Mittwoch, 9. November 2011

Priester im Lateran

1. Treffen in der Lateranbasilika zum Abschluss des Priesterjahres im Juni 2010 (hier gibts nur ein Bild):


2. Homilie von Kardinal Angelo Sodano in der Lateranbasilika  am 15. Mai 2000 beim Priestertreffen anlässlich des Jubiläumsjahres 2000.
 
Eine Botschaft der Hoffnung für die Priester des Dritten Jahrtausends

Verehrte Mitbrüder, die Basilika Sankt Johannes im Lateran hat ihre Türen und Tore geöffnet, um Euch willkommen zu heißen, ganz so wie eine Mutter ihre Arme ausbreitet, um all ihre Kinder an sich zu drücken. Hier hat der Oberste Bischof von Rom am Ende einer langen Reihe an Verfolgungen seine Kathedrale gewollt und das ist auch der Grund, weshalb sie später «mater et caput omnium Ecclesiarum» (die Mutter und das Haupt aller Messfeiern) genannt wurde. Im Angesichte dieser Basilika lebten die Päpste fast ein Jahrtausend lang: wir befinden uns daher an einer heiligen Stätte, die eng mit dem Priesteramte des Nachfolgers des Heiligen Petrus verbunden ist.

1. Die Bedeutung einer Begegnung
Liebe Priester, Ihr seid heute aus allen Erdteilen hier zusammengekommen, um anlässlich des Großen Jubiläums des Jahres 2000 Euer Priesteramt zu erneuern, wo immer Euch die Göttliche Vorsehung auch dazu berufen hat, im Weinberge des Herrn zu arbeiten.
Am kommenden Donnerstag, dem 18. Mai, werdet Ihr dann gemeinsam mit dem Heiligen Vater die Heilige Messe feiern, und ihm dabei anlässlich seines 80. Geburtstages all Eure Sohnesliebe entgegen bringen. Es erwarten Euch also Tage einer intensiven geistigen Erneuerung, damit Ihr immer eingehender die Größe und die Schönheit des Geschenkes entdecken könnt, das uns Christus gemacht hat, als Er uns dazu berufen hat, Ihm zu folgen und uns Ihm anzuschließen, um gemeinsam das Werk der Bekehrung zu vollenden.
Ich möchte Euch meinerseits an diesem ersten Tag Eures Jubiläumsweges ein paar ganz einfache Worte sagen, die einem Mann aus dem Herzen hervorbrechen, der ebenso wie Ihr an einem fernen Tag jene geheimnisvolle, doch verführerische Stimme des Herrn vernommen hat, der uns einlud, den Pflug in die Hand zu nehmen und zu arbeiten, um sein Reich zu erweitern. 

2. In Christus vereint
Ihr seid nach Rom gekommen, um die zweitausend Jahre der Fleischwerdung des Sohnes Gottes zu feiern, und da geht der erste Gedanke zu Ihm hin, der das Wesen und Sein unseres christlichen Lebens und mehr noch unseres Priestertums ist. «Manete in dilectione mea» (Jh 15, 9), seid eins in meiner Liebe: dies ist die eindringliche Aufforderung, mit der sich Jesus täglich an uns wendet, so wie er sich einst an die Apostel gewandt hat, die mit ihm beim Abendmahl saßen.
Die vitale Vereinigung mit Christus ist bestimmt das Lebensideal eines jeden Gläubigen, doch für uns Priester muss es sich hierbei ganz besonders um eine gelebte Wirklichkeit handeln. Und diese innige Vereinigung mit dem Herrn ist es, die das Leben vieler heiliger Priester auf der ganzen Welt geprägt hat.
Diese innere Kraft, die von der Berührung mit Jesus herrührte, war das Geheimnis, das vielen Märtyrern in ihrer Qual geholfen hat und vielen Dienern des Herrn Trost gespendet hat, die manchmal durch Einsamkeit, Krankheit oder Unverständnis jeder Art gepeinigt waren.
«Omnia possum in Eo qui me conforta» (Phil 4, 13): alles vermag ich, wenn Er mir die Kraft schenkt, so kann ein jeder von uns die Worte des Heiligen Paulus wiederholen, wenn er in einer engen Einigkeit mit Christus lebt, wie der Trieb, der am Rebstock sitzt.

3. Die Liebe zur Kirche
Die Einigkeit mit Christus wird Euch, liebe Mitbrüder, dazu führen, auch die Kirche zu lieben, die Sein Erlöserwerk auf Erden fortführt. Die Kirche hat jeden von uns zum Leben in der Gnade beschaffen. Sie ist daher unsere Mutter, eine Mutter, die wir verehren, lieben und der wir mit der Hingabe eines Sohnes dienen müssen. Die Kirche zu lieben, heißt, auch ihre Hirten zu lieben und in erster Linie ihren Papst, den Oberhirten der Kirchengemeinschaft.
Auch Eure Wallfahrt nach Rom anlässlich des Großen Jubiläums trägt dazu bei, dieses Feuer der Liebe zu nähren. Ihr werdet Euch so von Tag zu Tag immer mehr als ein lebendiger Teil der großen katholischen Familie fühlen, die im Nachfolger des Heiligen Petrus das sichtbare Zentrum dieser Einigkeit hat. In diesem Heiligen Jahr entdecken viele Gläubige zunehmend das mütterliche Antlitz der Kirche und wollen in Einklang mit ihr leben.
«Sentire cum Ecclesia» (mit der Kirche fühlen) war die Botschaft, die der Heiligen Ignatius von Loyola den Mitgliedern der Gemeinschaft Jesu in seinen Exerzitien mitgab.
«Den Sinn für die Kirche haben», das ist die Botschaft, die dieses Jubiläum jedem Christen geben will und insbesondere uns, den Dienern Christi und seiner Heiligen Kirche.
Wenn die Kirche eine Mutter ist, so müssen wir sie lieben, unterstützen und verteidigen. Wie oft haben wir unseren Gläubigen den berühmten Satz des Heiligen Märtyrers Zyprian ins Gedächtnis gerufen: «Wer die Kirche nicht zur Mutter haben will, der kann Gott nicht zum Vater haben». Und dies gilt umso mehr für uns, die wir alles von dieser Mutter erhalten haben.

4. Ein Blick auf die Geschichte
Liebe Freunde, nachdem ich Euch nun dazu eingeladen habe, Euren Blick auf Christus und Seine Heilige Kirche zu werfen, möchte ich Euch nun zum Abschluss vorschlagen, ihn in eine andere Richtung zu wenden, zum geschichtlichen Horizont.
Vor uns haben im Laufe der zwanzig Jahrhunderte des Kirchenbestehens viele Menschen im Weinberg des Herrn gearbeitet. Wir sind nicht die Ersten. Aus diesem Grund müssen wir auch demütig sein und all das kostbare Erbe schätzen, das uns unsere Vorgänger hinterlassen haben. Ihre Erfahrungen können uns nützlich sein. Ihre Schriften können uns eine Quelle des Lichtes auf unserem Wege sein und uns helfen, das Alte und das Neue zu schätzen: «nova et vetera» (vgl. Mt 13, 52). Die Kirchengeschichte wird daher auch uns «magistra vitae» sein, eine Lehrerin auch für unseren apostolischen Dienst.
Wir sind nicht die Ersten, die den Pflug in die Hand genommen haben, sagten wir. Doch wir werden auch nicht die Letzten sein. Andere werden nach uns kommen und unser Werk fortsetzen, auch weil das Feld, das sich täglich der Missionstätigkeit der Kirche öffnet, immer weiter wird. Unsere Aufgabe ist es, denjenigen, die nach uns kommen, das lebendige Feuer des Evangeliums Christi weiter zu reichen, heller als je zuvor.
Wie bei den Olympischen Spielen werden wir so jenen, die nach uns kommen, jenes Licht des Glaubens übergeben, das dazu bestimmt ist, jeden Menschen dieser Erde zu erleuchten (vgl. Jh 1,9).

5. Die Überraschung des Sämannes
Diese Anschauung der Geschichte hilft uns, auch dann nicht den Mut zu verlieren, wenn es Schwierigkeiten gibt, denn wir wissen, dass der Samen des Wortes Gottes im Herzen der Menschen keimt, auch wenn er nur langsam aufgeht. Es stimmt, dass auch heute, wie im evangelischen Gleichnis, die Saat manchmal auf unfruchtbaren Boden fällt oder von Dornen erstickt wird, doch stimmt es auch, dass immer ein Teil da ist, der auf guten und fruchtbaren Boden fällt, und der kann auch hundertfache Ernte bringen (vgl. Mt. 13,23).
Wenn wir mit freiem Sinne auf die zweitausend Jahre Christentum zurückblicken, so gestattet uns das, uns nicht über die Schwierigkeiten zu wundern und uns stets daran zu erinnern, dass das Gottesreich nur graduell wächst, nach dem geheimnisvollen Plan der Vorsehung.
Wenn wir eingehend über die Kirchengeschichte nachdenken, so wird uns klar werden, dass sie ein Zusammenwirken der Gnade Gottes und der Freiheit des Menschen ist und dass dieser mit seinem Werke die Ankunft des Reiches Gottes beschleunigen oder verzögern kann. Diese Ansicht mahnt uns an unsere Verantwortung, wenn wir ausgiebig am Aufbau des Reiches Gottes teilnehmen wollen. Diese Ansicht wird uns die Überraschung des Sämannes aus dem Evangelium ersparen: er hatte doch gutes Saatgut auf seinem Acker ausgesät und fragte sich dann erstaunt, wieso auch Unkraut gewachsen sei. Er hatte nicht mit jenem «inimicus homo» (vgl. Mt. 13,25), dem Feind, gerechnet, der nachts auf sein Feld geschlichen war. Er hatte nicht mit der menschlichen Realität gerechnet, mit dem mysteriösen Drama seiner Freiheit, mit dem Werk des Bösen auf dieser Welt. 

6. Das Schiff treibt voran
Mit meinen einfachen Worten wollte ich Euch bitten, Euren Blick in vier verschiedene Richtungen zu werfen: auf Christus, auf Seine Heilige Kirche, auf die Vergangenheit und auf die Zukunft der Menschheitsgeschichte. Wenn Ihr Rom wieder verlasst, so sollt Ihr vom heiligen Vorsatz bewegt sein, weiterhin würdige Diener Christi und großzügige Verkünder Seines Reiches zu sein. Wie zu Pfingsten möge Euch auch jetzt die Heilige Muttergottes beistehen und den Gnadenreichtum des Heiligen Geistes für Euch erbitten. Das Schiff bewegt sich bereits jetzt dank der Anstrengungen Eurer Ruder, doch wenn von oben der Wind des Heiligen Geistes kraftvoll Eure Segel bläht, dann wird Euer Schiff noch schneller und sicherer vorantreiben.
Amen!
(Quelle: Kleruskonkregation)

LASST UNS WIE MARIA UND DIE APOSTEL AUF CHRISTUS SCHAUEN,
DER UNS GERUFEN HAT,
UND LASST UNS IHN LOBEN IN ALLE EWIGKEIT
Apsismosaik, Lateranbasilika

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