Montag, 2. Oktober 2023

Begleite mich zur Ewigkeit

 

Wir dür­fen kei­ner fal­schen, mecha­ni­schen, grob­sinn­li­chen Vor­stel­lung vom Schutz­en­gel hul­di­gen. Es ist bil­lig, die Wahr­heit des Schutz­en­gels dadurch lächer­lich machen zu wol­len, daß man bei­spiels­weise sagt: Ja, das Kind hat er nicht bewahrt, als es sich das Bein brach. Da hat er nicht auf­ge­paßt, daß es unter die Räder kam. Der Schutz­en­gel führt die ihm Anver­trau­ten zu Gott.
Der Weg zu Gott ist manch­mal hart und schmerz­lich. Er kann durch Krank­heit und durch Qua­len füh­ren. Aber des­we­gen bleibt es der Weg zu Gott. Wenn es Got­tes Wille ist, kann der Schutz­en­gel selbst­ver­ständ­lich auch aus Gefah­ren des Lei­bes, der Gesund­heit, des Lebens ret­ten. Das kann er. Wenn Gott es so will, dann kann er es. Aber der Bei­stand der Engel ist wie der Glaube über­haupt kein Rechen­ex­em­pel. Wenn man mit einem Engel­ge­bet alle Gefah­ren von sich abhal­ten könnte, dann würde die Fröm­mig­keit zum Geschäft, dann würde der Glaube zum Han­del, und das darf er nicht wer­den. Der Glaube muß das Ver­trauen auf die sou­ve­räne Macht Got­tes blei­ben. Und Gott bleibt nur sou­ve­rän, wenn er erhö­ren kann, wann immer er will, und nicht, wenn er muß.

So ist also die Ver­eh­rung des Schutz­en­gels berech­tigt, ja sie ist uns gera­dezu not­wen­dig. Wir sol­len auf ihn lau­schen, denn man kann ihn spre­chen hören. Er spricht in unser Gewis­sen hin­ein, in die­sen so viel miß­brauch­ten Raum des Gewis­sens, da spricht er hin­ein. Und wenn wir auf seine feine Stimme hören, dann fin­den wir den rech­ten Weg.

Es gibt schöne Gebete zu den Engeln, und wir soll­ten sie uns aneig­nen und den Kin­dern leh­ren. Es ist erschre­ckend, meine lie­ben Freunde, wenn ich manch­mal Stu­den­ten nach zehn Semes­tern Theo­lo­gie­stu­dium frage, wel­che Gebete sie kön­nen, aus­wen­dig kön­nen. Außer Vater unser und Ave Maria kommt fast nichts. Ist das der Erfolg von zehn Semes­tern Theo­lo­gie­stu­dium? Nein, wir, wir schlich­ten Men­schen, wir wol­len uns die Gebete zu den hei­li­gen Engeln aneig­nen, sie aus­wen­dig ler­nen, sie unse­ren Anver­trau­ten leh­ren.

„O Engel rein, o Schüt­zer mein, du Füh­rer mei­ner Seele.
Laß mich dir anemp­foh­len sein, daß ich vor Gott nicht fehle.
Beschirme mich bei Tag und Nacht, erleuchte meine Pfade.
Halt über mich getreue Wacht, daß mir der Feind nicht schade.
Trag mein Gebet zu Got­tes Thron und fleh für meine Sün­den!
Durch sei­nen ein­ge­bor'nen Sohn laß mich Ver­zei­hung fin­den.
Beschütze mich im letz­ten Streit, wenn Leib und Seel sich schei­den!
Begleite mich zur Ewig­keit, wo Freud ist ohne Lei­den!“ 


(Georg May, 1.10.1989, Quelle)

Josefsaltar in der Heimsuchungskirche in Nitra

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