Sonntag, 29. Dezember 2019

Thomas Becket (Martyrium, Westminster Cathedral)

Martyrium des hl. Thomas Becket, Westminster Cathedral



Man schreibt Dienstag, den 1. Dezember des Jahres 1170. Vier Wochen später. Im schwindenden Licht dieses nebligen englischen Wintertages galoppieren vier schwerbewaffnete Ritter auf die Kathedrale von Canterbury zu. Sie stürmen hinein. Kettenhemden klirren, im flackernden Schein der Kerzen blitzen Schwerter. Der Mönch Edward Grim versucht, sich den Eindringlingen in den Weg zu stellen, wird aber mit einem einzigen Schwertstreich außer Gefecht gesetzt. Was dann geschieht, dokumentiert er später für die Nachwelt:
„Die Ritter brüllten: ‚Wo ist Thomas, der Verräter an König und Reich? Wo ist der Erzbischof?‘ Standhaft antwortete Thomas wie es geschrieben steht: ‚Der Gerechte aber ist furchtlos wie ein junger Löwe‘. Dann stieg er die Altarstufen hinab und sagte: ‚Hier bin ich! Kein Verräter am König, sondern Gottes Priester. Warum sucht ihr mich?‘“
Thomas Becket weiß, warum: sie sind gekommen, ihn zu töten. Er sei bereit, zu sterben, sagt er, damit die Kirche durch sein Blut Frieden und Freiheit erlangen könne. Die vier Attentäter stürzen sich auf ihn. Ein krachender Schwerthieb des Ritters Richard le Breton spaltet dem Erzbischof den Schädel.
(Deutschlandfunk)

Thomas Becket

Our Lady and the English Martyrs Church (Martyrium, Glas)

Canterbury Cathedral (der verschwundene Schrein)

Canterbury Cathedral (das bevorstehende Martyrium, Glas)

Kreuz mit der schmerzhaften Muttergottes, Blick vom Altarraum ins Schiff, Westminster Cathedral
Text: Stabat mater


Schaut die Mutter voller Schmerzen,
wie sie mit zerrißnem Herzen
unterm Kreuz des Sohnes steht:
Ach! wie bangt ihr Herz, wie bricht es,
da das Schwerdt des Weltgerichtes
tief durch ihre Seele geht!

Laß, o Mutter, Quell der Liebe,
laß die Fluth der heil‘gen Triebe
strömen in mein Herz herab!
Laß in Liebe mich entbrennen,
ganz für den in Liebe brennen,
Der für mich sein Leben gab.




Erzbischof, Märtyrer
Namensdeutung: der Zwilling (hebr.)
Namenstage: Thomas, Tom, Tommy, Foma, Tomek, Tammes, Tomislav, weibl.: Tamsin, Tommie, Tomasa, Tommasina, Tòmag
Gedenktag: 29. Dezember
Lebensdaten: geboren am 21. Dezember 1118 in London, gestorben am 29. Dezember 1170 in Canterbury
Lebensgeschichte und Bedeutung: Thomas gehörte der normannischen Oberschicht an und wurde nach Studien in ganz Europa Archidiakon des Erzbischofs von Canterbury. König Heinrich II. berief ihn 1155 zum Lordkanzler; dieses Amt versah Thomas sehr erfolgreich und ganz im Sinne des Königs, auch gegen den Erzbischof von Canterbury.
Als Heinrich II. dann Thomas selber als Erzbischof von Canterbury und Primas von England einsetzte, um noch größeren Einfluss auf die Kirchenpolitik zu nehmen, änderten sich Thomas’ Loyalitätsverhältnisse grundlegend. Er gab sein Kanzleramt zurück, legte seine luxuriösen Lebensgewohnheiten ab, führte das asketische Mönchsleben eines Benediktiners und wehrte die Übergriffe der englischen Krone auf kirchliches Recht und Eigentum ab. Als der Streit zwischen Erzbischof und König immer mehr eskalierte, musste Thomas Becket aufs Festland flüchten. Von dort aus belegte er den König und die ihm ergebenen englischen Bischöfe mit dem Kirchenbann.
Durch sein unversöhnliches Vorgehen mehr und mehr isoliert – auch Papst Alexander III. ließ ihn fallen –, nahm Thomas schließlich ein Friedensangebot des Königs an und kehrte nach Canterbury zurück, wo er am 29. Dezember 1170 von Gefolgsleuten Heinrichs II. auf den Altarstufen der Kathedrale ermordet wurde.

Verehrung und Brauchtum: Ein Jahr nach der Heiligsprechung des Jahres 1173 pilgerte König Heinrich II. zum Grab des bereits hochverehrten Märtyrers und ließ sich zur Buße auspeitschen. Die Wallfahrt zu Thomas’ Grab in Canterbury wurde zu einer der größten von ganz Europa. 1538, nach der Ermordung seines Lordkanzlers Thomas Morus, ließ König Heinrich VIII. den kostbaren Schrein zerstören und die Gebeine zerstreuen. Reliquien des Heiligen befinden sich im Braunschweiger Dom.
(Bistum Augsburg)

Westminster Cathedral

Westminster Cathedral, gespiegelt

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