Dienstag, 26. Dezember 2023

Gewalt wird in Liebe umgewandelt und so Tod in Leben (Stephanus)

 

Altarbild Stephanus empfängt die Märtyrerkrone,
rechts klein: Steinigung des Stephanus

 

FEST DES HL. STEPHANUS - PROTOMÄRTYRER

BENEDIKT XVI., ANGELUS

Petersplatz, Mittwoch, 26. Dezember 2007

Liebe Brüder und Schwestern!

Am Tag nach Weihnachten läßt uns die Liturgie die »Geburt zum Himmel« des ersten Märtyrers, des hl. Stephanus, feiern. »Erfüllt vom Glauben und vom Heiligen Geist« (Apg 6,5), wurde er zusammen mit sechs weiteren Jüngern aus dem griechischen Kulturraum zum Diakon der Gemeinde von Jerusalem gewählt. Mit der Kraft, die ihm von Gott zuteil wurde, wirkte Stephanus zahlreiche Wunder und verkündete in den Synagogen das Evangelium »mit Weisheit und Geist«. Er wurde vor den Toren der Stadt gesteinigt und starb, wobei er wie Jesus um Vergebung für seine Mörder bat (vgl. Apg 7,59–60). Das tiefe Band, das Christus mit seinem ersten Märtyrer Stephanus vereint, ist die göttliche Liebe: Dieselbe Liebe, die den Sohn Gottes dazu bewegte, sich zu erniedrigen und bis zum Tod am Kreuz gehorsam zu sein (vgl. Phil 2,6–8), bewegte dann die Apostel und Märtyrer dazu, das Leben für das Evangelium hinzugeben.

Dieses unterscheidende Merkmal des christlichen Martyriums muß stets hervorgehoben werden: Es ist ausschließlich ein Akt der Liebe zu Gott und zu den Menschen, eingeschlossen die Verfolger. Deshalb bitten wir heute in der heiligen Messe den Herrn, daß er uns lehre, »daß auch wir unsere Feinde lieben und so das Beispiel des heiligen Stephanus nachahmen, der sterbend für seine Verfolger gebetet hat« (Tagesgebet). Wie viele Söhne und Töchter der Kirche sind im Lauf der Jahrhunderte diesem Beispiel gefolgt! Von der ersten Verfolgung in Jerusalem bis hin zu jenen der römischen Kaiser und zu den Scharen von Märtyrern unserer Tage. Denn nicht selten erreichen uns aus verschiedenen Teilen der Welt Nachrichten von Missionaren, Priestern, Bischöfen, Ordensmännern, Ordensfrauen und gläubigen Laien, die verfolgt, gefangengenommen, gefoltert, ihrer Freiheit beraubt oder an deren Ausübung gehindert werden, da sie Jünger Christi und Apostel des Evangeliums sind; einige leiden und sterben auch aufgrund ihrer Gemeinschaft mit der Universalkirche und ihrer Treue zum Papst. In der Enzyklika Spe salvi (vgl. Nr. 37) erinnere ich an die Erfahrung des vietnamesischen Märtyrers Paul Le-Bao-Thin († 1857) und weise darauf hin, daß das Leid in Freude verwandelt wird durch die Kraft der Hoffnung, die aus dem Glauben kommt. Der christliche Märtyrer – wie Christus und durch die Einheit mit ihm – »nimmt [den Tod] von innen her an und verwandelt ihn in eine Tat der Liebe. Was von außen her brutale Gewalt ist […], wird von innen her ein Akt der Liebe, die sich selber schenkt, ganz und gar. […] Gewalt wird in Liebe umgewandelt und so Tod in Leben« (Predigt auf dem Marienfeld, Köln, 21. August 2005; in O.R. dt., Nr. 34, 26.8.2005, S.15f.). Der christliche Märtyrer setzt den Sieg der Liebe über Haß und Tod in die Tat um.

Beten wir für alle, die aufgrund der Treue zu Christus und seiner Kirche leiden. Die allerseligste Jungfrau Maria, Königin der Märtyrer, helfe uns, glaubhafte Zeugen des Evangeliums zu sein und den Feinden mit der entwaffnenden Kraft der Wahrheit und der Liebe zu antworten.


Hochaltar v. Caspar Leusering, 1647, Türblätter Verkündigung des Herrn, Konsolenfiguren Petrus und Paulus,
Auszugsbild Laurentius

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