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Athanasius der Große, New College, Oxford |
Die Menschwerdung
Das
körperlose, unvergängliche, unstoffliche Wort Gottes kam in unseren
Bereich, obwohl es vorher nicht fern von uns war. Denn es fehlte in
keinem Teil der Schöpfung, sondern erfüllte überall alles in Einheit mit
dem Vater. Aber aus Güte zu uns ist es gekommen, stieg herab und zeigte
sich uns offen.
Das Wort erbarmte sich
unseres Geschlechtes, hatte Mitleid mit unserer Schwäche, nahm Anteil an
unserer Verderbnis. Es konnte nicht ertragen, dass der Tod über uns
herrschte. Es wollte nicht, dass das Gewordene unterginge und das Werk
seines Vaters, die Erschaffung des Menschen, zunichte würde. Darum nahm
es einen Leib an, und zwar einen Leib, der sich von dem unsrigen nicht
unterscheidet. Es wollte nämlich nicht nur in einem Leib oder lediglich
unter uns erscheinen. Denn, wenn es lediglich hätte unter uns erscheinen
wollen, dann hätte es einen anderen, vollkommeneren Leib annehmen
können. Doch das Wort hat unseren Leib angenommen.
Im
Schoß der Jungfrau erbaute sich das Wort einen Tempel, nämlich den
Leib, den es zu seinem Werkzeug machte. In diesem Leib wurde es sichtbar
und nahm darin Wohnung. So nahm es einen Leib an von der gleichen Art
wie unser Leib. Und weil alle der Verderbnis des Todes unterworfen
waren, hat es diesen Leib für alle dem Tod ausgeliefert und ihn dem
Vater aus Liebe zu den Menschen dargebracht. In ihm sollten alle
sterben, und so sollte das Gesetz des Verderbens, dem alle Menschen
verfallen waren, aufgehoben werden. Wenn der Tod am Leib des Herrn seine
Macht erschöpft hätte, sollte er keine Macht mehr haben über die
Menschen, die ja von gleicher Art sind wie der Herr. Die Menschen, die
der Verderbnis verfallen waren, sollten wieder zur Unvergänglichkeit
zurückgeholt und vom Tod zum Leben geführt werden. Durch die Annahme
eines Leibes und die Gnade der Auferstehung entrückte es die Menschen
dem Tod. Es vernichtete ihn wie das Feuer ein Schilfrohr.
Deshalb
nahm das ewige Wort einen sterbensfähigen Leib an, damit dieser Leib
durch die Teilhabe an dem Wort, das über allem ist, einerseits sterben
konnte für alle, andererseits durch das in ihm wohnende Wort
unvergänglich blieb. Schließlich sollten alle Menschen durch die Gnade
der Auferstehung von der Verderbnis befreit werden.
Nun
hat die Verderbnis des Todes keine Macht mehr über die Menschen, dank
dem Wort, das durch einen Menschenleib unter uns Wohnung genommen hat.
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