Sint-Niklaskerk mit dem Reliquienschrein der Märtyrer von Gorkum, Brüssel |
Die 19 Märtyrer von Gorkum in den Niederlanden, Opfer der Reformation. Bei der Eroberung der niederländischen Stadt Gorkum durch calvinistische Geusen wurden 1572 mehrere Ordensleute und Priester festgenommen und nach Briel gebracht. Es handelte sich um die 2 Prämonstratenser Jakob und Adrian, um den Dominikaner Johannes von Köln, um 11 Franziskaner, einen Augustiner und 4 Weltpriester. Die 19 Geistlichen wurden aus Glaubenshass schwer misshandelt und am 9. Juli 1572 ermordet. Papst Pius IX. sprach die Märtyrer 1867 heilig.
(Martyrologium Sancrucense)
AUS DEM DOMINIKANISCHEN STUNDENBUCH:
Der Dominikaner Johannes von Köln (Johannes Heer) wurde am Anfang des 16. Jahrhunderts in Köln geboren und tat dort in das Dominikanerkloster Hl. Kreuz ein. Seine Ordensoberen schickten ihn zur Zeit der Glaubensspaltung nach Holland. Die Katholiken in Holland erbaten für ihre verwaisten Pfarreien Ordensleute und Priester aus Deutschland. Über 20 Jahre war Johannes in der Pfarrei in Hoornar als Seelsorger tätig.
Im Juni 1572 besetzte eine calvinistische Abteilung Gorkum. Johannes, der heimlich in der Stadt weilte, wurde mit anderen Ordensleuten und Priestern festgenommen. Man brachte sie nach Brielle an der Maas (Südholland).
In Verhören bot man ihnen die Freiheit an, wenn sie ihrem Glauben abschwörten und die Gegenwart Christi in der Eucharistie und den Primat des Papstes leugneten. Sie aber blieben standhaft und ertrugen die grausamen Folterungen.
Am 9. Juli 1572 wurde Johannes mit seinen Gefährten, elf Franziskanern, zwei Prämonstratensern, einem Augustiner und vier Weltpriestern, hingerichtet. Papst Pius IX. sprach die Märtyrer von Gorkum am 29. Juni 1867 heilig.
Es waren 20 Priester und Ordensleute: sechs Weltpriester, dreizehn Franziskaner und ein Augustiner. Als nach Mitternacht des 26. Juni die Geusen in die Burg eindrangen, nahmen sie die Geistlichen sofort gefangen und ließen ihren Übermut an ihnen aus, besonders an den Franziskanern und ihrem Guardian P. Nikolaus Piek, einem Mann von hervorragenden Fähigkeiten und leuchtender Heiligkeit. Sie umschlangen ihn mit seinem Gürtel, hängten ihn über eine Tür, zogen ihn auf und nieder, bis der Strick riss und der Gequälte bewusstlos zu Boden fiel. Um zu sehen, ob er schon tot wäre, hielten sie ihm brennende Kerzen ins Gesicht, ja sogar in den gewaltsam geöffneten Mund. Als der Bekenner kein Lebenszeichen von sich gab, stießen sie den Körper in eine Ecke mit den Worten: „Es ist ja doch nur ein Mönch; wer wird danach fragen.“ Der Besinnungslose kam nach einigen Stunden wieder zu sich. Furchtbar war er entstellt, das ganze Gesicht verbrannt, der innere Mund ganz voll Wunden. Aber der Heilige klagte nicht, sondern ermunterte die Seinen, guten Mutes zu sein: er habe es nun erfahren, die Todespein sei kurz, seine Schmerzen seien bald vorüber gewesen.
Mit ähnlichen ausgesuchten Martern quälten die rohen Soldaten an den folgenden Tagen und Nächten ihre schuldlosen Opfer. Selbst einen neunzigjährigen Franziskaner, Willehald, einen Dänen, verschonten sie nicht. Ein Soldat schlug ihm wütend ins Gesicht, aber der ehrwürdige Priester flüsterte nur leise bei jedem Schlag ein „Deo gratias, Gott sei Dank!“
Zwei von den Weltpriestern wurden nach einigen Tagen gegen ein hohes Lösegeld freigegeben; einer wurde schwach und sagte sich los, dafür kam ein Dominikaner aus der kölnischen Ordensprovinz, namens Johannes, der in der Nähe eine Pfarrei versah und auf die Nachricht von der Gefangennahme aller Priester in die Stadt gekommen war, um zu taufen. Dabei wurde er von den Geusen überrascht und ins Gefängnis geschleppt.
Die drei Weltpriester, die zum Martertum standhielten, waren die beiden Pfarrer von Gorkum, Leonhard von Wechel und Nikolaus Janssen, genannt Poppel, zwei mustergültige, seeleneifrige Priester, und ein siebzigjähriger Greis, Gottfried van Duynen, ein ehemaliger Pfarrer in Frankreich; er war ein Freund der Kinder, eine Seele voll frommer Einfalt.
Dem Pfarrer Leonhard Wechel wurde gestattet, zwei zum Galgen verurteilte katholische Bürger auf ihrem letzten Gang zu begleiten und in sein Pfarrhaus zurückzukehren. Am 2. Juli konnte er sogar die Kanzel besteigen und predigen in Gegenwart vieler Geusen. Mit großer Beredsamkeit legte er die Berechtigung der Marienverehrung dar und bewies aus der Fülle seiner theologischen Kenntnisse gegen die Irrtümer der Neuerer die unversehrte Jungfräulichkeit der Gottesmutter. Dann erhob er seine Stimme zu einem gewaltigen Glaubensbekenntnis für die Lehre der katholischen Kirche und zu einer flammenden Mahnung an seine Pfarrkinder, treu auszuharren im Glauben der Väter und lieber Gut und Leben hinzugeben, als den heiligen katholischen Glauben zu verleugnen.
Niemand wagte ihn zu unterbrechen, die entschiedene Haltung der Katholiken zwang die Geusen, den Pfarrer in Freiheit zu lassen. Sie warteten aber nur eine andere Gelegenheit ab, Rache an ihm zu nehmen und ihn bald wieder gefangen zu setzen.
Inzwischen hatten die Gefangenen viel von den mutwilligen Soldaten auszustehen gehabt. Da der Rat der Stadt und Freunde der Priester sich um ihre Freigabe beim Prinzen Wilhelm von Oranien bemühten, sandte Graf Wilhelm von der Marck, gewöhnlich nach seinem Geburtsort Lumnius genannt, ein wütender Priesterfeind, den Johann von Omal, einen abgefallenen Priester, nach Gorkum, die gefangenen Geistlichen nach Brielle zu bringen; dort solle ihnen der Prozess gemacht werden.
Da ein gewaltsamer Widerstand der katholischen Bürger bei der Abführung der Gefangenen zu befürchten war, entschlossen sich die Geusen, das Werk der Finsternis in der Nacht vom 5. Auf den 6. Juli auszuführen. Nachdem man die Priester ihrer Oberkleider beraubt hatte, wurden sie je zwei aneinandergefesselt, auf einem Fahrzeug zuerst nach Dortrecht und dann nach Brielle abgeführt und öffentlich dem Gespött und der Wut der unsinnig gegen sie rasenden Soldaten preisgegeben. Während sie mit Schmach und Unbill gesättigt wurden, standen die Gefesselten, von denen mehrere über sechzig, einige über siebzig und einer fast neunzig Jahre alt waren, bis zur Brust unbekleidet, mit Striemen bedeckt und von Blut überströmt. Aber bei allen Schlägen und Qualen kam kein anderes Wort über ihre Lippen als Gebet für ihre Feinde, Lobpreis Gottes und herzlicher Dank oder Empfehlung ihrer Seele in die Hände des Heilandes und die Bitte um standhafte Ausdauer in ihrem harten Kampf.
In Brielle wurden sie nach vielen Qualen und Verhöhnungen in einen unterirdischen, schmutzigen Kerker geworfen, wo sie zwei Leidensgefährten, Pfarrer aus der Nähe, vorfanden. Zwei Prämonstratenser kamen noch hinzu, so dass 23 Menschen in dem schrecklichen Loch eingepfercht waren.
Am Nachmittag des 7. Juli wurden sie alle in das Rathaus zum Verhör geschleppt. Drei von ihnen ließen sich zum Abfall verleiten, die anderen blieben fest. Dann wurden sie in einen anderen Kerker geführt.
Tags darauf mussten die sieben angesehensten Priester von ihnen zu einem neuen Verhör erscheinen. Zwei kalvinische Prediger sollten die Bekenner zum neuen Glauben überreden; man bat und beschwor sie, öffentlich den Gehorsam gegen den Papst aufzukündigen und den Glauben an die Gegenwart Christi in der Eucharistie aufzugeben. Aber die Märtyrer wussten zu gut, dass Papsttum und Eucharistie zu den starken Pfeilern des katholischen Glaubens gehören; es wurde ihnen nicht schwer, diesen Glauben zu verteidigen.
Zwei Brüder des Pater Guardians Nikolaus Piek gaben sich alle erdenkliche Mühe, wenigstens diesen zum Abfall vom Papsttum zu bringen; ihre Bemühungen hatten keinen Erfolg.
Am Abend des 8. Juli gab der Admiral Graf Lumnius den Befehl, alle Gefangenen unverzüglich aufzuhängen, und übertrug die Ausführung dem Johann von Omal.
Mitten in der Nacht brachen die Soldaten in das Gefängnis ein und fesselten die Märtyrer. Als Ort der Hinrichtung wählten die Häscher das zerfallene Kloster Ten Rugge, dicht vor der Stadt, wo einer der Märtyrer, Johann von Ferweyk, Priester aus dem Augustinerorden, viele Jahre glücklich verlebt hatte. Jetzt stand nur noch eine Scheune, alles übrige war von den Geusen verbrannt worden. In der Scheune waren zwei Dachbalken, lang genug, um alle Gefangenen daran aufzuhängen.
Vor dem Ort der Hinrichtung angekommen, warfen sich die Märtyrer alle auf die Knie zum Gebet und ermahnten sich gegenseitig zur Standhaftigkeit. Zuerst ergriffen die Soldaten den Guardian, der seine Brüder umarmte und küsste und mit den kräftigsten Worten und glühendstem Eifer Mahnungen ihnen zurief, bis der Strick seine Stimme erstickte. Nach ihm traten die übrigen einer um den anderen heran. Die meisten bestiegen die Leiter unter Worten der Liebe zu Gott, des Trostes für die Gefährten und unter Gebeten für ihre Peiniger. Alle bis auf einen blieben standhaft. Es waren elf Franziskaner, darunter neun Priester und zwei Laienbrüder, zwei Prämonstratenser, ein Augustiner, ein Dominikaner und vier Weltpriester, zusammen 19, die für ihren Glauben ihr Leben hingaben.
Die Soldaten schändeten die Leichen der Märtyrer in unsagbarer Weise, bis es einigen Katholiken gelang, sie am Ort des Martyriums zu begraben. Dort blieben die Reliquien bis zum Jahr 1615, wo sie erhoben und nach Brüssel in die Kirche Sankt Gudula übertragen wurden. Drei Jahre später erfolgte ihre feierliche Beisetzung in der dortigen Franziskanerkirche.
(Quelle: marianisches)
Im östlichen Seitenschiff steht zwischen den Pfeilern des zweiten Joches der Reliquienschrein mit den Reliquien der Märtyrer von Gorkum. Während der protestantischen Revolution wurden 19 Katholiken, darunter vor allem Franziskaner, aber auch andere Ordensmitglieder und ein Laie, durch protestantische Söldner ermordet.
Gegenüber der St. Nikolauskirche befand sich bis zum 19. Jh. ein Kloster der Franziskaner. Beim Bau des großen Boulevards und des prächtigen Börsegebäudes (1864-1871) wurde das Kloster abgerissen. Die hier aufbewahrten Reliquien der Märtyrer von Gorkum wurden in die St. Nikolauskirche überführt und in einem Schrein aus vergoldetem Kupfer geborgen. Dieser Reliquienschrein wurde in den Jahren 1868-1870 von dem Silberschmied Franz-Xaver Hellner (1819-1901) aus Kempen in Deutschland gefertigt und war ein Geschenk des Victor-August Dechamps (1819-1883) aus Mechelen.
Dieses Meisterwerk ruht auf gegossenen ziselierten Löwen. An der Vorderseite thront einer der Märtyrer von Gorkum, der hl. Franzikus van Rooy. Er wurde in Brüssel von einer Pflegefamilie erzogen. Das mag auch seine hervorgehobene Platzierung an der Vorderseite des Schreines zwischen dem hl. Michael, dem Patron von Brüssel und dem hl. Nikolaus, Patron dieser Kirche erklären.
in den Nischen der Seitenwände stehen jeweils neun Figuren der Märtyrer in geistlicher Kleidung. Gegenüber an der Vorderseite sehen wir die thronende Jungfrau zusammen mit dem hl. Bonifatius und Franziskus van Outers.
Die sechs Relieftafeln des "Daches" stellen den Verlauf des Martyriums dieser 19 Heiligen dar:
Die Gefangenennahme und die Folter in der Stadt Gorkum;
den Transport mit dem Schiff nach Den Briel;
das letzte Verhör durch Giullaume de la Marck;
die Erhängung der Märtyrer in einer Dorfscheune;
die Überführung der Reliquien nach Brüssel in Anwesenheit der Erzherzöge Albrecht und Isabella;
die Heiligsprechung durch Papst Pius IX. im Jahre 1867.
vlnr: hl. Erzengel Michael, Franziskus van Rooy, hl. Nikolaus |
Die Gefangenennahme und die Folter in der Stadt Gorkum |
den Transport mit dem Schiff nach Den Briel |
das letzte Verhör durch Giullaume de la Marck |
die Erhängung der Märtyrer in einer Dorfscheune |
die Überführung der Reliquien nach Brüssel in Anwesenheit der Erzherzöge Albrecht und Isabella |
die Heiligsprechung durch Papst Pius IX. im Jahre 1867 |
vlnr: Bonifatius, Maria mit Kind, Franziskus van Outers |
Das Gemälde (unten), das gegenüber an der Seitenwand des Schreines aufgehängt wurde, zeigt uns die letzte Kommunion der Märtyrer von Gorkum. Es stammt von dem Maler B. Stallaert aus dem Jahr 1918.
(Kirchenführer St. Nikolauskirche, Brüssel)
die Märtyrer von Gorkum empfangen die hl. Kommunion, St. Nikolauskirche, Brüssel |
Nikolauskirche, Brüssel |
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