O mein Jesus, führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene, die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen. |
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus 25
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
31Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt
und alle Engel mit ihm,
dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen.
32Und alle Völker werden vor ihm versammelt werden
und er wird sie voneinander scheiden,
wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet.
33Er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen,
die Böcke aber zur Linken.
34Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen:
Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid,
empfangt das Reich als Erbe,
das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist!
35Denn ich war hungrig
und ihr habt mir zu essen gegeben;
ich war durstig
und ihr habt mir zu trinken gegeben;
ich war fremd
und ihr habt mich aufgenommen;
36ich war nackt
und ihr habt mir Kleidung gegeben;
ich war krank
und ihr habt mich besucht;
ich war im Gefängnis
und ihr seid zu mir gekommen.
37Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen:
Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen
und dir zu essen gegeben
oder durstig
und dir zu trinken gegeben?
38Und wann haben wir dich fremd gesehen
und aufgenommen
oder nackt
und dir Kleidung gegeben?
39Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen
und sind zu dir gekommen?
40Darauf wird der König ihnen antworten:
Amen, ich sage euch:
Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt,
das habt ihr mir getan.
41Dann wird er zu denen auf der Linken sagen:
Geht weg von mir, ihr Verfluchten,
in das ewige Feuer,
das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist!
42Denn ich war hungrig
und ihr habt mir nichts zu essen gegeben;
ich war durstig
und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben;
43ich war fremd
und ihr habt mich nicht aufgenommen;
ich war nackt
und ihr habt mir keine Kleidung gegeben;
ich war krank und im Gefängnis
und ihr habt mich nicht besucht.
44Dann werden auch sie antworten:
Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig
oder fremd oder nackt
oder krank oder im Gefängnis gesehen
und haben dir nicht geholfen?
45Darauf wird er ihnen antworten:
Amen, ich sage euch:
Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt,
das habt ihr auch mir nicht getan.
46Und diese werden weggehen
zur ewigen Strafe,
die Gerechten aber
zum ewigen Leben.
Evangelium des Christkönigsfestes, Lesejahr A
Triptychon (Kopie) v. Hans Memling (bis 1471), Marienkirche, Danzig Auf der Mitteltafel sieht man Jesus als Weltenrichter sitzend auf einem Regenbogen (Offb 4,3 ). Lilie und Schwert befinden sich links und rechts seines Mundes und bezeichnen die Seiten der Erlösten und der Verdammten. An seiner rechten Seite kniet Maria, an seiner linken Seite Johannes der Täufer mit einem rotgefütterten schwarzen Mantel über seinem Fellgewand. Im Halbkreis sind die zwölf Apostel angeordnet. Unter Jesus steht der Erzengel Michael, gewappnet in einen Harnisch, als Seelenwäger. Das Schicksal der Verdammten ist auf der rechten Tafel dargestellt. Von Teufeln ergriffen werden sie in die Hölle gezogen. Auf der linken Seite ist die Aufnahme der Glückseligen ins Paradies (Himmlisches Jerusalem) zu sehen; sie werden von Petrus begrüßt und anschließend neu eingekleidet.(wiki) |
Das Evangelium, das wir soeben gehört haben, sagt uns, daß Jesus, der Menschensohn, der endgültige Richter über unser Leben, die Gestalt derer annehmen wollte, die Hunger und Durst haben, die fremd, nackt, krank, oder gefangen sind, schließlich all der Menschen, die leiden oder beiseitegeschoben werden; unser Verhalten ihnen gegenüber wird also als das Verhalten angesehen werden, das wir Jesus selbst entgegenbringen. Sehen wir darin nicht eine bloße literarische Formel, ein bloßes Bild! Das ganze Leben Jesu veranschaulicht es. Er, der Sohn Gottes, ist Mensch geworden, hat unser Leben bis in die konkretesten Einzelheiten hinein geteilt, indem er sich zum Diener des Geringsten seiner Brüder gemacht hat. Er, der keinen Ort hatte, wo er sein Haupt hinlegen konnte, sollte später dazu verurteilt werden, am Kreuz zu sterben. Das ist der König, den wir feiern!
Zweifellos kann uns das befremdend erscheinen! Noch heute wie vor 2000 Jahren haben wir, die wir gewöhnlich die Zeichen des Königtums in Erfolg, Macht, Geld oder Herrschaft sehen, unsere Schwierigkeiten damit, einen solchen König zu akzeptieren, einen König, der sich zum Diener der Geringsten, der Niedrigsten macht, einen König, dessen Thron das Kreuz ist. Und dennoch, so sagt uns die Schrift, geschieht es in dieser Weise, daß sich die Herrlichkeit Christi offenbart; in der Niedrigkeit seines Erdenlebens findet er seine Macht, die Welt zu richten. Herrschen bedeutet für ihn dienen! Und was er von uns verlangt, ist, ihm auf diesem Weg zu folgen, zu dienen, aufmerksam zu sein für den Schrei des Armen, des Schwachen, des Ausgegrenzten. Der Getaufte weiß, daß die Entscheidung, Christus nachzufolgen, ihm große Opfer abverlangen kann, manchmal sogar das des eigenen Lebens. Aber – wie uns der heilige Paulus in Erinnerung gerufen hat – Christus hat den Tod besiegt, und er zieht uns hinter sich her in seine Auferstehung hinein. Er führt uns in eine neue Welt ein, in eine Welt der Freiheit und des Glücks. Noch heute halten uns so viele Bindungen an die alte Welt, so viele Ängste gefangen und hindern uns daran, frei und glücklich zu leben. Lassen wir uns durch Christus von dieser alten Welt befreien! Unser Glaube an ihn, der Sieger über all unsere Ängste und all unser Elend ist, schenkt uns den Zugang zu einer neuen Welt, zu einer Welt, in der Gerechtigkeit und Wahrheit keine Farce sind, zu einer Welt der inneren Freiheit und des Friedens mit uns selbst, mit den anderen und mit Gott. Das ist das Geschenk, das Gott uns in unserer Taufe gemacht hat!
„Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist“ (Mt 25,34). Nehmen wir dieses Segenswort, das der Menschensohn am Tag des Gerichts an diejenigen richten wird, die seine Gegenwart unter den Niedrigsten seiner Brüder erkannt haben, in ein freies und von Liebe zum Herrn erfülltes Herz auf! Brüder und Schwestern, dieser Abschnitt aus dem Evangelium ist wirklich ein Wort der Hoffnung, denn der König des Universums ist uns ganz nahe gekommen, hat sich zum Diener der Geringsten und der Niedrigsten gemacht. Und ich möchte mich mit großer Zuneigung an alle Leidenden wenden, an die Kranken, an die mit AIDS oder anderen Krankheiten infizierten, an alle, die von der Gesellschaft vergessen werden. Faßt Mut! Der Papst ist euch nahe im Gebet und mit seinen Gedanken. Faßt Mut! Jesus hat sich mit dem Geringen, mit dem Kranken identifizieren wollen; er wollte euer Leiden teilen und hat in euch Brüder und Schwestern gesehen, um euch von allem Übel, von allem Leiden zu befreien! Jeder Kranke, jeder Arme verdient unsere Achtung und unsere Liebe, denn durch ihn zeigt Gott uns den Weg zum Himmel.
(Papst Benedikt XVI, aus einer Predigt am 20.11.2011)
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