Wir haben soeben den Bericht von der Taufe Jesu am Jordan gehört. Es war eine andere Taufe als jene, die diese Kinder empfangen werden, nicht aber ohne eine tiefe Beziehung zu ihr. Im Grunde kann das ganze Geheimnis Christi in der Welt mit diesem Wort zusammengefaßt werden: »Taufe«, was auf griechisch »Eintauchen« bedeutet. Der Sohn Gottes, der von Ewigkeit her mit dem Vater und dem Heiligen Geist die Fülle des Lebens gemeinsam hat, ist in unsere Wirklichkeit der Sünder »eingetaucht« worden, um uns an seinem Leben Anteil haben zu lassen: er hat Fleisch angenommen, er wurde geboren wie wir, er ist aufgewachsen wie wir, und als er erwachsen war, offenbarte er seine Sendung, indem er gerade mit der von Johannes dem Täufer gespendeten »Taufe der Umkehr« begann. Wie wir soeben gehört haben, bestand sein erstes öffentliches Auftreten darin, daß er unter den reuigen Sündern zum Jordan hinabstieg, um jene Taufe zu empfangen. Natürlich wollte Johannes dies nicht tun, Jesus aber bestand darauf, da dies der Wille des Vaters war (vgl. Mt 3,13–15).
Warum also wollte der Vater dies? Warum sandte er seinen eingeborenen Sohn in die Welt als Lamm, das die Sünde der Welt auf sich nahm (vgl. Joh 1,29)? Als Jesus aus dem Wasser stieg, so berichtet der Evangelist, kam auf ihn der Heilige Geist wie eine Taube herab, während ihn die Stimme des Vaters als »geliebten Sohn« verkündete (Mt 3,17). Von diesem Moment an wurde Jesus also als derjenige offenbart, der gekommen ist, um die Menschheit im Heiligen Geist zu taufen: er ist gekommen, damit die Menschen das Leben in Fülle haben (vgl. Joh 10,10), das ewige Leben, das den Menschen erweckt und ihn ganz heilt, in Leib und Geist, und ihn so jenem ursprünglichen Plan zurückerstattet, für den er geschaffen worden ist. Das Ziel der Existenz Christi bestand eben darin, der Menschheit das Leben Gottes zu schenken, seinen Geist der Liebe, damit jeder Mensch aus dieser unversieglichen Quelle des Heils schöpfen kann. Deshalb also schreibt der hl. Paulus an die Römer, daß wir auf den Tod Christi getauft worden sind, um an seinem Leben als Auferstandener teilzuhaben (vgl. Röm 6,3–4). Deshalb also bringen die christlichen Eltern wie ihr heute sobald als möglich ihre Kinder zum Taufbecken in dem Wissen, daß das Leben, das sie ihnen geschenkt haben, nach einer Fülle, nach einem Heil verlangt, die nur Gott geben kann. Und auf diese Weise werden die Eltern zu Mitarbeitern Gottes, wenn sie ihren Kindern nicht nur das leibliche, sondern auch das geistliche Leben weitergeben.
(aus der Predigt von Benedikt XVI. zum Festtag des Taufe des Herrn, 13.1.2008)
Taufe des Herrn, Kasel, Schatzkammer Wien |
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