Sonntag, 11. November 2018

Martin von Tours (Benedikt XVI.)

Martin teilt seinen Mantel, Canterbury Cathedral


Wo Martin seinen Mantel teilte

Martin und der hl. Hilarius

Martin als bischöflicher Exorzist

Heute, am 11. November, gedenkt die Kirche des heiligen Martins, Bischof von Tours, eines der berühmtesten und am meisten verehrten Heiligen in Europa. Er wurde um das Jahr 316 als Sohn heidnischer Eltern in Pannonien im heutigen Ungarn geboren und dann vom Vater für die Militärlaufbahn bestimmt. Noch als Jugendlicher begegnete Martin dem Christentum: Nach der Überwindung von zahlreichen Schwierigkeiten schrieb er sich unter die Katechumenen ein, um sich auf die Taufe vorzubereiten. Er empfing das Sakrament im Alter von ungefähr 20 Jahren, musste aber noch für lange Zeit im Heer bleiben, wo er Zeugnis von seiner neuen Lebensart ablegte: Er war allen gegenüber respektvoll und entgegenkommend, behandelte seinen Diener wie einen Bruder und vermied derbe Vergnügungen. Nach seiner Verabschiedung aus dem Militärdienst ging er zum heiligen Bischof Hilarius nach Poitiers in Frankreich. Dieser weihte ihn zum Diakon und Priester. Anschließend wählte Martin das monastische Leben, und gründete mit einigen Schülern in Ligugé das älteste bekannte Kloster in Europa.

Nachdem die Christen von Tours rund zehn Jahre später keinen Hirten hatten, wählten sie ihn per Akklamation zu ihrem Bischof. Von da an widmete sich Martin mit glühendem Eifer der Evangelisierung des ländlichen Raums und der Ausbildung des Klerus. Auch wenn ihm viele Wunder zugeschrieben werden, ist der heilige Martin vor allem für eine Tat der brüderlichen Liebe bekannt: Noch als junger Soldat begegnete er auf der Straße einem vor Kälte bebenden und zitternden Armen. Daraufhin nahm er seinen Mantel, teilte ihn mit dem Schwert in zwei Teile und reichte jenem Mann die eine Hälfte. In der Nacht erschien ihm im Traum Jesus, der lächelte und eben mit jenem Mantel bekleidet war.

Liebe Brüder und Schwestern, die Geste der Nächstenliebe des heiligen Martin gehört zur selben Logik, die Jesus dazu drängte, das Brot für die hungernde Menge zu vermehren, vor allem aber sich selbst in der Eucharistie als Speise für die Menschheit zurückzulassen, höchstes Zeichen der Liebe Gottes, Sacramentum caritatis. In dieser Logik des Teilens kommt die Liebe zum Nächsten in echter Weise zum Ausdruck.

Der heilige Martin helfe uns zu begreifen, dass es nur durch einen gemeinsamen Einsatz zum Teilen möglich ist, auf die große Herausforderung unserer Zeit zu antworten: eine Welt des Friedens und der Gerechtigkeit zu errichten, in der jeder Mensch würdevoll leben kann. Das kann geschehen, wenn ein Weltmodell echter Solidarität vorherrscht, das in der Lage ist, für alle Bewohner der Erde Nahrung, Wasser und notwendige medizinische Versorgung sicherzustellen, aber auch Arbeit, Energiequellen und Kulturgüter sowie wissenschaftliche Kenntnisse und technologisches Wissen.

Wir wenden uns jetzt an die Jungfrau Maria: Sie möge allen Christen helfen, wie der heilige Martin hochherzige Zeugen des Evangeliums der Liebe und unermüdliche Gestalter des solidarischen Teilens zu sein.

(Benedikt XVI., Angelus, 12. November 2007


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