Großer und heiliger Gott,
im
Hinblick auf den Erlösertod Christi
hast du die selige Jungfrau Maria
schon im
ersten Augenblick ihres Daseins vor jeder Sünde bewahrt,
um deinem Sohn eine
würdige Wohnung zu bereiten.
Höre auf ihre Fürsprache:
Mache uns frei von
Sünden
und erhalte uns in deiner Gnade,
damit wir mit reinem Herzen zu dir
gelangen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Gegenüber der Befürchtung einer Schmälerung der Stellung Christi und der Erlösung ist wohl zu erkennen: Christus wird in diesem seinem Werk an Maria als der alle Zeiten und die ganze Geschichte der Menschheit souverän umgreifende Erlöser offenbar. Er vermochte nämlich die Wirkung der Erlösung auch schon vor dem Ablauf seiner endgültigen Heilstat einem Menschen zuzuwenden, um ihn für eine bestimmte Heilsaufgabe innerlich auszustatten. Wie alles an Maria, so weist auch ihre "Vor"- und "Ersterlösung" auf Christus hin und stellt die Virtuosität seines erlöserischen Handelns in ein strahlendes Licht.
Die "Vorerlösung" Marias kann die Erlösungstat Christi also nicht schmälern, sie muß sie vielmehr erhöhen. Das meint auch die Dogmatisierungsbulle, wenn sie erklärt, daß Maria "durch ein einzigartiges Gnadengeschenk und Vorrecht des allmächtigen Gottes, im Hinblick auf die Verdienste Christi Jesu, des Erlösers des Menschengeschlechts", von der Erbschuld befreit wurde.
Mit einer solchen Befreiung Marias wird das Erlösungswerk Christi keineswegs außer Kurs gesetzt, sondern gerade in seiner vielgestaltigen Kraft und seiner Virtuosität ins volle Licht gestellt. Dieses Werk ist eben so umfassend und die Zeiten übergreifend, daß seine Wirkungen von Gott auch schon vor seinem geschichtlichen Ablauf einem Menschen (Maria) zugedacht werden konnten. Dieses Mariengeheimnis bekräftigt und unterstreicht also auch wieder das Erlösungsgeheimnis Christi. Es führt nicht von Christus fort, sondern leitet (wie alle Mariengeheimnisse) zu Ihm hin. Christus hat sich mit der an Maria gleichseim vorausgenommenen Erlösungstat den menschlich-mütterlichen Raum für seine Menschwerdung in einer Ihm angemessenen Weise zubereitet. Er hat damit nichts von seiner Erlösungsvollmacht preisgegeben, sondern sogar in einer unübertrefflichen Weise dokumentiert, daß es keine Selbsterlösung für die Menschen gibt, selbst nicht für den Menschen, der zur Gottesmutterschaft berufen war.
(L. Scheffczyk, Maria - Mutter und Gefährtin Christi, 135f)
Maria, unbefleckt empfangen im Hinblick auf den Erlösertod Christi, Lourdeskapelle, Mariatrost, Graz |
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