Freitag, 19. Mai 2023

Himmelfahrt aus dem 20. Jahrhundert

 

Christi Himmelfahrt, ungarische Kapelle in Fatima

 
 »Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken« (Apg 1,9). Das ist das Geheimnis von Christi Himmelfahrt, das wir heute feierlich begehen. Was aber wollen uns die Bibel und die Liturgie mitteilen, wenn es heißt, daß Jesus »emporgehoben« wurde? Der Sinn dieses Ausdrucks ist nicht allein einem einzigen Textabschnitt zu entnehmen, ebensowenig einem einzigen Buch des Neuen Testaments, sondern einem aufmerksamen Hören auf die Heilige Schrift insgesamt. Der Gebrauch des Verbums »emporheben« stammt nämlich aus dem Alten Testament und ist auf die Einsetzung in die Königswürde bezogen. Die Himmelfahrt Christi bedeutet also an erster Stelle die Einsetzung des gekreuzigten und auferstandenen Menschensohnes in das Königtum Gottes über die Welt.

Es gibt allerdings einen tieferen, nicht unmittelbar wahrnehmbaren Sinn. In der Apostelgeschichte heißt es zunächst, daß Jesus »emporgehoben « wurde (V. 9), und unmittelbar folgend wird hinzugefügt, daß er »aufgenommen wurde« (V. 11). Das Ereignis ist nicht so beschrieben, als handle es sich um eine Reise in die Höhe, sondern als ein Wirken der Kraft Gottes, die Jesus in den Raum der göttlichen Nähe einführt. Die Gegenwart der Wolke, die »ihn ihren Blicken entzog « (V. 9), bezieht sich auf ein sehr altes Bild der alttestamentlichen Theologie und fügt den Bericht über die Himmelfahrt in die Geschichte Gottes mit Israel ein, von der Wolke des Sinai und über dem Bundeszelt in der Wüste bis hin zur leuchtenden Wolke auf dem Berg der Verklärung. Dadurch, daß der Herr in die Wolke gehüllt dargestellt wird, wird schließlich auf dasselbe Geheimnis Bezug genommen, das auch im Symbol des »zur Rechten Gottes Sitzens« zum Ausdruck gebracht wird. Im zum Himmel aufgefahrenen Christus ist der Mensch in einer unerhörten und neuen Weise in die Vertrautheit mit Gott eingetreten, der Mensch findet nunmehr für immer Raum in Gott. Der »Himmel« verweist auf keinen Ort über den Sternen, sondern auf etwas viel Kühneres und Erhabeneres: Er verweist auf Christus selbst, die göttliche Person, die voll und für immer das Menschsein in sich aufnimmt, auf ihn, in dem Gott und Mensch für immer untrennbar vereint sind. Und wir nähern uns dem Himmel, ja wir treten in den Himmel in dem Maß ein, in dem wir uns Jesus nähern und in Gemeinschaft mit ihm treten. Das heutige Hochfest Christi Himmelfahrt lädt uns daher zu einer tiefen Gemeinschaft mit dem gestorbenen und auferstandenen Jesus ein, der unsichtbar im Leben eines jeden von uns gegenwärtig ist.

(B16, zu Christi Himmelfahrt 2009, Montecassino)

Christi Himmelfahrt
 
Balliol College - Oxford
Stift Lilienfeld,
S. Maria dell´Anima - Rom,

die Eleona-Basilika als urspr. Stätte der Himmelfahrt Christi,

Kathedrale von Toledo,
Notre Dame de Chartres (Skulpturengruppe)
Marienkirche in Krakau,
gesegnetes Himmelfahrtsfest - nimm dir Zeit zum Beten (Froschi),
Chiesa Nuova - Rom 

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