Montag, 23. Oktober 2023

Johannes Capestran und der Angelus

 

Links Johannes von Capestran, St. Maria Schnee, Prag

Im April 2008 hat das Hilfswerk KIRCHE IN NOT auf seinem Internationalen Kongress in Augsburg die Angelus-Aktion als Sturmgebet für Europa vorgestellt und unter mit Augsburg verbundenen Heiligen auch den dort im Jahre 1452 und 1454 predigenden Johannes von Capestrano genannt.

Am 23. Oktober begeht die Kirche seinen Festtag. Durch seine Predigten gegen die Türkengefahr im 15. Jahrhundert, als der Angelus eingeführt wurde, verdient er gerade heute unsere Verehrung.
Johannes von Capestrano trägt seinen Namen nach seinem italienischen Heimatort, wo er 1386 geboren wurde. Daher taucht sein Name in verschiedenen Formen auf: Kapistran, Capistranus, Giovanni da
Capestrano. Er studierte zunächst Jura, heiratete und war ein bekannter Richter in Perugia. Eine Gefangenschaft in einem der zahllosen Kriege zwischen den damaligen italienischen Kleinstaaten löste bei ihm eine religiöse Umkehr aus. Er trat in Perugia in das Kloster der strengen Observanz der Franziskaner ein, wo ihn der Ordensreformator Bernhard von Siena als sein geistlicher Lehrer entscheidend prägte und ihn zu einem Leben strenger Askese anleitete. Päpste wie Eugen IV. und
Nikolaus V. betrauten ihn mit verschiedenen Aufgaben, vor allem mit der Bußpredigt in den Ländern nördlich der Alpen, wo sich die hussitische Lehre ausgebreitet hatte. Johannes von Capestrano geißelte in seinen Predigten die antikirchlichen Auswüchse der Anhänger von Jan Hus, griff aber das eigentliche Anliegen von Hus auf und prangerte die Verweltlichung der Kirche, den Luxus und das Leben in Verschwendung an. Seit 1451 durchzog er predigend ganz Deutschland und die Nachbarländer Böhmen, Mähren und Österreich.
In Deutschland sind seine Aufenthalte und Predigten in vielen Städten nachgewiesen, auch in Augsburg, (...) In Amberg, Aschaffenburg, Bamberg, Bayreuth, Chemnitz, Coburg, Dillingen, Dresden, Erfurt, Forchheim, Frankfurt, Görlitz, Halle, Jena, Landshut Leipzig, Magdeburg, Meißen, Nürnberg, Passau, Regensburg, Weimar, Würzburg und Zwickau begeistert Johannes die Menschen. Vor allem in Breslau kamen viele von weit her, um seine Bußpredigten auf dem Salzring zu hören. Nach Berichten von Zeitgenossen kamen Menschen aus Pommern und Polen, um ihn zu hören. Sogar aus Dänemark, Kurland und Livland kamen Bußfertige. Adlige und reiche Bürger trennten sich von Luxusgegenständen und nichtkatholischen Büchern.
In Österreich gründete Johannes eine Reihe von Klöstern und errichtete 1451 eine Franziskanerprovinz. An sein Wirken in Wien erinnert die in der Barockzeit aufgebaute Capistrankanzel an der Außenseite des Stephansdomes. Zur Zeit der Reformation schuf Hans Schäufelin 1519 einen Holzschnitt, der die Verbrennung von Spielkarten, Würfeln und Brettspielen durch Nürnberger Bürger zeigt, die 1452 die Predigt von Johannes von Capestrano gehört hatten.

Europäische Bedeutung erlangte Johannes von Capestrano, als der osmanische Sultan Mehmet II. 1453 Konstantinopel erobert hatte und glaubte, auch das Königreich Ungarn in seine Gewalt bringen zu können. Zu Ungarn gehörte damals auch das heutige Belgrad, das damals Griechisch-Weißenburg hieß. In dieser Zeit, als Europa vor den Türken zitterte, schrieb der Papst das tägliche Angelus-Gebet für die gesamte Christenheit vor. Johannes von Capestrano und dem ungarischen Adligen Johannes Hunyadi ist es zu verdanken, dass Belgrad während einer fast dreiwöchigen Belagerung mutig und erfolgreich verteidigt wurde. Der Sultan musste die Belagerung aufgeben, was dem Königreich Ungarn
70 Jahre weitere Selbständigkeit schenkte, ehe Sultan Soliman der Prächtige 1526 Belgrad erobern konnte und das ungarische Heer bei Mohács vernichtete.

Johannes starb bereits kurz nach Abzug der Türken am 23. Oktober 1456 in Ilok an der Donau. Als die Türken 1526 erneut gegen Ungarn zogen, zerstörten sie bei der Eroberung von Ilok auch sein Grab. Aber nach dem Ende der Türkenherrschaft in Slawonien wurden die Kirche und das Kloster
wiederaufgebaut und bis heute ist Ilok eine Pilgerstätte für Kroaten und Ungarn.
Bis 1945 war es auch Wallfahrtsziel vieler Donauschwaben, die dann nach dem Zweiten Weltkrieg von den jugoslawischen Kommunisten vertrieben wurden. 1991 wurde Ilok von den Serben besetzt. Nach der Wiedereingliederung Ostslawoniens in den kroatischen Staat ist das Franziskanerkloster in Ilok wieder ein religiöser Mittelpunkt der neuen Erzdiözese Djakovo-Osijek.
Johannes von Capestrano wurde 1690 vom Papst Alexander VIII. heiliggesprochen.

Prof. Dr. Rudolf Grulich (2008)


Decke mit Bilder v. franziskanischen Heiligen, St. Maria Schnee, Prag
 

Bild im Kloster Maria Lankowitz

Die Rettung Belgrads durch Johannes Capestranus (Franziskanerkirche Stuhlweissenburg, Kapistrankanzel Stephansdom)

 Das Leben des hl. Johannes von Capestrano (kath-info.de)

Sandalen, Habit und Stola des hl. Johannes von Capestran

227 später rettet wieder ein Franziskanermönch die Christenheit vor den Türken

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen