Dienstag, 17. Mai 2016

Maria und die Kirche (Enzyklika Redemptoris Mater) 1/3


25. (…) Auf diesem kirchlichen Pilgerweg durch Raum und Zeit und noch mehr in der Geschichte der Seelen ist Maria zugegen als diejenige, die »selig ist, weil sie geglaubt hat«, als diejenige, die »den Pilgerweg des Glaubens« geht, indem sie wie kein anderer Mensch am Geheimnis Christi teilnimmt. Weiter sagt das Konzil, daß »Maria ..., da sie zuinnerst in die Heilsgeschichte eingegangen ist, gewissermaßen die größten Glaubensgeheimnisse in sich vereinigt und widerstrahlt«. Vor allen Gläubigen ist sie wie ein »Spiegel«, in dem sich »die Großtaten Gottes« (Apg 2, 11) in tiefster und reinster Weise widerspiegeln.

26. Die Kirche, von Christus auf den Aposteln erbaut, ist sich dieser Großtaten Gottes am Pfingsttag voll bewußt geworden, als die im Abendmahlssaal Versammelten »mit dem Heiligen Geist erfüllt wurden und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab« (Apg 2, 4). In diesem Augenblick beginnt auch jener Weg des Glaubens, die Pilgerschaft der Kirche durch die Geschichte der Menschen und der Völker. Man weiß, daß am Beginn dieses Weges Maria gegenwärtig ist, die wir mitten unter den Aposteln im Abendmahlssaal »mit ihren Gebeten die Gabe des Geistes erflehen« sehen.


Ihr Glaubensweg ist in einem gewissen Sinne länger. Der Heilige Geist ist bereits auf sie herab-gekommen, die bei der Verkündigung seine treue Braut geworden ist, indem sie das ewige Wort des wahren Gottes aufnahm und sich dem offenbarenden Gott mit Verstand und Willen voll unterwarf und seiner Offenbarung willig zustimmte, ja, sich im »Gehorsam des Glaubens« ganz und gar Gott überließ und darum dem Engel antwortete: »Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast«.

Der Glaubensweg Marias, die wir betend im Abendmahlssaal sehen, ist also länger als der Weg der dort Versammelten: Maria geht ihnen »voraus« und auch »voran«. Der Pfingsttag in Jerusalem ist, außer durch das Kreuz, auch durch den Augenblick der Verkündigung in Nazaret vorbereitet worden. Im Abendmahlssaal trifft sich der Weg Marias mit dem Glaubensweg der Kirche.

In welcher Weise?

(Johannes Paul II, Die Mutter des Erlösers, 25 und 26)


Pfingsten, die Festtagsseite des Krakauer Hochaltars in der Marienkirche, Veith Stoß, Krakau

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