Mittwoch, 13. Dezember 2017

Die Legende der hl. Lucia von Syrakus

Hl. Lucia, Kathedrale Metz



Der Name der heiligen Lucia ist in der heiligen römisch katholischen Kirche seit vielen Jahrhunderten hoch gepriesen, es geschieht seiner täglich beim heiligen Meßopfer Erwähnung und wahrlich, diese heilige Jungfrau verdiente diese hohe Ehre um der schönen Tugenden wegen, die sie geübt, um des herrlichen Kampfes wegen, den sie um Christi willen gekämpft.
Ihr Geburtsort ist die vor Zeiten weltberühmte Stadt Syrakus gewesen. Ihre Eltern, von hohem Adel und reich, gaben ihr die trefflichste Erziehung. Es bedurfte damals einer tiefen Einsenkung des Glaubens an Jesus und der Liebe zu ihm in die Herzen der Kinder; denn kein Christ, wessen Standes und Alters er auch war, konnte sich sicher versprechen, der Marter und dem Tode durch Henkershand zu entgehen, den die beiden Kaiser Diokletian und Maximian über alle verhängt hatten, die den christlichen Namen trugen. Oft führte daher die fromme Eutychia, so hieß die Mutter der Lucia, ihre kleine Tochter zu den Gräbern der heil. Märtyrer und erzählte ihr von ihrer Treue gegen Jesus, von ihren glorreichen Kämpfen und ihren herrlichen Siegen. Oft mußte ihr die kleine Lucia die Akten der heiligen Märtyrer, namentlich die Leidensgeschichte der heiligen Agatha, vorlesen, jener ruhmvollen Jungfrau, die zu Catanea die doppelte Krone des Martertodes und der Jungfräulichkeit sich errungen hatte, und wenn dann die kleine Lucia Tränen des Mitleids weinte über die Leiden der Heiligen, dann erzählte ihr die fromme Mutter von der Herrlichkeit und Seligkeit, die diese Helden des Glaubens und der Liebe im Himmel bei Jesus genießen, und entflammte so das Herz ihrer Tochter zu gleicher Liebe und zum heiligen Verlangen, eben für Jesus zu sterben. — So kam es, daß Lucia frühzeitig schon mit den Wegen Gottes, die er seine Heiligen führt, bekannt ward, ihr schönes Beispiel nachzuahmen suchte und noch ein zartes Mädchen dem göttlichen Heilande ewige Jungfrauschaft gelobte. Sie hielt aber das Gelübde geheim und nährte im Stillen die Hoffnung, mit der geliebten Agatha einst im Himmel dem göttlichen Lamme Jesus zu folgen.
Ihre Mutter, die von dem Gelübde ihrer Tochter nichts wußte, hatte unterdessen an ihre Verehelichung gedacht und schlug ihr eine Verbindung mit einem vornehmen Jüngling vor, der aber leider noch ein Heide war. Sie sah dabei nur auf den zeitlichen Vorteil und hoffte wohl auch, den Jüngling durch ihre Tochter für Jesus zu gewinnen. Als aber Lucia davon hörte, erschrak sie sehr und versuchte die Absicht ihrer Mutter zu vereiteln. Doch Gott selbst trat ins Mittel. Eutychia wurde krank; sie wurde vom Blutfluß befallen und litt vier Jahre an diesem Übel, ohne daß die geschicktesten Ärzte ihr helfen konnten. Lucia, betrübt über die Leiden ihrer Mutter, flehte oft und oft zu Gott um Genesung derselben, aber vergeblich. Da kam ihr der Gedanke, mit der Mutter zum Grabe der heiligen Agatha nach Catanea zu wallen, wo schon viele Preßhafte Heuilung gefunden. Beide machten sich also auf den Weg in diese Stadt. Am Grabe der heiligen Jungfrau angekommen, flehten Mutter und Tochter mit heißer Inbrunst zu Gott, daß es ihm gefallen möge, um der Verdienste der heiligen Agatha willen die langgewünschte Genesung zu gewähren. Eben ward beim Grabe der Heiligen das heiligste Opfer gefeiert und das Evangelium vom blutflüßigen Weibe gelesen, das durch Berührung des Kleides unsers göttlichen Heilands die Genesung erhielt. Das war der frommen Tochter ein Fingerzeig, daß ihr Gebet nicht vergeblich sein werde. Sie sprach daher zur Mutter:
„Liebe Mutter! wenn du glaubst, daß wahr sei, was soeben gelesen worden, dann sei versichert, daß dir durch die Fürbitte der heiligen Agatha Hilfe wird.”
Der Gottesdienst war geendigt, die Gläubigen hatten sich entfernt. Eutychia und Lucia blieben beim Grabe der Heiligen zurück und beteten und weinten. Da fiel Lucia vor Trauer in einen Schlaf, sieht nun im Traume die heilige Agatha im strahlenden Gewande, von Engeln umgeben, vor sich stehen und hört sie sprechen:
„Meine Schwester! ou gottergebene Jungfrau! was begehrest du von mir, das du selbst tun kannst; denn dein Glaube hat deiner Mutter geholfen; sie ist bereits gesund. Du sollst aber auch wissen, daß, gleich wie die Stadt Catanea durch mich von Christus ist verherrlicht worden, also auch die Stadt Syrakus wird durch dich hoch geehrt werden; denn du hast dem Herrn Jesus durch das Gelübde der Jungfrauschaft eine bräutliche Wohnung in deinem Herzen bereitet.”
Lucia erwacht und hört aus der Mutter Mund die freudigen Worte: „Meine Tochter, ich bin gesund!” Beide loben Gott und wissen vor Freude nicht, wie sie ihm genug danken können. Nun faßt sich aber auch Lucia ein Herz, entdeckt der Mutter ihr Gelübde und spricht:
„Liebe Mutter! ich bitte dich, sage mir nichts mehr von einem irdischen Bräutigam, und erwarte von mir keine sterbliche Frucht; denn mein Bräutigam ist Christus. Was du mir geben wolltest zur Aussteuer mir einem irdischen Bräutigam, das gib mir zur Vermählung mit meinem Herrn Jesus!” —
Die Mutter, erstaunt über diese Worte, entgegnete „Alles, was dein verstorbener Vater zum Erbe dir hinterlassen, habe ich bewahrt, und noch vermehrt. Du weißt, was ich besitze. Warte noch bis zu meinem Tode, und schalte dann damit, wie es dir beliebt.”
„O sprich nicht also, meine Mutter, sagte darauf Lucia, sondern vernimm meinen Rat: Der ist Gott nicht wohlgefällig, der ihm gibt, was er doch nach dem Tode nicht mitnehmen und genießen kann. Derohalben gib dem Herrn, was dein ist, und während du noch lebst; gib ihm das, was du mir zu geben versprochen hast.”
Die Mutter läßt sich erbitten und gewährt, als sie nach Hause kamen, was ihre Tochter begehrte. Es werden alsbald die Güter und Kleinodien verkauft und den Armen ausgeteilt; nur ein Teil wird zum Unterhalte zurückbehalten. — Mit vollen Händenspendet die liebe Lucia den Armen Christi, wie der hl. Diakon Laurentius.
Mittlerweile bemerkt dies der Jüngling, dem Lucia verheißen war. Befremdet hierüber, erkundigte er sich bei einer Magd, warum Eutychia ihre Güter verkaufe. Die Magd, ein kluges Mädchen, gab ihm die Antwort: „Meine Herrschaft will damit gewinnen!” Sie meinte nämlich den himmlischen Lohn, welchen Gott den Barmherzigen verheißen hat. — Der Jüngling glaubte Anfangs, sah aber bald ein, daß er getäuscht, und nicht bloß das Vermögen, sondern auch die Hand seiner vermeintlichen Braut für ihn verloren sei, eilte voller Zorn zum Stadthalter Paschasius und verklagte dort Lucia als heimliche Christin und Verächterin der Götter. Sogleich läßt Paschasius die Jungfrau vor seinem Richterstuhle erscheinen und befiehlt ihr, den Göttern zu opfern. Ihm antwortete mutig die Jungfrau:
„Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott und dem Vater ist dieser: Waise und Witwen in ihrer Trübsal besuchen und sich unbefleckt von dieser Welt bewahren. (Jak. 2.) Diese drei Jahre habe ich nichts anderes getan, als dem lebendigen Gott geopfert. Da ich aber jetzt nichts mehr habe, was ich opfern könnte, so stelle ich mich Gott selbst zum Schlachtopfer dar. Was ihm gefällig ist, das mag er mit seinem Opfer tun.”
Paschasius erwiderte: „Gehorche den Kaisern und opfere!”
Lucia antwortete: „Du siehst auf der Kaiser Befehl, ich aber auf Gottes Gesetz. Du fürchtest die Kaiser, ich fürchte Gott; du willst dieselben nicht erzürnen und ich will meinen Gott nicht erzürnen; du willst den Kaisern gefallen und ich will allein meinem Gott gefallen. Tue daher, was dir gefällig ist, ich will tun, was mir zum Heile ist!”
Paschasius darauf: „Dein Erbgut hast du mit Wollüstlingen durchgebracht, darum redest du auch wie eine Hure!”
Lucia entgegnete ruhig: „Mein Erbgut habe ich an einen zuversichtlichen Ort hinterlegt; mit solchen, die den Leib und die Seele schänden, habe ich nichts zu tun!”
Darauf Paschasius: „Wer sind diese, von denen du sprichst?”
Lucia: „Ihr seid es; ihr verführt die Seelen, daß sie die Treue brechen ihrem Schöpfer und dem Teufel dienen! Jene sind es, welche die nichtige Wollust höher achten, denn die nie vergänglichen Freuden des Himmels!”
Paschasius: „Deine Worte werden enden, wenn Rutenstreiche beginnen.”
Lucia: „Die Worte des Herrn nehmen kein Ende.”
Paschasius: „Bist du denn Gott?”
Lucia: „Ich bin Gottes Dienerin, darum rede ich Gottes Wort. Denn er hat gesprochen: Ihr seid es nicht, die vor den Richtern reden werden, sondern der heilige Geist redet in Euch.”
Paschasius: „Ist denn der heilige Geist in dir, der in dir redet?”
Lucia: „Der Apostel spricht, daß jene, so keusch leben, Tempel Gottes sind, und der heilige Geist in ihnen wohne.”
Paschasius: „So werde ich dich in ein Schandhaus führen lassen, damit der Geist von dir weiche.”
Lucia: „Der Leib wird nimmer mehr befleckt, wo die Seele nicht einwilligt in die Sünde.”
Paschasius: „Opferst du nicht, so sollst du sterben unter den Händen der Unzüchtigen.”
Lucia: „Ich habe die schon gesagt, daß du mich nimmer mehr zwingen kannst, in eine Sünde zu willigen. Tust du, wozu du Gewalt hast, so wird es einer Dienerin Christi nimmer mehr schaden!”
Nun befahl Paschasius, von teuflischer Bosheit aufgestachelt, die keusche Jungfrau in das Schandhaus zu schleppen. Allein als man Hand an sie legte, und sie fortführen wollte, blieb sie fest, wie ein unbeweglicher Fels, stehen, und keine Gewalt war im Stande, sie von der Stelle zu rücken. „Laßt die Zauberer kommen,” schrie Paschasius, blind vor Wut, denn er glaubte, Lucia sei mit der schwarzen Kunst im Bunde. Die Zauberer kamen und versuchten ihre Gaukeleien, aber umsonst. Lucia, von einer Engels Hand gehalten, bleibt unbeweglich stehen und ruft dem unsinnigen Richter zu:
„Was wütest du so, und ängstigst dich, habe ich dir nicht schon gesagt, daß ich ein Tempel Gottes bin und der heilige Geist in mir Wohnt? Wirst du es jetzt glauben?”
Paschasius weiß keine Antwort zu geben, und befiehlt dafür Holz, Pech und Schwefel um die Jungfrau zu legen und anzuzünden. Es lodert hoch die Flamme empor, und schlägt über sie zusammen, ohne ihr ein Haar zu verletzen. Ruhig und heiter lächelnd steht die Jungfrau inmitten dem Flammenmeere, und ruft:
„Ich habe meinen Herrn Jesum Christum gebeten, daß das Feuer über mich nicht herrschen soll, und er hat mich erhört!”
Laut erscholl ihre Stimme zum Lobe und Preise Gottes. Allgemeines Staunen ergriff das Volk, und aus seiner Mitte erhob sich plötzlich das Geschrei: „Groß ist der Christen Gott.”
Da erfaßte Angst und Schrecken den Stadthalter, er fürchtete einen Aufruhr und befahl, Lucia mit dem Schwerte zu durchbohren. Der Scharfrichter durchstach ihr den Hals, aber Lucia blieb unbeweglich stehen. Zu höchster Verwunderung des Volkes lebte sie noch mehrere Stunden. — Ein Priester eilte herbei und reichte ihr noch das hochheilige Sakrament, dann erst hauchte sie ihre reine Seele aus im Jahre 304.
Ihre heiligen Gebeine ruhen in Venedig, wo man sie hoch verehrt.
Sie lebte in Syrakus, dem heutigen Siracusa in Sizilie.
(Quelle: Heiligenlexikon)

Kathedrale von Metz, Saint Etienne

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