Donnerstag, 15. August 2019

Das Heilige Land 28 - Das Heiligtum Mariä Heimgang (Dormitio)

Dormitio-Abtei, Jersualem

Die Jerusalemer Tradition hält daran fest, dass Maria in Jerusalem heimgegangen und in Getsemani begraben worden ist (Mariengrab in Jerusalem). In der auf dem Zion errichteten Basilika wurde der Heimgang Mariens (lateinisch: Dormitio, d.h. Entschlafen) im nordwestlichen Teil der Kirche lokalisiert, während die Abendmahlskapelle im südöstlichen Teil der fünfschiffigen Kirche lag.

Als im Jahre 1898 Kaiser Wilhelm II. die längst zur Ruine gewordene Heilige Stätte auf dem Zion besuchte, ließ er sich das Grundstück von dem befreundeten Sultan Abd ul-Hamid II. schenekn und übergab es dem Erzbischöflichen Stuhl von Köln, damit dieser mit Hilfe des Deutschen Vereins vom Heiligen Land für die Katholiken eine dem Ort entsprechende repräsentative Kirche baue. Der Kölner Dombaumeister Heinrich Renard entwarf alsdann eine Rundkirche in Anlehnung an die von Karl dem Großen erbaute Pfalzkirche von Aachen. Am 7.10.1900 wurde der Grundstein gelegt, am 10. April erfolgte die Weihe. Bereits 1906 wurden die Benediktiner von Beuron für die Betreuung der Kirche gerufen, die damals in der liturgischen Kunst führend waren und der künstlerischen Ausstattung ihren Stempel aufdrückten. (...)
1998 hat die Abtei den traditionellen Namen "Hagia Maria Sion" wieder aufgenommen. Die Kirche heißt weiterhin "Dormitio".


Aus der Apsis der Kirche leuchtet auf goldenem Mosaikgrund die Gottesmutter Maria mit dem Christuskind; Ich bin das Licht der Welt, steht in dem aufgeschlagenen Evangelienbuch, das Jesus dem Eintretenden entgegenhält, während unterhalb die Jesajaprophetie zu lesen ist: Seht die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären, und sie wird einen Sohn gebären, und sie wird ihm den Namen Immanuel (Gott mit uns) geben.
Wie in der orientalischen Ikonenmalerei üblich, ist das Mosaik beschriftet mit der griechischen Abkürzung von Mutter Gottes. Das ganze Apsismosaik stammt von dem Maria-Laacher Benediktiner Br. Radbod Commandeur (1939). Auf  Höhe der Chorfenster sind je zwei Propheten dargestellt, die auf den Messias hinweisen: Micha und Jesaja, Jeremia und Ezechiel, Daniel und Haggai, Sacharja und Maleachi.


Kapellen der rechten Seite, vlnr: Dreikönigskapelle, Bayernkapelle, Benediktkapelle; Dormitio

Kapellen der linken Seite: vrnl: Josefskapelle mit dem Stammbaum Jesu, Kapelle des Johannes des Täufers, Bonifatiuskapelle mit Lioba und Mauritius




Die Krypta ist dem Heimgang Mariens geweiht. In der Mitte des Raumes findet sich in liegender Haltung die entschlafene Gottesmutter.


im Hintergrund zu sehen ist die Kapelle des Heiligen Geistes, das Apsisgemälde zeigt Maria betend inmitten der Apostel
bei der Herabkunft des Heiligen Geistes am Pfingstfest

Die Kuppel über der Statue zeigt im Mosaik den Herrn, der seine Mutter heimruft mit den Worten des Hohenlieds: Steh auf, meine Freundin! Meine Schöne, komm! (Hld 2,13)
Sechs Medaillons ringsum stellen Frauen aus dem Alten Testament als Vorausbilder Mariens vor: Eva, Mirjam, Jael, Rut, Judit und Ester.
(vgl. H. Fürst, Im Land des Herrn, 355ff)




Liebe Brüder und Schwestern!

In der Mitte dessen, was die Lateiner „feriae Augusti“, Augustferien nannten – daher das italienische Wort „ferragosto“ –, feiert die Kirche heute die Aufnahme der Jungfrau in den Himmel mit Leib und Seele. In der Bibel findet sich der letzte Hinweis auf ihr irdisches Leben zu Beginn des Buches der Apostelgeschichte, wo Maria zusammen mit den Jüngern im Abendmahlssaal in Erwartung des Heiligen Geistes vorgestellt wird (Apg 1,14). In der Folge bezeugt eine zweifache Überlieferung – in Jerusalem und in Ephesus – ihre „Entschlafung“, wie die Leute aus dem Orient sagen – das heißt ihr „Einschlafen“ in Gott. Dies war das Ereignis, das ihrem Übergang von der Erde in den Himmel vorausgegangen war und vom ununterbrochenen Glauben der Kirche bekannt wird. So stellte zum Beispiel Johannes von Damaskus im achten Jahrhundert eine direkte Beziehung zwischen der „Entschlafung“ Mariens und dem Tod Jesu her und bekräftigte ausdrücklich die Wahrheit ihrer leiblichen Aufnahme.

Er schreibt in einer berühmten Predigt: „Es mußte die, welche den Schöpfer als Kind in ihrem Schoß getragen hatte, in den Zelten Gottes weilen“ (Encomium in Dormitionem Dei Genitricis semperque Virginis Mariae, hom. 14; PG 96, 741 B). Wie bekannt ist, erfuhr diese beständige Überzeugung der Kirche ihre Krönung in der dogmatischen Definition der Aufnahme in den Himmel, die von meinem verehrten Vorgänger Pius XII. im Jahr 1950 verkündet wurde.

Wie das Zweite Vatikanische Konzil lehrt, ist die allerseligste Maria immer innerhalb des Geheimnisses Christi und der Kirche zu sehen. In dieser Hinsicht gilt: „Wie die Mutter Jesu, im Himmel schon mit Leib und Seele verherrlicht, Bild und Anfang der in der kommenden Weltzeit zu vollendenden Kirche ist, so leuchtet sie auch hier auf Erden in der Zwischenzeit bis zur Ankunft des Tages des Herrn (vgl. 2 Petr 3,10) als Zeichen der sicheren Hoffnung und des Trostes dem wandernden Gottesvolk voran“ (Dogmatische Konstitution Lumen gentium, 68).

Vom Paradies aus fährt die Gottesmutter fort, besonders in den schwierigen Stunden der Prüfung stets über ihre Kinder zu wachen, die Jesus selbst ihr anvertraut hat, bevor er am Kreuz starb. Wie viele Zeugnisse für diese ihre mütterliche Sorge können gefunden werden, wenn man die ihr geweihten Heiligtümer besucht! (...) 

Die in den Himmel aufgenommene Maria weist uns das letzte Ziel unserer irdischen Pilgerschaft. Sie führt uns vor Augen, dass unser ganzes Sein – Geist, Seele und Leib – für die Fülle des Lebens bestimmt ist; dass der, der in der Liebe zu Gott und zum Nächsten lebt, nach dem Ebenbild des glorreichen Leibes des auferstandenen Christus verklärt werden wird; dass der Herr die Hochmütigen zerstreut und die Niedrigen erhöht (vgl. Lk 1,51-52). Das verkündet die Gottesmutter mit dem Geheimnis ihrer Aufnahme in den Himmel in Ewigkeit.


Gelobt seist du immer, o Jungfrau Maria.
Bitte beim Herrn für uns.

Papst Benedikt XVI., Generalaudienz, 15. August 2008)



Bild Unserer Lieben Frau von Guadalupe (Mexiko), die anderen Kapellen sind Stiftungen Ungarns, Österreichs, der
Elfenbeinküste, Venezuelas, Brasilien und der Vereinigten Staaten

Krypta in der Dormitio-Abtei Jerusalem, man beachte die behenden Beine:
immer bleibt zu wenig Zeit ⏰ zum Verweilen 🙏 und zum Knipsen 📷
Benediktinerabtei Dormitio, Jerusalem

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