Donnerstag, 11. Februar 2021

Bernadette im Verhör - die Untersuchungskommission vom 7.12.1860

Bernadette macht ihre Aussage vor der Untersuchungskommission unter dem Vorsitz von
Mons. Laurence, Bischof von Tarbes und Lourdes, im Vordergrund der Pfarrer (7.12.1860)
Basilika der Unbefleckten Empfängnis, Lourdes

Die 18 Marienerscheinungen von Lourdes

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ln dieser Zeit also, 1858, kam es zu den Erscheinungen. Beschäftigt mit Alltagsdingen, auf dem Weg, um Brennholz zu sammeln, begegnet Bernadette dem Mysterium. Ein Säuseln, das dem Wehen des Windes gleicht, ein Licht, eine Präsenz. Wie reagiert sie? Bernadette zeigt gesunden Menschenverstand. In der Meinung, sich zu täuschen, mobilisiert sie alle Kräfte: Sie schaut genau hin, sie reibt sich die Augen, sie versucht zu begreifen. Dann wendet sie sich ihren Gefährtinnen zu: „Habt ihr nichts gesehen?“ Sie wendet sich an Gott, sie betet den Rosenkranz. Sie wendet sich an die Kirche und holt sich Rat bei Abbé Pomian: ,,Ich habe etwas Weißes gesehen, das aussah wie eine Dame.“ lm Verhör durch Kommissar Jacomet antwortet sie, ähnlich wie die Apostel vor dem Hohen Rat (Apostelgeschichte 4,13) mit einer Sicherheit, Klugheit und Standfestigkeit, die bei einem Mädchen, das keine Schule besucht hat, überraschen: „Aquero [diese da; jene]: Ich habe nicht von der Jungfrau Maria gesprochen …. Monsieur. Sie haben mir jedes Wort verdreht.“ Überraschend gleichmütig und freimütig sagt sie, was sie gesehen hat: „Ich habe den Auftrag, es Ihnen zu sagen, nicht, Sie zum Glauben daran zu bringen.“

Präzise berichtet sie von den Erscheinungen, ohne etwas hinzuzufügen oder auszulassen. Ein einziges Mal, verängstigt durch die Schroffheit von Abbé Peyramale, fügt sie ein Wort hinzu: Herr Pfarrer, die Dame bittet immer noch um eine Kapelle… – und sei sie „ganz klein“! ln seiner schriftlichen Erklärung zu den Erscheinungen unterstreicht Bischof Laurence „die Einfachheit, die Offenheit und Bescheidenheit dieses Kindes …; sie erzählt alles ohne Affektiertheit, mit einer bewegenden Unbefangenheit… und auf die vielen Fragen, die man ihr stellt, gibt sie ohne zu zögern klare, präzise Antworten mit großer Überzeugungskraft“. Von Drohungen oder angebotenen Geschenken ließ sie sich nicht beeinflussen. „Die Aufrichtigkeit Bernadettes ist unzweifelhaft: Sie wollte nicht täuschen“. Aber hat sie sich vielleicht selbst getäuscht, hatte sie Halluzinationen, fragt sich der Bischof.

Er erinnert an ihre Ruhe, ihren gesunden Menschenverstand, das Fehlen jedes Zeichens einer Überspanntheit und an die Tatsache, dass die Erscheinungen nicht von Bernadette abhingen: Sie ereigneten sich, ais Bernadette nicht damit rechnete, und während der zwei Wochen der Erscheinungen passierte es zwei Mal, dass Bernadette zur Grotte ging und die Dame nicht erschien.

Bevor der Bischof urteilte, hatte Bernadette Fragen über Fragen beantworten müssen: von Neugierigen und Bewunderern, von Journalisten und anderen. Sie musste vor zivilen und kirchlichen Untersuchungsausschüssen erscheinen. Aus einem Schattendasein wurde sie ins grelle Licht der Öffentlichkeit gezerrt und sah sich einem regelrechten Ansturm der Medien ausgesetzt.

Es brauchte viel Geduld, Ausgeglichenheit und auch Humor, um das eigene Zeugnis rein und unverfälscht zu bewahren. Bernadette nahm nichts an: „Ich will arm bleiben.“ Sie segnete nicht die Rosenkränze, die man ihr reichte: ,,Ich trage keine Stola.“ Sie verkaufte keine Medaillons: „Ich bin keine Händlerin.“ Und vor den Bildern von ihr, die man für zehn Sous verkaufte, sagte sie: „Zehn Sous, mehr bin ich nicht
wert!“

Unter diesen Gegebenheiten konnte sie nicht länger im Cachot bleiben. Um sie vor dem Andrang zu schützen, setzten sich Abbé Peyramale und Bürgermeister Lacadé dafür ein, Bernadette einen Platz im Hospizinternat der Schwestern von Nevers zu verschaffen. Am 15. Juli 1860 verließ sie ihr Cachot und traf dort ein. Nun, im Alter von 16 Jahren, lernte sie lesen und schreiben. Noch heute kann man in der Kirche von Bartrès Kostproben ihrer Schreibübungen sehen. Später hat sie oft an ihre Familie geschrieben, anlässlich einer Taufe, einer Erstkommunion oder eines Trauerfalls. Sogar an den Papst schrieb sie. Sie hielt den Kontakt zu ihren Eltern. Sie half bei der Krankenpflege, vor allem aber war sie auf der Suche nach ihrem Weg: Ohne besondere Fähigkeiten und ohne Mitgift – wie sollte sie da Ordensfrau werden? Schließlich trat sie bei den Schwestern von Nevers ein, „weil man mich dort nicht angeworben hat“. Schon damals begriff sie: „In Lourdes ist meine Mission beendet.“ Bernadette trat in den Hintergrund, um Maria Platz zu machen.

(lourdesfrance

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