Glasfenster in Notre Dame de Chartres (B16, Generalaudienz, 11.April 2007)
Cambridge, Jesus College, Glasfenster
Glasfenster in St Alban´s Cathedral
Emmaus-Gang
Mosaik im Johannes Paul II. Heiligtum Krakau (Benedikt XVI., Regina Caeli, 7.4.2008)
Relief in Santo Domingo de Silos
Wandteppich in Vatikanischen Museen (2)
Wandteppich (1) - Johannes Paul II., Mane nobiscum Domine)
Ikone der Emmausbegegnung |
Liebe Freunde, auch heute tritt der Auferstandene in unsere Häuser und in unsere Herzen ein, obwohl die Türen manchmal verschlossen sind. Er tritt ein und schenkt Freude und Frieden, Leben und Hoffnung: Gaben, die wir für unsere menschliche und geistliche Neugeburt brauchen. Nur er kann jene Grabsteine wegwälzen, die der Mensch oft auf seine Empfindungen, seine Beziehungen, sein Verhalten legt – Steine, die den Tod bestimmen: Spaltungen, Feindschaften, Groll, Neid, Mißtrauen, Gleichgültigkeit. Nur er, der Lebendige, kann der Existenz Sinn verleihen und jene, die müde und traurig sind, die kein Vertrauen und keine Hoffnung haben, den Weg wieder aufnehmen lassen. Das haben die beiden Jünger erfahren, die am Ostertag auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus waren (vgl. Lk 24,13–35). Sie sprechen über Jesus, aber ihr trauriges Gesicht (vgl. V. 17) bringt enttäuschte Hoffnung, Ungewißheit und Schwermut zum Ausdruck. Sie hatten ihr Dorf verlassen, um Jesus mit seinen Freunden nachzufolgen, und hatten eine neue Wirklichkeit entdeckt, in der Vergebung und Liebe nicht mehr nur Worte waren, sondern das Leben konkret berührten. Jesus von Nazaret hatte alles neu gemacht, hatte ihr Leben verwandelt. Aber jetzt war er gestorben und alles schien zu Ende zu sein.
Plötzlich sind jedoch nicht mehr zwei, sondern drei Personen unterwegs. Jesus kommt zu den beiden Jüngern hinzu und geht mit ihnen, aber sie sind unfähig, ihn zu erkennen. Gewiß, sie haben die Gerüchte über seine Auferstehung gehört, denn sie berichten ihm: »Einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt. Sie waren in der Frühe beim Grab, fanden aber seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen und hätten gesagt, er lebe« (V. 22–23). All das reichte jedoch nicht aus, um sie zu überzeugen: »Ihn selbst aber sahen sie nicht« (V. 24). Daraufhin legte Jesus ihnen geduldig dar, »ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht« (V. 27). Der Auferstandene erläutert den Jüngern die Heilige Schrift und bietet ihren grundlegenden Interpretationsschlüssel: sich selbst und sein Ostergeheimnis.
Über ihn legen die Schriften Zeugnis ab (vgl. Joh 5,39–47). Plötzlich weitet sich der Sinn von allem, der Sinn des Gesetzes, der Propheten und der Psalmen; er wird vor ihren Augen deutlich. Jesus hatte ihnen die Augen für das Verständnis der Schrift geöffnet (vgl. Lk 24,45). Inzwischen waren sie im Dorf angekommen, wahrscheinlich beim Haus eines von ihnen. Der fremde Weggefährte tut, »als wolle er weitergehen « (V. 28), aber dann bleibt er, weil sie ihn inständig bitten: »Bleib doch bei uns« (V. 29). Auch wir müssen dem Herrn immer wieder inständig sagen: »Bleib doch bei uns.« »Als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach das Brot und gab es ihnen« (V. 30). Der Verweis auf die Gesten, die Jesus beim Letzten Abendmahl vollbracht hat, ist offensichtlich. »Da gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten ihn« (V. 31). Die Gegenwart Jesu, erst mit Worten und dann mit der Geste des Brotbrechens, ermöglicht es den Jüngern, ihn zu erkennen, und sie können auf neue Weise spüren, was sie bereits empfunden hatten, als sie mit ihm gingen: »Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloß?« (V. 32). Diese Episode verweist uns auf zwei vorrangige »Orte«, an denen wir dem Auferstandenen begegnen können, der unser Leben verwandelt: das Hören des Wortes, in Gemeinschaft mit Christus, und das Brechen des Brotes; zwei »Orte«, die zutiefst miteinander verbunden sind, denn »Wort und Eucharistie gehören so eng zueinander, daß eines nicht ohne das andere verstanden werden kann: Das Wort Gottes wird im eucharistischen Geschehen sakramentales Fleisch« (Nachsynodales Apostolisches Schreiben Verbum Domini, 55).
Nach dieser Begegnung, »noch in derselben Stunde, brachen [die beiden Jünger] auf und kehrten nach Jerusalem zurück, und sie fanden die Elf und die anderen Jünger versammelt. Diese sagten: Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen« (V. 33–34). In Jerusalem hören sie die Nachricht der Auferstehung Jesu und berichten ihrerseits über ihre eigene Erfahrung, entflammt von der Liebe zum Auferstandenen, der ihnen das Herz geöffnet hat für eine überschwengliche Freude. Wie der hl. Petrus sagt, wurden sie in seinem großen Erbarmen neu geboren zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten (vgl. 1 Petr 1,3). Denn in ihnen entsteht wieder die Begeisterung für den Glauben, die Liebe zur Gemeinschaft, das Bedürfnis, die gute Nachricht weiterzugeben. Der Meister ist auferstanden, und mit ihm ersteht alles Leben auf; dies zu bezeugen wird für sie zu einer Notwendigkeit, die nicht unterdrückt werden kann.
Liebe Freunde, die Osterzeit möge für uns alle eine günstige Gelegenheit sein, um mit Freude und Begeisterung die Quellen des Glaubens, die Gegenwart des Auferstandenen unter uns neu zu entdecken. Es geht darum, denselben Weg zu gehen, den Jesus die beiden Emmausjünger zurücklegen ließ, durch die Neuentdeckung des Wortes Gottes und der Eucharistie, also mit dem Herrn zu gehen und sich die Augen öffnen zu lassen für den wahren Sinn der Schrift und für seine Gegenwart im Brechen des Brotes. Der Höhepunkt dieses Weges, damals wie heute, ist die eucharistische Kommunion: In der Kommunion nährt uns Jesus mit seinem Leib und seinem Blut, um in unserem Leben gegenwärtig zu sein, um uns neu zu machen, beseelt von der Kraft des Heiligen Geistes.
Abschließend lädt uns die Erfahrung der Jünger ein, über den Sinn des Osterfestes für uns nachzudenken. Wir wollen dem auferstandenen Jesus begegnen! Er, der Lebendige und Wahre, ist immer unter uns gegenwärtig; er geht mit uns, um unser Leben zu leiten, um unsere Augen zu öffnen. Haben wir Vertrauen in den Auferstandenen, der die Macht hat, das Leben zu schenken, damit wir als Kinder Gottes neu geboren werden, fähig zu glauben und zu lieben. Der Glaube an ihn verwandelt unser Leben: Er befreit es von der Angst, er gibt ihm feste Hoffnung, er läßt es beseelt sein von dem, was der Existenz den vollen Sinn verleiht: von der Liebe Gottes. Danke.
(Benedikt XVI, Generalaudienz, 11. April 2012)
Kapelle in Emmaus-Nicopolis, Heiliges Land |
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