17. Erscheinung, das Kerzenwunder, Basilika der Unbefleckten Empfängnis, Lourdes |
oder: wenn das Übernatürliche die Natur außer Kraft setzt
Am Osterdienstag, dem 6. April, fühlt sich Bernadette wieder zur Grotte hingezogen. Nach der Vesper geht sie zum Beichtstuhl hinüber. Antoinette Tardhivail, die Hilfssakristanin, hat sie gesehen. Sie ahnt etwas und vertraut es einigen Freundinnen unter dem Siegel der Verschwiegenheit an. Die Neuigkeit verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Die Freunde Bernadettes sind beunruhigt. In der vorigen Woche hat sie der Staatsanwalt vier Stunden lang verhört und ihr untersagt, noch einmal zu Grotte zu gehen. Vor der Vesper ist Bernadette zu Blazy gegangen, dem ehemaligen Bürgermeister von Ade, der in der Grotte geheilt worden ist und sie nun zu sehen wünscht. Der Sohn Blazy schlägt vor, sie in seinem Wagen mitzunehmen. Dies ist ein Alibi, wie von der Vorsehung geschickt. Am nächsten Morgen, dem Ostermittwoch, ist sie vor Sonnenaufgang in der Grotte. Hunderte von Menschen sind bereits da. (....)
Doktor Dozour, der Arzt, beschreibt das außerordentliche Ereignis so: "Als Bernadette mehr als gewöhnlich der Anschauung ihrer Erscheinung versunken schien, wurde ich mitsamt den Umstehenden Zeuge folgenden Vorfalls: Sie war auf den Knien und betete ... ihren Rosenkranz, den sie an der linken Hand trug, während sie in der rechten eine dicke, brennende Kerze hielt.
Als sie wie gewöhnlich auf den Knien vorwärtsrutschte, verblieb sie auf dem halben Wege einige Zeit an derselben Stelle. Währenddessen geriet ihre rechte Hand unter die linke, so dass die Flamme letzterer so nahe kam, dass sie durch die starke Zugluft angefacht, zwischen den etwas gespreizten Fingern hindurchdrang. Trotzdem schien die Haut unversehrt zu bleiben. Durch dieses sonderbare Ereignis in Staunen versetzt, .. konnte ich es ... während einer Viertelstunde genau beobachten."
"Aber sie verbrennt sich ja!" schreit man in der Menge. "Lasst sie nur", ruft Dozous. Er traut seinen Augen nicht. Nach der Ekstase untersucht er beide Hände der Seherin, die nichts von seinen Schlichen versteht. "Nou y pas arre - es ist nichts zu sehen!" verkündet er.
Auf einmal hat der Glaube gesiegt. In der für ihn typischen Überschwenglichkeit gibt er das Wunder (..) in der ganzen Stadt und vor dem Kommissar selbst bekannt, der die hitzigen Äußerungen verstohlen in seinem Notizbuch mitschreibt:
"Für mich ist es etwas Übernatürliches. Bernadette vor der Grotte in Verzückung knien zu sehen, wobei sie eine angezündete Kerze hält und deren Flamme mit beiden Händen bedeckt, ohne dass sie auch nur die geringste Berührung mit dem Feuer spürt. Ich habe sie untersucht und nicht die leiseste Spur einer Verbrennung feststellen könnnen."
(in: Franz-Toni Schallberger, Die 18 Erscheinungen von Lourdes und ihre Bedeutung für den inneren Weg, 173ff, zitiert Laurentin und Estrade)
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