Um für das
betrachtende Gebet Inhalt und Methode anzubieten, ermutigen wir jede einzelne, den
Geist zu Gott zu erheben und so täglich auf die folgende, eine ähnliche oder auf
eine andere Weise im Innern ihres Herzens zu beten:
Mein Herr, erleuchte die Dunkelheit
meines Herzens, und gib mir die Gnade, eher zu sterben als heute deine göttliche
Majestät zu beleidigen. Und festige meine Gefühle und Sinne, damit sie weder nach
rechts noch nach links abweichen noch mich von deinem hellstrahlenden Gesicht ablenken,
das jedem bedrängten Herzen Frieden schenkt.
Wenn ich Arme in das Innere meines
Herzens blicke, wage ich aus Scham nicht, die Augen zum Himmel zu erheben, denn
ich verdiene es, lebendig von der Hölle verschlungen zu werden, weil ich in mir
so große Irrtümer, so viel Häßliches und Böses, so große und erschreckende Verunstaltungen
erkenne. Deshalb muß ich bei Tag und Nacht, im Gehen und Stehen, beim Tun und Denken
eindringlich zum Himmel schreien und um Erbarmen und um Zeit zur Umkehr bitten.
Vergib mir gnädig, gütigster Herr, diese großen Beleidigungen und alle meine Verfehlungen,
die ich vom Tag meiner Taufe bis jetzt begangen habe. Verzeih auch gnädig die Sünden
meines Vaters und meiner Mutter, meiner Verwandten und Freunde und der ganzen Welt.
Ich bitte dich, meine Entscheidungsfreiheit und meinen eigenen Willen anzunehmen, der von sich aus das Gute nicht vom Bösen unterscheiden kann, weil er von der Sünde geschwächt ist. Nimm an mein Denken, Sprechen und Tun und überhaupt alles, meinen inneren und äußeren Besitz: Alles lege ich deiner göttlichen Majestät zu Füßen. Und ich bitte dich, daß du es gnädig annimmst, obwohl es [deiner] nicht würdig ist. Amen.
(Angela Merici, aus der Regel der Compagnia di Sant´Orsola)
Angela Merici, Petersdom, S. Pietro in Vaticano, Rom |
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