Montag, 2. April 2018

Emmaus



+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
13Am ersten Tag der Woche waren zwei von den Jüngern auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist.
14Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte.
15Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus hinzu und ging mit ihnen.
16Doch sie waren wie mit Blindheit geschlagen, so dass sie ihn nicht erkannten.
17Er fragte sie: Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet? Da blieben sie traurig stehen,
18und der eine von ihnen - er hieß Kleopas - antwortete ihm: Bist du so fremd in Jerusalem, dass du als Einziger nicht weißt, was in diesen Tagen dort geschehen ist?
19Er fragte sie: Was denn? Sie antworteten ihm: Das mit Jesus aus Nazaret. Er war ein Prophet, mächtig in Wort und Tat vor Gott und dem ganzen Volk.
20Doch unsere Hohenpriester und Führer haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen.
21Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde. Und dazu ist heute schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist.
22Aber nicht nur das: Auch einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt. Sie waren in der Frühe beim Grab,
23fanden aber seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen und hätten gesagt, er lebe.
24Einige von uns gingen dann zum Grab und fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht.
25Da sagte er zu ihnen: Begreift ihr denn nicht? Wie schwer fällt es euch, alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben.
26Musste nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen?
27Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht.
28So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen,
29aber sie drängten ihn und sagten: Bleib doch bei uns; denn es wird bald Abend, der Tag hat sich schon geneigt. Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben.
30Und als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach das Brot und gab es ihnen.
31Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten ihn; dann sahen sie ihn nicht mehr.
32Und sie sagten zueinander: Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?
33Noch in derselben Stunde brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück, und sie fanden die Elf und die anderen Jünger versammelt.
34Diese sagten: Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen.
35Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.

(Lukas 24)



Emmaus, Johannes Paul II. Heiligtum, Krakau


Das Evangelium des heutigen Sonntags, des dritten Sonntags der Osterzeit, ist die allbekannte Erzählung von den so genannten Emmaus-Jüngern (vgl. Lk 24,13-35). Es berichtet von zwei Jüngern Christi, die einen Tag nach dem Samstag, das heißt am dritten Tag nach seinem Tod, Jerusalem traurig und bedrückt verließen, um in ein nicht weit entferntes Dorf zu gehen, das Emmaus hieß. Als sie unterwegs waren, begegnete ihnen der auferstandene Jesus, sie aber erkannten ihn nicht. Als er ihre Niedergeschlagenheit bemerkte, erklärte er ihnen anhand der Schrift, dass der Messias leiden und sterben müsste, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen.
Nachdem er dann zusammen mit ihnen in ihr Haus gegangen war, segnete er das Brot und brach es. Daran erkannten sie ihn, er aber entzog sich ihren Augen und ließ sie voller Staunen vor jenem gebrochenen Brot zurück, dem neuen Zeichen seiner Gegenwart. Und sofort kehrten die beiden nach Jerusalem zurück und erzählten den anderen Jüngern, was geschehen war.

Das Dorf Emmaus ist nicht mit Sicherheit identifiziert worden. Es gibt verschiedene Hypothesen, und dieser Tatbestand ist gewiss interessant, da er uns erkennen lässt, dass Emmaus in Wirklichkeit jeden Ort verkörpert: Die Straße, die dorthin führt, ist der Weg jedes Christen – ja, mehr noch: jedes Menschen! Auf unseren Straßen wird der auferstandene Jesus zum Reisegefährten, um in unseren Herzen die Wärme des Glaubens und der Hoffnung neu brennen zu lassen und das Brot des ewigen Lebens zu brechen.

Im Gespräch der Jünger mit dem unbekannten Wanderer besticht das Wort, das der Evangelist Lukas einem von ihnen in den Mund legt: „Wir aber hatten gehofft…“ (24,21). Dieses Wort in der Vergangenheitsform besagt alles: Wir haben geglaubt, wir sind nachgefolgt, wir haben gehofft…, aber nun ist alles zu Ende. Auch Jesus von Nazareth, der in Werken und Worten gezeigt hatte, dass er ein mächtiger Prophet war, ist gescheitert, und wir sind enttäuscht worden.

Dieses Drama der Emmaus-Jünger erscheint wie ein Spiegel der Situation vieler Christen unserer Tage. Es scheint, dass die Hoffnung des Glaubens gescheitert wäre. Der Glaube selbst gerät aufgrund der negativen Erfahrungen, durch die wir uns auch vom Herrn verlassen und verraten fühlen, in eine Krise. Aber diese Straße nach Emmaus, auf der wir gehen, kann ein Weg der Reinigung und der Reife unseres Glaubens an Gott werden. Auch heute können wir mit Jesus in ein Gespräch eintreten, indem wir sein Wort hören. Auch heute bricht er das Brot für uns und gibt sich selbst als unser Brot. Und so schenkt uns die Begegnung mit dem auferstandenen Christus, die auch heute möglich ist, einen tieferen und echteren Glauben, der sozusagen durch das Feuer des Osterereignisses geläutert ist; einen kräftigen Glauben, da er nicht durch menschliche Ideen genährt wird, sondern durch das Wort Gottes und seine reale Gegenwart in der Eucharistie.

Dieser wunderbare Text des Evangeliums enthält bereits die Struktur der Heiligen Messe: im ersten Teil das Hören des Wortes durch die Heilige Schrift, im zweiten die eucharistische Liturgie und die Gemeinschaft mit dem im Sakrament seines Leibes und seines Blutes gegenwärtigen Christus. Dadurch, dass sich die Kirche an diesem zweifachen Tisch speist, wird sie unaufhörlich und Tag für Tag erbaut; in Glaube, Hoffnung und Liebe erneuert.

Durch die Fürsprache der allerseligsten Maria bitten wir darum, dass jeder Christ und jede Gemeinschaft von Neuem die Erfahrung der Emmaus-Jünger mache und so die Gnade der verwandelnden Begegnung mit dem auferstandenen Herrn wiederentdecke.

(Papst Benedikt beim Regina Caeli, 7. April 2008) 

Johannes Paul II. Heiligtum, Krakau

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