Veronikapfeiler im Petersdom |
Lebensgeschichte und Legende: Eine Überlieferung setzt Veronika mit der blutflüssigen Frau gleich, die Jesu Gewand berührte und geheilt wurde (siehe Lk 8,43–48). Sie bewahrte ein Abbild Jesu bei sich auf und heilte damit den römischen Kaiser Tiberius von einem „Wespennest“, das er im Kopf hatte. Diese Überlieferung überschneidet sich mit derjenigen Überlieferung von der Jerusalemer Frau auf dem Kreuzweg, die Jesus ein Schweißtuch reichte, auf dem sich sein Antlitz einprägte (siehe Lk 23,27).
Eine französische Variante dieser Erzählung lässt Veronika nach Soulac in Südwestfrankreich gelangen, wo sie im Jahr 70 stirbt. Ihre Gebeine wurden in der Kirche St. Seurin in Bordeaux bestattet.
Einer ganz anderen Überlieferung nach übersandte Jesus noch vor seinem Tod dem König von Edessa sein Bildnis, das dessen Tochter Berenike aufbewahrte. Von Edessa aus gelangte es nach Konstantinopel, wo es während der Kreuzzüge verschwand.
Verehrung/Brauchtum: Im ostkirchlichen Bereich hat sich die Tradition des nicht menschengemachten Portraits Jesu in der Ikonenmalerei niedergeschlagen. In der Westkirche wurde das Schweißtuch zu einem wichtigen Emblem der Passionsgeschichte und machte die heilige Veronika zu einer der beliebtesten Heiligen mit zahllosen Darstellungen.
Seit dem 12. Jahrhundert wird das Schweißtuch der Veronika in Rom verehrt und in einer der vier Kuppelsäulen des Petersdoms aufbewahrt. Im 17. Jahrhundert soll der „Volto Santo“ (Heiliges Antlitz) verschwunden und von dort nach Manoppello in den Abruzzen gelangt sein. Auch im spanischen Oviedo verehrt man ein Schweißtuch mit dem Antlitz Jesu, allerdings dasjenige aus der Grablege (Joh 20,7).
Darstellung: als Matrone mit Schleier oder Haube, das Schweißtuch mit dem Antlitz Jesu in der Hand
Patronin:
der Fotografen, Pfarrhaushälterinnen, Wäscherinnen, Leinenweber,
Leinenhändler, Weißnäherinnen; Helferin bei schweren Verletzungen und
Blutungen, Fürsprecherin für einen guten Tod
(bistumaugsburg)
Heute gedenkt die Kirche des Bischofs Rabanus Maurus.
Heilige Veronika, bitte für uns! |
Nur nach außerbiblischer Überlieferung brach Jesus am Weg nach Golgatha dreimal unter der schweren Last des Kreuzes zusammen.
Das so genannte "Schweißtuch" (nicht zu verwechseln mit dem Schweißtuch von Oviedo) wird in der Kunst als Gemälde sowie in graphischer Form dargestellt und ist gelegentlich auch als silhouettiertes Reliefbild zu finden, z.B. in Verbindung mit plastischen Kalvarienberg-Szenen aus Elfenbein. Das Schweißtuch-Motiv stellt das Antlitz Christi immer streng symmetrisch dar, mit bis auf die Schultern fallendem Haupthaar und geteiltem Kinnbart, woran diejenigen Ansichten anknüpfen, die eine Identität der ursprünglichen Veronika aus dem Petersdom mit dem Tuch von Manoppello darstellen (s.u.).
Diese ehemals in Rom befindliche Tuchreliquie gilt als Prototyp der in der christlichen Kunst existenten Darstellungen des Schweißtuches der Veronika. Mit dem Weg nach Golgatha, d.h. mit der Kreuztragung, wird das Tuch erst im 15. Jh. in Zusammenhang gebracht. Bemerkenswert ist auch, dass bei früheren Gestaltungen Jesus auf dem Tuch ohne Dornenkrone zu sehen ist. Auch der Gesichtsausdruck Christi spiegelt dort noch nicht das Leiden wider. Seit dem 3. Jh. fand ein in Edessa verehrtes Antlitz Christi mehrmals Erwähnung. Es wird Mandylion genannt und mit der Abgar-Legende in Zusammenhang gebracht ("Abgar-Bild"). Im Jahr 944 oder 968 gelangte dieses "nicht von Menschenhand gemachte" Bild (Acheiropoieta) zusammen mit anderen Heiligtümern (wahrscheinlich auch das Grabtuch von Turin) nach Konstantinopel in die Palastkapelle.
Schon 1204 sollen bei der Eroberung Konstantinopels die Kreuzfahrer dieses oder das Sindone (oder beide) erbeutet und in den Westen gebracht haben. In der Kunstliteratur sind für das Schweißtuch der Veronika auch die lateinischen Termini Sudarium und, wegen der uneinheitlichen Überlieferung, auch Sacra sindone gebräuchlich.
Der Kunsthistoriker Heinrich Pfeiffer SJ ist nach über zwanzigjähriger Forschung zum Schleier von Manoppello allerdings überzeugt, dass es sich bei genau diesem Tuch um das eigentliche Sudarium bzw. das Schweißtuch der Veronika (von lat./griech.: vera eicon = wahres Bild, s.o.) handelt, der einst wichtigsten und meistverehrten Reliquie der Christenheit. Nach (noch) offiziellem Brauchtum befindet sich das, seit dem Jahr 708 in Rom (vielleicht in der päpstlichen Kapelle des Lateran?) sicher bezeugte, keinesfalls legendäre Tuch in der als mächtiger Tresor zu diesem Zweck angelegten Kapelle innerhalb des Veronikapfeilers im "neuen" Petersdom, der über dem Grundstein der konstantinischen Kirche errichtet wurde. Auf diesem fast schwarz gewordenen Tuch ist allerdings nichts mehr zu erkennen. P. Pfeiffer kommt aufgrund ikonographischer Untersuchungen zu dem Schluss, dass das Schweißtuch der Veronika schon seit dem Sacco di Roma 1527, oder spätestens seit dem Abriss der alten Petersbasilika (in dem es bereits eine Veronika-Kapelle gab) 1608, verschwunden und durch ein anderes Tuch ersetzt worden sei. Vom Vatikan wurde diese bereits früher laut gewordene Vermutung allerdings nie bestätigt.
Nach der örtlichen Überlieferung wurde das Volto Santo bereits 1506 von einem Unbekannten nach Manoppello gebracht. Wirklich bezeugt ist es dort jedoch erst seit dem Jahr 1638, als es den Kapuzinern übergeben wurde.
Gesicht mit geschlossenen Augen bei der Veronikafigur |
Engel über dem Balkon |
Ein in Stein gemeißelter Widerspruch offenbart sich am Veronika-Pfeiler im Petersdom. Im unteren Bereich schwingt die 1646 von Francesco Mochi geschaffene Skulptur der Veronika ein Schweißtuch, auf dem ein Gesicht mit geschlossenen Augen zu erkennen ist. Der Engel über dem Balkon hingegen, der wahrscheinlich aus der Schule von Gianlorenzo Bernini stammt, trägt ein Tuch, von dem sich ein Gesicht mit offenen Augen abhebt. Es gleicht dem Sudarium von Manoppello, es ist das Antlitz des Herrn.
(sudariumchristi)Veronika
Kreuzwegstation in Lourdes (Johannes Paul II., 21.4.2000; Gebet zum hl. Antlitz von Therese von Liseux)
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