein rotes und leuchtendes Herz ein und sagte: "Hier Caterina, meine liebste Tochter, so wie ich dir an einem der letzten Tage dein Herz entnommen habe, so setze ich dir jetzt mein Herz ein, mit dem du das ewige Leben haben wirst."
Nachdem er das gesagt hatte, fügte er ihre Seite wieder zusammen. Zum äußeren Zeichen dieses Wunders blieb an dieser Stelle immer eine Spur, nämlich die Narbe, an der die Wunde zusammengefügt worden war. Von dieser Zeit an konnte sie nicht mehr wie vorher beten: "Ich empfehle Dir mein Herz an." Sie fühlte sich vielmehr gezwungen zu sagen: "Herr, ich empfehle Dir Dein Herz an."

Nach dieser wunderbaren Verwandlung ihres Herzens vertraute sie ihrem Beichtvater an: "Seht Ihr nicht, Vater, daß ich nicht mehr diejenige bin, die ich war, sondern in eine ganz andere Person verwandelt worden bin?" Und sie fügte hinzu: "Oh, Vater, wenn Ihr wüßtet, was ich empfinde! Ich bin mir sicher, daß niemand, der wüßte, was ich empfinde, ein so hartes Herz haben könnte, daß es nicht gleich ganz gut und weich werden würde, noch daß er so hochmütig sein könnte, daß er sich nicht sofort geringschätzen würde. Obgleich das, was ich sage, noch nichts im Vergleich zu dem ist, was ich empfinde." Doch sie erklärte es, so gut es ging und sagte: "Mein Geist ist von solch heiliger Freude, solchem Jubel und solch unerklärlichem Glück erfüllt, daß ich mich wundere, wie meine Seele überhaupt in meinem Leib bleiben kann."
Und sie fügte hinzu: "Ich spüre in meiner Seele ein heiliges Feuer und eine heilige Glut, daß ein wirkliches Feuer mir im Vergleich zu diesem inneren erfrischend statt glühend und kalt statt heiß vorkommt."
Und sie fügte hinzu: "Diese Glut schafft in meinem Geist eine erneuerte Reinheit und Demut, so daß es mir beinahe so vorkommt, als sei ich wieder vier oder fünf Jahre alt. Ich spüre eine solch glühende Nächstenliebe, daß ich für das Heil eines jeden gerne mein Leben hingäbe."

(Tommaso Caffarini, Caterina von Siena, Erinnerungen eines Zeitzeugen, die legenda minor, 132f)

Altarbild in der Kapelle der hl. Katharina,  Herzenstausch, Wiener Dominikanerkirche
v. Francois Roettiers

 

Maria übergibt Katharina und Dominikus den Rosenkranz, Chapelle de la Sagesse Saint Laurent sur Sevre (Sich durch das Gebet in Gott verankern)

Katharina von Siena, Mitpatronin Europas (Johannes Paul II., 1999), am Grab der hl. Katharina
 

Die Vermählung der hl. Katharina (S. Maria sopra Minerva, Rom)

 
Am Grab der hl. Katharina in Rom (Vita u. Tod der hl. Katharina)

 
Das Haupt der hl. Katharina in Siena (Hymnus zur Vesper)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen