Sonntag, 3. November 2019

Zachäus

Zachäus bzw. Einzug in Jerusalem, Kathedrale von Canterbury


Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas.
In jener Zeit
1 kam Jesus nach Jéricho und ging durch die Stadt.
2 Und siehe, da war ein Mann namens Zachäus;
er war der oberste Zollpächter und war reich.
3 Er suchte Jesus, um zu sehen, wer er sei,
doch er konnte es nicht wegen der Menschenmenge;
denn er war klein von Gestalt.
4  Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum,
um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste.
5 Als Jesus an die Stelle kam,schaute er hinauf
und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter!
Denn ich muss heute in deinem Haus bleiben.
6 Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf.
7 Und alle, die das sahen, empörten sich
und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt.
8 Zachäus aber wandte sich an den Herrn
und sagte: Siehe, Herr,
die Hälfte meines Vermögens gebe ich den Armen,
und wenn ich von jemandem zu viel gefordert habe,
gebe ich ihm das Vierfache zurück.
9 Da sagte Jesus zu ihm:
Heute ist diesem Haus Heil geschenkt worden,
weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist.
10 Denn der Menschensohn ist gekommen,
um zu suchen und zu retten, was verloren ist.
(Evangelium  vom 31. Sonntag, Lesejahr C)


Canterbury Cathedral


Der Evangelist Lukas schenkt dem Thema der Barmherzigkeit Jesu eine besondere Aufmerksamkeit. In seinem Bericht finden wir tatsächlich einige Episoden, die die barmherzige Liebe Gottes und Christi hervorheben, in denen er versichert, er sei nicht gekommen, um die Gerechten zu berufen, sondern die Sünder (vgl. Lk 5, 32).

Unter denen für Lukas typischen Berichten findet sich im heutigen Sonntagsevangelium derjenige über die Bekehrung des Zachäus. Zachäus ist ein „Zöllner", ja sogar der Oberste der Zöllner von Jericho, einer wichtigen Stadt am Fluss Jordan. Die Zöllner waren die Eintreiber der Abgaben, die die Juden an den römischen Herrscher entrichten mussten und schon aus diesem Grund wurden sie als öffentliche Sünder angesehen. Zusätzlich nutzten sie häufig ihre Position aus, um Geld aus den Menschen zu pressen. Deswegen war dieser Zachäus sehr reich, aber von seinen Mitbürgern verachtet. Als nun Jesus durch Jericho kam, kehrte er gerade im Haus des Zachäus ein, was einen allgemeinen Skandal auslöste. Der Herr aber wusste sehr gut, was er tat. 

Er wollte, um es so auszudrücken, etwas riskieren, und er gewann die Wette: Zachäus, vom Besuch Christi tiefst berührt, beschloss, sein Leben zu ändern und versprach, das Vierfache von dem zurückzugeben, was er gestohlen hatte. 

„Heute ist über dieses Haus das Heil gekommen", sagt Jesus und schließt: „Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren war."

Gott schließt niemanden aus, weder Arme noch Reiche, Gott lässt sich nicht von unseren menschlichen Vorurteilen beeinflussen, sondern sieht in jedem eine zu rettende Seele. Besonders angezogen ist er von jenen, die als Verlorene gelten und sich selbst als solche empfinden. Jesus Christus, der fleischgewordene Gott, hat diese unendliche Barmherzigkeit gezeigt, die nichts von der Schwere der Sünde wegnimmt, aber immer darauf abzielt, den Sünder zu retten und ihm die Möglichkeit zu geben, von vorne anzufangen, sich zu befreien und zu bekehren.
In einem anderen Teil des Evangeliums bestätigt Jesus, dass es für einen Reichen sehr schwer sei, in das Himmelreich einzugehen (vgl. Matt 19,23).

Im Fall des Zachäus sehen wir, wie das scheinbar Unmögliche wahr wird: „Er hat -kommentiert der Heilige Hieronymus-  seinen Reichtum weggegeben und ihn sogleich mit dem Reichtum des Himmelreichs getauscht" (Predigt über Psalmen 83, 3).
Und der hl. Maximus von Turin fügt hinzu: „Der Reichtum, der für die Törichten nur Nahrung ihrer Unehrlichkeit ist, ist für die Weisen dagegen eine Hilfe für die Tugend; diesen bietet er die Möglichkeit für das Heil, für jene erzeugt er ein Hindernis, durch das sie es verlieren" (Predigten, 95).

Liebe Freunde, Zachäus hat Jesus angenommen und ist umgekehrt, weil Jesus ihn zuerst annahm! Er hat ihn nicht verurteilt, sondern er ist ihm bei seinem Wunsch nach dem Heil entgegengegangen.
Bitten wir die Jungfrau Maria, das vollkommene Beispiel der Einheit mit Jesus, dass auch wir die Freude erfahren können, vom Sohn Gottes besucht, in seiner Liebe erneuert zu werden und den anderen seine Barmherzigkeit weiterzugeben.
(Papst Benedikt XVI., Angelus, 31.10.2010, 31. Sonntag, Lesejahr C) 

Heute gedenkt die Kirche der Heiligen Martin von Porres, Hubertus und Pirmin.


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