Zur größeren Verehrung des wundertätigen Marienbildes unter der Treppe (scala) eines nahe gelegenen Hauses wurde 1593 der Bau der Kirche S. Maria della Scala im Stadtviertel Trastevere begonnen. Der Überlieferung nach soll vor dem Bild eine Hebamme für ihr stumm geborenenes Kind gebetet haben, sodass dieses plötzlich zu sprechen begann. Als Filialkirche einer Pfarre ist die Kirche zugleich Klosterkirche der Unbeschuhten Karmeliten.
Auf einem Seitenaltar ist das Grab von Kardinal Nguyên Van Thuân. Am 4. Mai 2017 hat Papst Franziskus als Vorstufe zur Seligsprechung den heroischen Tugendgrad des vietnamesischen Kardinals anerkannt. (Zenitartikel)
das wundertätige Marienbild, S. Maria della Scala |
Maria mit dem kleinen Skapulier der Karmeliten |
Aufnahme Mariens |
Verlobung Marias mit Josef |
Altar der hl. Theresia von Lisieux |
François-Xavier Kardinal Nguyên Van Thuán (*17. April 1928 in Huê, Vietnam; † 16. September 2002 in Rom) war seit 1998 Präsident des Päpstlichen
Rats für Gerechtigkeit und Frieden. Er war der Neffe des ersten
südvietnamesischen Präsidenten Ngô Đình Diệm. Der römisch-katholische Kardinal wurde bereits zu Lebzeiten als
sogenannter "lebender Märtyrer" bezeichnet.
Kindheit und geistliche
Prägung
Nguyen van Thuán kam am 17.April 1928 in Hue in Zentralvietnam auf die
Welt. Er wuchs in einem behüteten Elternhaus auf. Sein Lieblingsonkel Ngo Dinh
Thuc war Priester. Dieser sah ihn schon als Kind als zukünftigen Priester und
bereitete die spirituelle Basis für die geistliche Laufbahn Nguyen Van Thuans.
Ab August 1940 ging Nguyen van Thuán in das Schülerkonvikt in An Ninh.
Diese Schule ermöglichte Ihm die Vertiefung seines Glaubens. Dort lerne er
durch die Pariser Missions-gemeinschaft, die die Einrichtung leitete, vor allem
3 Heilige kennen, die sein Leben geprägt haben: Therese von Lisieux,
den Pfarrer von Ars Jean-Marie Vianney
und den "Apostel Asiens" Franz Xaver,
dessen Namen er später neben seinem vietnamesischen Namen annahm. 1947 kehrte
nach Hue zurück um am Priesterseminar zu studieren.
Priester und Bischof
Er studierte in Rom (1956-1959) Kirchenrecht und promovierte. 1962 wurde
er Direktor des Schülerkonvikts in An Ninh, der Schule, in der er einen
Großteil seiner Kindheit verbracht hatte. 2 Jahre später wurde er 1964 zum
Generalvikar der Diozöse Hue bestimmt. Am 13. April 1967 wurde zum Bischof von Nha Trang ernannt und am 24. Juni 1967 empfing er die Bischofsweihe. Weitere
8 Jahre später, am 24. April 1975 ernannte ihn Papst Paul VI. zum Erzbischof-Koadjutor von Saigon (heute: Thành-Phố
Hồ Chí Minh bzw. Ho-Chi-Minh-Stadt).
Verfolgung
Nun begann für Nguyễn Văn Thuận die Zeit der Verfolgung. Trotz seiner
erfolgreichen Laufbahn, folgten nun die Schwierigkeiten. Die Kommunisten
besetzten Saigon und benannten es in Ho-Chi-Minh-Stadt um. Am 15.8.1975, nur
wenige Wochen nach seiner Ernennung wurde er festgenommen, wegen seiner
verwandschaftlichen Beziehung zum südvietnamesischen Präsidenten Ngo Dinh Diem,
der ein gläubiger Katholik und Anti-Kommunist war.
Es sollten 13 Jahre
Gefangenschaft folgen, geprägt von Verhören, psychischem Druck und Schikanen.
Zuerst stand er jedoch "nur" unter Hausarrest, Kontakt zu anderen
Mensche oder pastorale Arbeit waren Ihm nicht erlaubt. Dennoch beschloss er,
ein Buch zu schreiben. Es sollten Briefe an die Gläubigen in Vietnam sein. Doch
wie sollte er es angehen? Eines Tages nahm er Blickkontakt mit einem Jungen auf
der Strasse auf, der daraufhin auf ihn zukam. Ihn weihte er in seinen Buchplan
ein. Unter grosser Gefahr reichte Nguyen Van Thuan dem kleinen Jungen seiner
Gemeinde jeden Tag unbemerkt Notizen auf einem Blatt eines Abreisskalenders.
Der Junge und seine Schwester schreiben es zuhause in einem kleinen Notizblock
auf. Die Notizen verbreitete sich geheim innerhalb der katholischen
Gemeinschaft in Vietnam. Später wurden sie in dem Buch Hoffnungswege
veröffentlicht.
Diese Art des Kontakts nach aussen ging 7 Monate gut. Doch am 19. März
1976 Nguyen Van Thuan von der Polizei abgeholt und in ein Gefangenenlager
gebracht, wo er in einer fensterlosen Zelle untergebracht wurde. Erst im Herbst
1988 wurde er wieder freigelassen, stand aber weiterhin unter Beobachtung. Nach
einigen Reisen liess man ihn ins (erzwungene) Exil gehen. Nguyen van Thuan
wollte nach Rom. Im Dezember 1991 reiste er schliesslich dorthin mit der
Hoffnung irgendwann einmal wieder nach Vietnam zurückzukehren.
Exil und Kurienkardinal
Am 21. November 1988 wurde er schliesslich freigelassen, musste
jedoch im Vatikan im Exil leben. Nicht
einmal die sterbende Mutter durfte er besuchen. Am 24. November 1994 trat er als Koadiutor-Erzbischof von
Thành-Phố Hồ Chí Minh zurück.
Am 24. Juni 1998 ernannte Papst Johannes Paul II.
ihn zum Präsidenten des Päpstlichen Rats für Gerechtigkeit und Frieden.
Papst Johannes Paul II.
nahm ihn im Vatikan auf und ernannte ihn erst zum Vizepräsident und später zum
Präsidenten des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden. In dieser
Funktin sprach er sich auch für einen Schuldenerlass für ärmere Länder aus,
denn seines Erachtens waren die Schulden ein Haupthindernis für deren Entwicklung-
eine Idee, die von katholischen Jugendverbänden aufgegriffen und von Politkern
auf dem Weltwirtschaftsgipfel 1999 in Köln diskutiert wurde. Kurz vor dem
Jahrtausendwechsel bat Papst Johannes Paul II.
ihn, die Fastenexerzitien für den Papst und die Römische Kurie zu entwickeln-
eine Ehre, die zuvor keinem asiatischen Bischof zuteil geworden war. Seine
Mediationen und Ausführungen waren geprägt von seinem persönlichen Schicksal.
Ausdrücklich bedankte sich der Papst im März 2000 bei Ihm, dass er ihn und die
Kurie darin bestärkt hätte, dass Christus der Halt sein, auch wenn alles um
einen herum zusammenzubrechen drohe. Am 21. Februar 2001 wurde er ins Kardinalskollegium aufgenommen und zum Kardinaldiakon von S. Maria della Scala ernannt.
Erst jetzt wurde dem Kardinal die Reise ins Heimatland als ausländischer
Besucher gewährt.
Kurz nach seiner Ernennung wurde jedoch ein Krebsleiden diagnostiziert,
eine notwendige Operation verlief nur teilweise erfolgreich.
Am 16. September 2002 starb Kardinal Nguyễn Văn Thuận in Rom an
seiner Krebserkrankung im Rufe der Heiligkeit. Über seinen Leidensweg in
Vietnam geben seine autobiographischen Schriften beredt Auskunft, die Papst Benedikt XVI. in der Enzyklika Spe salvi zitierte.
Kardinal Nguyen van Thuan gehörte der Fokolarbewegung an.
Seligsprechungsprozess
Am 22. Oktober 2010 wurde der Seligsprechungsprozess
eingeleitet. Die diözesane Phase endete am 5. Juni 2013.[1] In einer Ansprache am 8. Juli 2013 hob
Papst Franziskus die Heiligmäßigkeit van Thuáns hervor und nannte ihn einen
"Zeugen der Hoffnung".[2]
Ich stehe hier heute vor euch als
ein ehemaliger Gefangener, der über 13 Jahre im Kerker verbracht hat, davon neun
in Isolationshaft. Nach meiner Festnahme im August 1975 werde ich während der
Nacht in ein 450 km entferntes Gefängnis transportiert.
Es beginnt für mich die Erfahrung
eines Lebens als Gefangener. Ich habe keinen Zeitplan mehr. Ein vietnamesisches
Sprichwort sagt: „Ein Tag im Gefängnis zählt so viel wie tausend Herbste in
Freiheit.“ Ich habe das erlebt: im Gefängnis warten alle auf die Befreiung,
jeden Tag, jede Minute. Eine Flut verworrener Gefühle wühlt mein Inneres in
jenen Tagen und Monaten auf: Traurigkeit, Furcht, Spannung. Im Dunkel der
Nacht, mitten in diesem Ozean von Angst, komme ich ganz allmählich zu mir. In
den langen Nächten im Gefängnis sehe ich ein, dass der einfachste und sicherste
Weg zur Heiligkeit der ist, den gegenwärtigen Moment in Liebe zu leben. Aus
dieser Überzeugung heraus entsteht dieses Gebet:
„Jesus, ich werde nicht
warten, ich lebe den gegenwärtigen Moment, indem ich ihn ausfülle mit Liebe.
Lebe ich jede Minute in Vollkommenheit, wird das Leben heilig sein. Den Weg der
Hoffnung bilden kleine Schritte der Hoffnung. Das Leben der Hoffnung bilden die
kurzen Minuten der Hoffnung. Wie du, Jesus, der du immer das getan hast, was
deinem Vater gefällt. Jede Minute will ich zu dir sagen: Jesus, ich liebe dich,
mein Leben ist immer ein neuer und ewiger Bund’ mit dir. Jede Minute will ich
mit der ganzen Kirche singen: Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen
Geist...“
Am 1. Dezember 1976 um neun Uhr abends
werde ich plötzlich gemeinsam mit anderen Gefangenen herausgerufen und zu zweit
aneinandergekettet auf einen Lastwagen verladen. Im Hafen Tan-Cang werden wir
auf ein verdunkeltes Schiff verladen, damit das Volk uns in den Laderaum des
Schiffes, wo man die Kohle bunkert. Es gibt nur eine kleine Petroleumlampe,
ansonsten herrscht völlige Dunkelheit. Wir sind insgesamt 1500 Personen, für eine
Reise von 1700 Kilometern unter unbeschreiblichen Bedingungen. In meinem
Inneren entlädt sich ein Gewitter. Bis zu diesem Moment war ich noch in meiner
Diözese, aber nun - wer weiß, wo ich enden werde! Ich verbringe jene Nacht in
Angst. Am nächsten Tag, als ein wenig Licht in den Laderaum des Schiffes
dringt, bemerke ich um mich herum die traurigen und verzweifelten Gesichter der
anderen Gefangenen. Es herrscht eine Stimmung wie auf einer Beerdigung. Einer
hatte versucht, sich mit einem Draht zu erhängen, die anderen rufen mich zu
ihm. Ich rede auf ihn ein, und am Ende schenkt er mir Gehör. Vor zwei Jahren habe
ich diesen Mann auf einem interreligiösen Treffen in Kalifornien wiedergesehen.
Voll Freude kam er auf mich zu, dankte mir und zeigte allen die Narben an
seinem Hals, die immer noch sichtbar sind. Als die Gefangenen während der Fahrt
erfahren, dass Bischof Van Thuan unter ihnen ist, kommen sie zu mir um mir ihre
Ängste mitzuteilen. Die Stunden vergehen, und den ganzen Tag hindurch bin ich
damit beschäftigt, an ihren Leiden Anteil zu nehmen und sie zu trösten.
Ich verbringe die drei Tage der Reise,
indem ich meinen Mitgefangenen beistehe, und ich meditiere über die Passion Jesu.
In der zweiten Nacht, in der Dezember-Kälte des Pazifischen Ozeans, beginne ich
zu begreifen, dass eine neue Etappe meiner Berufung begonnen hat. In der
Diözese hatte ich verschiedene Initiativen zur Evangelisierung der Nichtchristen
organisiert. Nun geht es darum, mit Jesus bis zu den Wurzeln der Evangelisierung
vorzudringen. Es geht darum, mit ihm zu gehen, um vor dem Stadttor, außerhalb
des umgrenzten heiligen Bereichs, zu sterben. So hat er bis zur letzten
Konsequenz offenbart, dass man der Liebe Gottes gerade da begegnen kann, wo in
den Augen der Menschen Gott nicht zugegen ist.
Auf dem Schiff und später im
Umerziehungslager habe ich Gelegenheit gehabt, mit den verschiedensten Menschen
einen Dialog aufzunehmen: Mit Ministern, Parlamentariern, hohen militärischen und
zivilen Autoritäten, mit maßgeblichen religiösen Vertretern verschiedener Religionen
und christlichen Gemeinschaften. Ich wurde im Lager zum Ökonom gewählt, um
allen zu dienen, das Essen zu verteilen, heißes Wasser zu besorgen und auf den
Schultern die Kohle herbeizuschleppen, die nachts zum Heizen gebraucht wurde,
denn die anderen betrachteten mich als Mann des Vertrauens.
Der vor den Mauern Jerusalems
gekreuzigte Jesus hatte mir bei der Abreise von Saigon zu verstehen gegeben,
dass ich mich auf eine neue Form der Evangelisierung einstellen musste, nicht mehr
als Bischof einer Diözese, sondern „vor dem Stadttor“, als Missionar, bis zum Äußersten
meiner Liebes- und Hingabefähigkeit. Nun öffnete sich noch eine weitere
Dimension: für alle.
Im Dunkel des Glaubens, im
Dienst, in der Demütigung, änderte das Licht der Hoffnung meine Sichtweise:
Mittlerweile war dieses Schiff, dieses Gefängnis, meine schönste Kathedrale,
und diese Gefangenen bildeten ohne jegliche Ausnahme das Volk Gottes, das
meiner pastoralen Fürsorge anvertraut war. Meine Gefangenschaft war göttliche Vorsehung,
war Gottes Wille.
Vielleicht erleben wir alle
ähnliche Momente der Verlassenheit, und das mehr als ein Mal.
Wir fühlen uns nicht verstanden,
sind manchmal enttäuscht, sehen uns verraten. Wir spüren den Mangel an Kraft und
empfinden die Einsamkeit vor Aufgaben, die uns überfordern. Wir kommen in
Berührung mit unerträglichen Leiden der Kirche und ganzer Völker. In gewissen Momenten
scheinen selbst das Licht des Glaubens und die Liebe zu erlöschen, und wir
sinken in Traurigkeit und Angst.
Das sind kleine oder weniger
kleine, manchmal auch länger dauernde Nächte der Seele, die in uns die
Gewissheit des nahen Gottes verdunkeln, die unserem ganzen Leben Sinn verliehen
hatte. Indem Gott seinen Sohn hingibt, das heißt zulässt, dass dieser die ganze
durch die Sünde hervorgerufene Entfernung von Gott bis zum Äußersten
zurücklegt, geht auch er in gewisser Weise in eine Gemeinschaft mit allem
menschlichen Leiden ein: So weit bringt ihn die Liebe, die er zum Menschen hat.
Der Sohn aber, der sich vom Vater verlassen fühlt, überlässt sich ihm erneut in
einem Akt unendlicher Liebe: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“ (Lk
23,46). So offenbart er, dass er mit dem Vater eins ist, in der Liebe; eins mit
ihm in jenem Geist der Liebe, der sie verbindet. Die Erfahrung der größten
Trennung von Gott birgt also in sich selbst in geheimnisvoller Weise, aber ganz
real, die Erfahrung der vollkommensten Einheit mit dem Vater.
In diese erstaunliche und
göttliche Dynamik der Liebe wird jedes unserer Leiden aufgenommen und
verwandelt, in ihr jede Leere erfüllt, jede Sünde erlöst.
Unsere Verlassenheit, unsere
Entfernung von Gott ist überwunden. Nur mit der Radikalität des Opfers können
wir Zeugen der Hoffnung sein, inspiriert an der Liebe Christi, die in Aufmerksamkeit,
Zärtlichkeit, Mitleid, Annahme, Verfügbarkeit und Interesse für die Probleme
der Menschen besteht.
Der gekreuzigte Jesus hat in
seiner Solidarität mit dem Letzten, mit dem Entferntesten, dem Gottlosen, für
den Apostel den Weg geöffnet, „allen alles zu sein“. Und Paulus
seinerseits teilt uns Christen mit, worin wahres Apostolat besteht: jedem
Menschen ohne jegliche Diskriminierung zu offenbaren, dass Gott ihm nahe ist
und ihn grenzenlos liebt. Indem wir jeden Menschen, auch den scheinbar
verachtungswürdigen oder feindlichsten als „Nächsten“ und als Bruder
oder Schwester zu betrachten, verwirklichen wir den zentralen Inhalt der Frohen
Botschaft: Im Kreuz Jesu kommt Gott jedem Menschen, der ihm fern ist, nahe und
bietet ihm Verzeihung und Erlösung an. Darum ist die Evangelisierung nicht eine
nur den Missionaren anvertraute Aufgabe, sondern ein grundlegendes Merkmal für
das christliche Leben überhaupt: Die gute Nachricht vom nahen Gott kann nur
dann offenbar werden, wenn wir uns als allen nahe erweisen. Über all das habe
ich mit den anderen katholischen Gefangenen gesprochen, und daraus ging eine
tiefe Verbindung unter uns hervor: eine neue Aufgabe zeichnete sich ab: Wir
sind berufen, gemeinsam Zeugen der Hoffnung für alle zu sein, das Licht der
Hoffnung weiterzugeben.
Hier ruht Card. F.X. Nguyen van Thuan, S. Maria della Scala |
Aufnahme aus dem Jahr 2013 |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen