Freitag, 2. Mai 2025

Er hat den Leib für alle dem Tod ausgeliefert

 

Athanasius der Große, New College, Oxford

Die Menschwerdung
 
Das körperlose, unvergängliche, unstoffliche Wort Gottes kam in unseren Bereich, obwohl es vorher nicht fern von uns war. Denn es fehlte in keinem Teil der Schöpfung, sondern erfüllte überall alles in Einheit mit dem Vater. Aber aus Güte zu uns ist es gekommen, stieg herab und zeigte sich uns offen.
Das Wort erbarmte sich unseres Geschlechtes, hatte Mitleid mit unserer Schwäche, nahm Anteil an unserer Verderbnis. Es konnte nicht ertragen, dass der Tod über uns herrschte. Es wollte nicht, dass das Gewordene unterginge und das Werk seines Vaters, die Erschaffung des Menschen, zunichte würde. Darum nahm es einen Leib an, und zwar einen Leib, der sich von dem unsrigen nicht unterscheidet. Es wollte nämlich nicht nur in einem Leib oder lediglich unter uns erscheinen. Denn, wenn es lediglich hätte unter uns erscheinen wollen, dann hätte es einen anderen, vollkommeneren Leib annehmen können. Doch das Wort hat unseren Leib angenommen.
Im Schoß der Jungfrau erbaute sich das Wort einen Tempel, nämlich den Leib, den es zu seinem Werkzeug machte. In diesem Leib wurde es sichtbar und nahm darin Wohnung. So nahm es einen Leib an von der gleichen Art wie unser Leib. Und weil alle der Verderbnis des Todes unterworfen waren, hat es diesen Leib für alle dem Tod ausgeliefert und ihn dem Vater aus Liebe zu den Menschen dargebracht. In ihm sollten alle sterben, und so sollte das Gesetz des Verderbens, dem alle Menschen verfallen waren, aufgehoben werden. Wenn der Tod am Leib des Herrn seine Macht erschöpft hätte, sollte er keine Macht mehr haben über die Menschen, die ja von gleicher Art sind wie der Herr. Die Menschen, die der Verderbnis verfallen waren, sollten wieder zur Unvergänglichkeit zurückgeholt und vom Tod zum Leben geführt werden. Durch die Annahme eines Leibes und die Gnade der Auferstehung entrückte es die Menschen dem Tod. Es vernichtete ihn wie das Feuer ein Schilfrohr.
Deshalb nahm das ewige Wort einen sterbensfähigen Leib an, damit dieser Leib durch die Teilhabe an dem Wort, das über allem ist, einerseits sterben konnte für alle, andererseits durch das in ihm wohnende Wort unvergänglich blieb. Schließlich sollten alle Menschen durch die Gnade der Auferstehung von der Verderbnis befreit werden.
Nun hat die Verderbnis des Todes keine Macht mehr über die Menschen, dank dem Wort, das durch einen Menschenleib unter uns Wohnung genommen hat.

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