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Edith Stein, Elternhaus in Breslau |
Edith Stein "Kreuzeswissenschaft":
Glaube an
den Gekreuzigten - Weg zum Leben
Christus hat das Joch des Gesetzes auf sich genommen, indem er es vollkommen erfüllte
und für und durch das Gesetz starb. Eben damit hat er die vom Gesetz befreit,
die von ihm das Leben empfangen wollen. Aber sie können es nur empfangen, wenn
sie ihr eigenes Leben preisgeben. Denn die auf Christus getauft sind, sind auf
seinen Tod getauft1 Sie tauchen unter in sein Leben, um Glieder seines Leibes
zu werden und als solche mit ihm zu leiden und mit ihm zu sterben, aber auch
mit ihm aufzuerstehen zum ewigen, göttlichen Leben. Dieses Leben wird in seiner
Fülle für uns erst kommen am Tage der Herrlichkeit.
Wir haben aber jetzt schon
- "im Fleisch" - Anteil daran, indem wir glauben: glauben, daß
Christus für uns gestorben ist, um uns das Leben zu geben. Dieser Glaube ist
es, der uns mit ihm eins werden läßt wie die Glieder mit dem Haupt und uns
öffnet für das Zuströmen seines Lebens. So ist der Glaube an den Gekreuzigten -
der lebendige Glaube, der mit liebender Hingabe gepaart ist - für uns der
Zugang zum Leben und der Anfang der künftigen Herrlichkeit; darum das Kreuz
unser einziger Ruhmestitel: ,,Ferne sei es von mir, mich zu rühmen, außer im
Kreuz unseres Herrn Jesus Christus, durch den mir die Welt gekreuzigt ist und
ich der Welt"2.
Wer sich für Christus entschieden hat, der ist für die
Welt tot, und sie für ihn. Er trägt die Wundmale des Herrn an seinem Leibe3,
ist schwach und verachtet vor den Menschen, aber gerade darum stark, weil in
den Schwachen Gottes Kraft mächtig ist. In dieser Erkenntnis nimmt der Jünger
Jesu nicht nur das Kreuz an, das auf ihn gelegt ist, sondern kreuzigt sich selbst:
"Die Christus angehören, haben ihr Fleisch gekreuzigt mit seinen Lastern
und Begierden."5 Sie haben einen unerbittlichen Kampf geführt gegen ihre
Natur, damit das Leben der Sünde in ihnen ersterbe und Raum werde für das Leben
des Geistes. Auf das letzte kommt es an. Das Kreuz ist nicht Selbstzweck. Es
ragt empor und weist nach oben. Doch es ist nicht nur Zeichen - es ist die
starke Waffe Christi; der Hirtenstab, mit dem der göttliche David gegen den
höllischen Goliat auszieht; womit er machtvoll an das Himmelstor pocht und es
aufstößt. Dann fluten die Ströme des göttlichen Lichtes heraus und umfangen
alle, die im Gefolge des Gekreuzigten sind.
1Vgl. Röm 6,1. 2Gal 6,14. 3Vgl Gal 6,17. 4Vgl. 2Kor!2,9. 5Gal 5,24.
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