Sonntag, 17. März 2019

Gebet - eine Frage von Leben oder Tod (Verklärung des Herrn)


Verklärung des Herrn, Basilika Sacre-Coeur, Paray le Monial

Am heutigen zweiten Sonntag der Fastenzeit hebt der Evangelist Lukas hervor, dass Jesus zusammen mit den Aposteln Petrus, Jakobus und Johannes auf den Berg stieg, „um zu beten“ (Lk 9,28); und „während er betete“ (Lk 9,29), ereignete sich das leuchtende Geheimnis seiner Verklärung.

Auf den Berg steigen, bedeutete für die drei Apostel somit: in das Gebet Jesu hineingezogen zu werden. Jesus zog sich oft zum Gebet zurück, besonders bei Tagesanbruch und nach Sonnenuntergang, und manchmal auch für die ganze Nacht. Jenes eine Mal jedoch, auf dem Berg, wollte er seinen Freunden das innere Licht zeigen, das ihn erfüllte, wenn er betete: Sein Antlitz – so lesen wir im Evangelium – leuchtete, und sein Gewand ließ den Glanz der göttlichen Person des fleischgewordenen Wortes durchscheinen (vgl. Lk 9,29).

Ein weiteres Detail der Erzählung des heiligen Lukas verdient es, hervorgehoben zu werden: die Angabe des Gesprächsthemas Jesu mit Moses und Elija, die neben dem Verklärten erschienen waren. Wie der Evangelist berichtet, sprachen sie „von seinem Ende (auf Griechisch: „éxodos“), das sich in Jerusalem erfüllen sollte“ (Lk 9,31). Jesus hört also das Gesetz und die Propheten, die zu ihm von seinem Tod und von seiner Auferstehung sprechen.

In seinem innigen Dialog mit dem Vater tritt er nicht aus der Geschichte heraus. Er flieht nicht vor der Sendung, für die er in die Welt gekommen ist, auch wenn er weiß, dass er, um in die Herrlichkeit einzugehen, das Kreuz wird ertragen müssen. Ja, mehr noch: Christus tritt tiefer in diese Sendung ein und stimmt dabei ganz dem Willen des Vaters zu. So zeigt er uns, dass das wahre Gebet gerade darin besteht, unseren Willen mit dem Willen Gottes zu vereinen.

Für einen Christen bedeutet beten also nicht, vor der Wirklichkeit und der Verantwortung, die sie mit sich bringt, zu flüchten, sondern sie im Vertrauen auf die treue und unerschöpfliche Liebe des Herrn vollends auf sich zu nehmen. Aus diesem Grund ist es paradoxerweise gerade die Agonie in Getsemani (vgl. Lk 22,39-46), die die Wahrheit der Verklärung offenbart.

Kurz vor seinem Leiden wird Jesus die Todesangst erfahren und sich dem göttlichen Willen anvertrauen; in diesem Augenblick wird sein Gebet Unterpfand des Heils für uns alle sein. Christus wird den himmlischen Vater anflehen, „ihn vom Tod zu befreien“, und tatsächlich wird er, wie der Verfasser des Briefs an die Hebräer schreibt, erhört werden um seiner Frömmigkeit willen (vgl. Hebr 5,7). Der Beweis für diese Erhörung ist die Auferstehung.

Liebe Brüder und Schwestern, das Gebet ist kein Beiwerk, keine „Option“, sondern es ist eine Frage von Leben oder Tod. Nur wer betet, das heißt wer sich in kindlicher Liebe Gott anvertraut, kann nämlich in das ewige Leben eintreten, das Gott selbst ist.

Während dieser Fastenzeit bitten wir Maria, die Mutter des fleischgewordenen Wortes und Meisterin des geistlichen Lebens, uns zu lehren, so zu beten, wie es ihr Sohn tat, auf dass unsere Existenz vom Licht seiner Gegenwart verwandelt werde.


(Papst Benedikt XVI., 5. März 2007)


Heute gedenkt die Kirche der hl. Gertud von Nivelles, des hl. Patrick von Irland und des hl. Johannes Sarkander


Basilika Sacre Coeur, Paray Le Monial

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