Donnerstag, 5. Mai 2016

Das Heilige Land 12 - die Himmelfahrtskapelle auf dem Ölberg

Blick vom Eingang zur Eleona Basilika Richtung Himmelfahrtskapelle (nicht sichtbar)



In der Zeit vor Konstantin verehrten die Jerusalemer Christen die Himmelfahrt in einer Höhle auf dem Ölberg (Grotte der Unterweisung - Eleona-Kirche). Wahrscheinlich, weil es sicherer war, sich in einem Versteck zu versammeln.

Himmelfahrtskapelle

"Es war die vornehme Römerin Poimenia, die um das Jahr 378 n. Chr. auf dem südlichen Ölberggipfel (808 m ü.d.M.) die erste Kirche erbaute. Nach dem Apsismosaik der Kirche Santa Pudenziana in Rom, das bald nach dem Jerusalemer Bau um 390 entstanden ist, war dieses wahrscheinlich ein quadratischer Bau, der in der Mitte der Bedachung zum Himmel hin offen war. Man wollte damit den Worten des Engels ganz buchstäblich gerecht werden: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?


Apsismosaik S. Pudenziana, Rom, im Hintergrund, die von Kaiser Konstantin erbauten Kirchen Jerusalems


rechts neben Christus die Himmelfahrtskirche mit offenem Dach am Ölberg

Als die Kreuzfahrer die zerstörte Kirche wieder aufbauten (um 1152), hielten sie sich grundsätzlich an dieses Vorbild. In die Mitte eines Achtecks stellten sie die kleine Mittelkapelle, die heute am Ort zu sehen ist; doch auch bei ihnen war das Dach in der Mitte offen.
Nach dem Sieg Saladins 1187 nahmen die Moslems das Heiligtum für sich in Beschlag und schlossen das Kreuzfahrerkapellchen in ihrer Weise mit einer Kuppel ab.



In einem abgegrenzten Viereck am Boden wird ein Fußabdruck Jesu verehrt. Bereits in einem Brief des Paulinus von Nola vom Jahr 403 findet sich der Eindruck der Füße Jesu erwähnt, allerdings nicht in Marmor, sondern in Rasen und Sand, nach Paulinus ist das der einzige grüne Fleck in der ganzen Basilika, was ihn einen Psalmvers zitieren läßt, der in der abweichenden lateinischen Übersetzung lautet: Adoravimus ubi steterunt pedes eius - Wir beten an, wo seine Füße gestanden haben!
(Ps 131,7 lat).
Es muß wohl so gewesen sein, daß bereits beim Bau der Kirche der Poimenia ein klar bestimmter Ort gezeigt und nicht überbaut wurde, sodaß dem offenen Himmel ein Stückchen Erde entsprach. Höchstwahrscheinlich hatte man bereits ein Prophetenwort auf Jesus und seine Himmelfahrt angewendet. Denn bei Sacharja heißt es von Jahwe am Tag des endzeitlichen Kampfes: Seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der im Osten gegenüber von Jerusalem liegt (Sach 14,4, vgl. auch Ez 11,23)."

(H. Fürst, Im Land des Herrn, 367)



der rechte Fußabdruck Christi, der linke wurde im Mittelalter in die Al-Aksa Moschee übertragen




Du höchster Herr der Ewigkeit,
Du Retter der verlornen Welt,
durch den der Tod vernichtet ist,
das Leben sieghaft triumphiert.

Zum Thron des Vaters steigst Du auf
und nimmst zu Seiner Rechten Platz;
der Dich erhöht in Herrlichkeit,
Er setzt Dich ein in Seine Macht.

In Ehrfurcht beugen sich vor Dir
der Himmel und das Erdenrund,
und selbst das Reich des Todes weiß:
Du bist der Herr der ganzen Welt.

Die Engel nehmen staunend wahr,
wie sich des Menschen Los gewandt:
der unsre Schuld im Fleisch gesühnt,
Er herrscht im Fleische nun als Gott.

Dir, Herr, sei Ruhm und Herrlichkeit,
dem Sieger, der zur Höhe fährt,
dem Vater und dem Geist zugleich
durch alle Zeit und Ewigkeit. Amen.

(Hymnus zu Christi Himmelfahrt)







romanische Kapitelle








Nur für das Fest Christi Himmelfahrt konnten sich die christlichen Kirchen das Recht sichern, hier auf dem Ölberg ihre Gottesdienste zu feiern. An den Haken in der Mauer befestigen die Christen Zeltplanen als Dach für die Feier des Himmelfahrtsfestes.



An der Mauer befinden sich Altäre für die Feier der Gottesdienste, nur die lateinische Kirche feiert in der Kapelle.





Beim gemeinsamen Mahl gebot er ihnen: Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters, die ihr von mir vernommen habt. Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft. Als sie nun beisammen waren, fragten sie ihn: Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her? Er sagte zu ihnen: Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat. Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde.
Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, standen plötzlich zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen. Dann kehrten sie vom Ölberg, der nur einen Sabbatweg von Jerusalem entfernt ist, nach Jerusalem zurück. (Apg 1,4-12)



Noch heute steht der Ölberg,
welcher noch jetzt gewissermaßen die Augen der Gläubigen auf den hinweist,
der auf einer Wolke auffuhr - ein Wegweiser zur Himmelspforte,
durch welche Jesus einzog.
(Cyrill von Jerusalem, Katechesen 14,23)

Blick auf den Ölberg von St. Peter in Gallicantu (Osthang des Zionsbergs)

1 Kommentar:

  1. "Hat der Begrabene
    Schon sich nach oben,
    Lebend Erhabene,
    Herrlich erhoben,
    Ist er in Werdelust
    Schaffender Freude nah:
    Ach! an der Erde Brust
    Sind wir zum Leide da.
    Ließ er die Seinen
    Schmachtend uns hier zurück;
    Ach! wir beweinen,
    Meister, dein Glück..."

    AntwortenLöschen