Donnerstag, 2. Juli 2015

Marienverehrung ist geistgewirkter Auftrag an die Kirche


Elisabeth grüßt Maria mit den Worten, mit denen die Kirche es noch immer tut (Lk 1,42). Das "Gegrüßt seist du Maria" hat schon im Lukas-Evangelium den Charakter einer Gebetsformel, in der wir nicht mehr bloß die Stimme der Elisabeth hören, sondern mit ihr vereint die Stimme der frühen Kirche, die den Gruß als Gebetswort weiterträgt.
So wird uns in dieser Szene die lebendige Marienverehrung der Kirche des Neuen Testamentes greifbar: Marienverehrung ist so alt wie die Kirche selbst, und Lukas sagt uns, sie sei vom Heiligen Geist inspiriert, denn die Formel, in der sie sich ausdrückt, ist für ihn nicht Erfindung eines Menschen, sondern Eingebung vom Geist Gottes her.
Marienverehrung ist ein in der Schrift enthaltener Auftrag der an die Kirche, denn das Wort aus dem Magnifikat "Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter" richtet sich an die Kirche aller Zeiten.


Maria ist in Person die seliggepriesene, durch alle Prüfungen hindurch endgültig gerettete Tochter Zion. Was damit gesagt ist, wird noch deutlicher, wenn man beobachtet, daß Lukas die Mutter des Herrn mit der Lade des Bundes parallelisiert, sie selbst als die wirkliche Bundeslade darstellt.
Sie trägt das lebendige Wort; ehe sie dem Leib nach Mutter wurde, war sie es dem Geiste nach, sagt Augustinus treffend.
Überall sonst bei den Kindern Adams und Evas ist das Geborenwerden, das Geheimnis des Lebens, zugleich auch ein Todesgeheimnis. Das neue Leben setzt voraus, daß das alte in den Tod zurücktritt. Aber die Geburt dessen, der das Leben ist, ist kein Todesgeschehen. Sie ist nichts als Leben. Die Bundeslade ist unverweslich. Zum Glauben gehört die Freude über das menschgewordene Wort, das "Hüpfen" vor der Lade, das Frohsein:
Du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes.

(J. Ratzinger, Gottes Angesicht suchen, 40, in, J. Ratzinger, Mitarbeiter der Wahrheit, 2.7.)

Heimsuchung, russisch-orthodoxe Kathedrale z. hl. Nikolaus, Wien

Allmächtiger, ewiger Gott,
vom Heiligen Geist geführt, eilte Maria,
die deinen Sohn in ihrem Schoß trug,
zu ihrer Verwandten Elisabeth.
Hilf auch uns, den Eingebungen deines Geistes zu folgen,
damit wir vereint mit Maria deine Größe preisen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
(Tagesgebet zu Mariä Heimsuchung)

1 Kommentar:

  1. "Sie trägt das lebendige Wort; ehe sie dem Leib nach Mutter wurde,
    war sie es dem Geiste nach, sagt Augustinus treffend."

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