Samstag, 27. Dezember 2025

Und ein großes Zeichen ward am Himmel sichtbar

Der Apostel Johannes, nach der Überlieferung Verfasser des vierten Evangeliums und dreier Briefe, war ein Bruder Jakobus’ des Älteren und stammte aus Betsaida, wo sein Vater Zebedäus die Fischerei betrieb. Johannes war kaum jener sanfte Jüngling, den uns die christliche Kunst gemalt hat; er hatte wie sein Bruder ein heftiges Temperament, Jesus nannte die beiden „Donnersöhne“. Johannes war zuerst Jünger des Täufers gewesen, dann folgte er Jesus. Das besondere Vertrauen, das Jesus zu ihm hatte, zeigte sich darin, dass er ihm sterbend seine Mutter anvertraute (Joh 19, 26–27).

Johannes sieht und verfasst die Offenbarung, Kathedrale von Lublin, Hochaltarauszug

Und ein großes Zeichen - eine Erscheinung von sinnbildlicher Bedeutung: (vgl. z. B. Gen 9,12f) - ward am Himmel sichtbar: ein Weib, von der Sonne bekleidet, - eine Frauengestalt, die Himmelsbraut, als Sinnbild für das geistige Israel ist dem Sprachgebrauch des Alten und Neuen Testamentes geläufig; der Sonnenglanz deutet auf die übernatürliche Schönheit; vgl. Ps 103,2: "vom Licht bekleidet" - der Mond zu ihren Füßen, - dem Strahlenden ist das Milde beigegeben; so heißt auch die Braut im Hohenlied (6,10) "schön wie der Mond, auserwählt wie die Sonne" - auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen - zwölf Sterne als Sinnbild für die zwölf Stämme des idealen Israel sah Joseph in seinem Traum (Gen 37,9); sie begegnen auch im spätjüdischen "Testament der zwölf Patriarchen" (Nepht. 5, ist das Testament Naphtali).
(Otto Karrer, die Geheime Offenbarung, 79) 

Kathedrale von Lublin

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen