Freitag, 9. August 2019

Franz Jägerstätter (Stele im Linzer Dom)


Franz Jägerstätter Stele im Linzer Dom,
Was kann uns scheiden von der Liebe Christi, Römerbrief


Franz Jägerstätter wird am 20. Mai 1907 in St. Radegund, Oberösterreich (Diözese Linz), als Kind der ledigen Bauernmagd Rosalia Huber geboren.
Die Mutter heiratete 1917 den Bauern Heinrich Jägerstätter, der bei der Hochzeit das Kind seiner Frau adoptiert.
1933 wird er Vater der Tochter Hildegard. 1935 lernt er Franziska SchwaningerBauerntochter aus dem benachbarten Hochburg, kennen und sie heiraten am Gründonnerstag 1936. Sie bewirtschaften gemeinsam den Leherbauernhof. Franz Jägerstäter ist ab 1941 Mesner in St. Radegund.
Aus der Ehe gehen drei Töchter hervor, Rosalia (*1937), Maria (*1938) und Aloisia (*1940).
Den Nationalsozialisten verweigert Jägerstätter von Anfang an jede Zusammenarbeit, denn Christentum und Nationalsozialismus sind für ihn völlig unvereinbar.
1940 wird Jägerstätter zum Militärdienst einberufen, aber zweimal unabkömmlich gestellt. Einer weiteren Einberufung leistet er nicht mehr Folge, denn "mitzukämpfen und zu töten, dass Hitler die ganze Welt beherrschen könne", sieht er als Sünde und persönliche Schuld an.
Am 1. März 1943 erklärt er nach seiner erneuten Einberufung bei der Stammkompanie in Enns, "dass er auf Grund seiner religiösen Einstellung den Wehrdienst mit der Waffe ablehne, dass er gegen sein religiöses Gewissen handeln würde, wenn er für den nationalsozialistischen Staat kämpfen würde und er könne nicht gleichzeitig Nationalsozialist und Katholik sein."

Jägerstätter wird in das Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis im Linzer Ursulinenhof gebracht und Anfang Mai in das Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis Berlin-Tegel überstellt. Am 6. Juli 1943 wird Franz Jägerstätter wegen "Wehrkraftzersetzung sowie zum Verlust der Wehrwürdigkeit und der bürgerlichen Ehrenrechte" verurteilt.

Am 9. August 1943 wird er in Brandenburg/Havel enthauptet.

Ab 1989 werden im Auftrag von Diözesanbischof Maximilian Aichern Personen, die Franz Jägerstätter gekannt haben, als Zeugen einvernommen. 1997 wird der Seligsprechungsprozess für Franz Jägerstätter offiziell eröffnet und am 21. Juni 2001 auf diözesaner Ebene abgeschlossen.
Der Vatikan bestätigt am 1. Juni 2007 offiziell das Martyrium. Die Seligsprechung erfolgt am 26. Oktober 2007 im Linzer Mariendom.

Als liturgischer Gedenktag wurde der 21. Mai, Jägerstätters Tauftag, festgesetzt, da an seinem Todestag, dem 9. August, das Fest der hl. Edith Stein begangen wird.
(Quelle: Diözese Linz)

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Die von Herbert Fried gestaltete Stele befindet sich in der Kapelle „Maria – Königin der Märtyrer“. In die Stahlstele eingearbeitet ist ein Glaszylinder, in dem sich eine Reliquie sowie ein Autograph Jägerstätters vom Januar 1938 befinden.

Die Stele wurde im Rahmen der Seligsprechung Franz Jägerstätters am 1. November 2007 errichtet.





Aus Aufzeichnungen des Seligen Franz Jägerstätter, Familienvater und Märtyrer, im Gefängnis
(Juli/August 1943)

Was kann uns scheiden von der Liebe Christi?

Werde hier nun einige Worte niederschreiben, wie sie mir gerade aus dem Herzen kommen. Wenn ich sie auch mit gefesselten Händen schreibe, aber immer noch besser, als wenn der Wille gefesselt wäre. Offensichtlich zeigt Gott manchmal seine Kraft, die er den Menschen zu geben vermag, die ihn lieben und nicht das Irdische dem Ewigen vorziehen. Nicht Kerker, nicht Fesseln, auch nicht der Tod sind es imstande, einen von der Liebe Gottes zu trennen, ihm seinen Glauben und den freien Willen zu rauben. Gottes Macht ist unbesiegbar. Seid gehorsam und untertänigst der Obrigkeit, diese Worte fliegen einem heute schon bald von allen Seiten zu, ja sogar von Menschen, die ohnehin fast nichts mehr glauben, was in der Hl. Schrift steht und was Gott uns zu glauben befohlen hat. Wenn man für jeden Menschen sich solche Mühe geben möchte, von der schweren Sünde und daher vor dem ewigen Tode zu erretten, als man mit mir sich Mühe gibt, vom irdischen Tode mich zu erretten, so müsste wahrlich schon der Himmel auf dieser Welt sein. Immer wieder möchte man einem das Gewissen erschweren betreffs Gattin und Kinder. Sollte die Tat, die man begeht, dadurch vielleicht besser sein, weil man verheiratet ist und Kinder hat? Oder ist deswegen die Tat besser oder schlechter, weil es Tausende anderer Katholiken auch tun? Ist vielleicht jetzt auch das Rauchen eine Tugend geworden, weil es Tausende von Katholiken tun? Dürfte man deswegen auch lügen, weil man Gattin und Kinder hat und selbe noch dazu mit einem Eide bekräftigen? Hat nicht Christus selbst gesagt, wer Gattin, Mutter und Kinder mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert? Aus welchem Grund bitten wir denn dann Gott um die sieben Gaben des Hl. Geistes, wenn wir ohnedies blinden Gehorsam zu leisten haben? Zu was hat denn Gott alle Menschen mit einem Verstande und freien Willen ausgestattet, wenn es uns, wie so manche sagen, gar nicht einmal zusteht, zu entscheiden, ob dieser Krieg, den Deutschland führt, gerecht oder ungerecht ist? Zu was braucht man dann noch eine Erkenntnis zwischen dem, was Gut oder Böse ist?

Ich glaub, man kann auch ruhig blinden Gehorsam leisten, aber nur dann, wenn man niemand andren dabei schädigen muss. Wären die Menschen heutzutage noch aufrichtiger, so glaub ich, müsste doch noch so mancher Katholik dabei sein und müsste sagen; „Ja, ich sehe ein, dass die Tat gerade nicht gut ist, die wir da begehen, aber ich bin einfach noch nicht bereit zum Sterben."

Hätte mir Gott nicht die Gnade und Kraft verliehen, für meinen Glauben auch zu sterben, wenn es verlangt wird, so würde ich halt vielleicht dasselbe tun, wie die Mehrzahl es tut. Gott kann eben jedem soviel Gnaden geben, wie er will. Hätten andre diese vielen Gnaden empfangen, wie ich sie schon erhalten habe, sie hätten vielleicht schon weit mehr Gutes geleistet wie ich. ...

Kein Auge hat es gesehen, kein Ohr hat es gehört und in keines Menschen Herz ist es gedrungen, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.


RESPONSORIUM    vgl. Röm 8.35.37-39

R Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? * All das überwinden wir durch den, der uns geliebt hat.
R Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn. * All das überwinden wir durch den, der uns geliebt hat.

Heute gedenkt die Kirche auch der hl. Edith Stein, einer Patronin Europas:
 

Franz Jägerstätter Stele bei der Kapelle "Maria - Königin der Märtyrer", Linzer Dom

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