rechts vermutlich Gertrud von Helfta, Stift Schlierbach, Oberösterreich |
Hl. Luitgard von Tongern (+ 1246)in der Mitte, die vom Arm Jesu umfasst wird, der ihn vom Kreuz gelöst hat, ist eindeutig. Die zweite Zisterzienserin rechts könnte die hl. Gertrud von Helfta (+ 1302) sein, die auch mit einem Äbtissinnenstab dargestellt wird, da sie oft mit der damaligen Äbtissin von Helfta, Gertrud von Hackeborn, identifiziert wurde. Eine weitere Äbtissin mit Stab setzt sich durch die schwarze Kleidung ab. Als zeitgemäße Mystikerin käme die hl. Hildegard von Bingen (+ 1179) in Frage.
(aus: P. Ludwig Keplinger, Ikonographie der Schlierbacher Stiftskirche)
Lebensdaten: geboren am 6. Januar 1256, gestorben am 17. November 1302 im Kloster Helfta bei Eisleben
Lebensgeschichte:
Gertrud, über deren Herkunft offenbar Stillschweigen herrschte, kam mit
fünf Jahren ins Zisterzienserinnenkloster Helfta. Gefördert durch ihre
Äbtissin Gertrud und besonders durch ihre ältere Mitschwester Mechthild
von Hackeborn erhielt sie eine außergewöhnlich gute Ausbildung in den
Freien Künsten sowie in Theologie und war mit den maßgeblichen
geistlichen Autoren vertraut. Ab 1270 lebte auch die Mystikerin Mechthild von Magdeburg im Helftaer Konvent.
Am
27. Januar 1281 erfuhr Gertrud ihre erste große Christusvision und
verwandelte sich von der „Buchgelehrten“ in eine „Gottesgelehrte“. Sie
verfasste Erbauungsbücher mit Auszügen mystischer Autoren und hielt ab
1289 ihre eigenen Schauungen im Gesandten der göttlichen Liebe
fest. Darin schilderte sie mit Worten der Heiligen Schrift und der
Liturgie und gestützt auf die geistliche Literatur, wie Christus in den
Sakramenten der Kirche lebt und wirkt. Sie verkündete besonders das
liebende Herz des Erlösers, mit dem das Innerste des Erlösten einen
Dialog führt und mit dem es sich wie mit einem Bräutigam vermählt.
Gertrud, die bei ihren Arbeiten von ihren Mitschwestern unterstützt und
von vielen Menschen als Ratgeberin aufgesucht wurde, starb mit 46 Jahren
im Kloster Helfta.
Verehrung: Obwohl sie erst 1678 in den Heiligenkalender aufgenommen wurde, galt Gertrud bereits im 15. Jahrhundert als Krone der deutschsprachigen Mystik und erhielt von Papst Benedikt XIV. den Beinamen „die Große“. Ihre Verehrung wurde 1739 auf die ganze Kirche ausgedehnt. Ab dem 16. Jahrhundert verbreitete sich Gertruds Gesandter als veritabler Bestseller und gegenreformatorisches Heilmittel in die ganze Welt. Nachdem sich der spanische König Philipp II. 1598 auf dem Totenbett daraus vorlesen ließ, wuchs ihre Verehrung vermehrt im spanischsprachigen Raum, weswegen sie schließlich auf Bitten des Königs Philipp IV. zur Patronin der Westindischen Inseln (Antillen) erklärt wurde und ihr Kult auf ganz Lateinamerika überschwappte. Peru begeht den Festtag der Landespatronin besonders festlich.
Darstellung: mit Jesuskind im Herzen und Spruchband „Ihr findet mich im Herzen Gertruds“, häufig auch als Äbtissin
Patronin: von Peru, der Antillen, von Tarragona/Spanien und des Bistums Magdeburg
(Bistum Augsburg)
Heute gedenkt die Kirche auch des hl. Acislus und der seligen Salome von Krakau.
Hochaltarbild Franz Werner Tamm, Aufnahme Mariens, darüber der Auferstandene, der ihr entgegeneilt, Klosterkirche Schlierbach |
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