Verkündigungsmonstranz, Klemensmuseum, Maria am Gestade, Wien |
Das Jawort in seinem Wesen ist Gnade; eine Gnade, die wie jede Gnade von Gott kommt, im Menschen und seiner Sendung sich auswirkt und die Möglichkeit hat, selbständig als geformte Antwort zurückgesendet zu werden, in die umfassende Sendung des Sohnes hinein, der durch das Jawort des Menschen die Möglichkeit erhält, als Mensch auf die Welt zu kommen.
Dieses Wesen des Jaworts findet sich in jedem christlichen Jawort wieder, das ein Mensch ausspricht, und so ist das Jawort der Mutter zur Bedingung und zum Vorbild, ja zur Quelle aller kommenden christlichen Jaworte geworden. Denn hier wird zum erstenmal die unlösliche Verbindung, die geheimnisvolle Ehe zwischen dem göttlichen und dem geschöpflichen Jawort offenbar, und die Frucht dieser Einigung ist der Erlöser der Welt. Und wenn die Mutter ihr Ja nicht ohne die Gnade des Sohnes spricht, so wird der Sohn doch nicht Mensch ohne das Ja der Mutter.
Jawort und Erlösung sind so sehr ineinander verflochten, so untrennbar eins, daß das Geschöpf kein Jawort geben kann, ohne erlöst zu sein, aber auch nicht erlöst wird, ohne irgendwie sein Jawort dazu gesprochen zu haben. Dieses Geheimnis hat seine Quelle im Jawort Marias, da ihr einziges Jawort genügt hat, damit der Herr als menschgewordener zu allen Menschen Ja sagte. Ihr Jawort ist also stellvertretend wie das Jawort des Herrn.
(Adrienne von Speyr, Magd des Herrn, 12)
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